Am Mittwoch, den 09. November gingen die 39. Französischen Filmfestspiele mit einer Preisverleihung und einem Abschlussfilm in Tübingen zu Ende. Über einen Abend voller Held*innen(-Geschichten), Dankbarkeit, aber auch etwas Wehmut berichtet für euch die Kupferblau.
Schon beim Eintreten in das Foyer des Kino Museums umfing es einen: die lachenden, sich angeregt unterhaltenden Besucher*innen, die herumliegenden Flyer, ein Tresen mit Sekt und schließlich der allgegenwärtige Geruch von Popcorn – das unverkennbare Gefühl der Französischen Filmtage. Das Überthema, mit dem sich die insgesamt 85 Filme in diesem Jahr auf ganz unterschiedliche Art und Weise beschäftigten war “Held*innen”.
Preisvergabe der internationalen Jury
So geht es in dem Film “Freedom Swimmer” um einen Großvater, der von China bis Hong-Hong schwimmt, um der Unterdrückung der chinesischen Regierung zu entfliehen. Seine Enkelin hingegen kämpft innerhalb Chinas für ihre Freiheit. Dafür verlieh die internationale Jury, bestehend aus Lars Blumers, Bénédicte Bourgois und Catherine Brillot, diesem Film den Internationalen Kurzfilmpreis. Dieser ist mit 1000 Euro Preisgeld dotiert. Die Regisseurin Olivia Martin-McGuire, die wie viele andere an diesem Abend nicht selbst anwesend war, sondern eine Videobotschaft schickte, widmete den Preis allen Flüchtlingen, die unter dem Druck ihrer Länder stehen.
Die Internationale Jury vergab noch einen weiteren Preis, den Preis für Langfilme, mit 5000 Euro Preisgeld. Diesen bekam “Sous les figues/ Unter dem Feigenbaum”, eine Geschichte über einer Gruppe Jugendlicher, die in Tunesien während ihrer Ferien auf einer Feigenplantage arbeiten. Der Film thematisiert vorrangig die Themen weibliche Solidarität und Menschlichkeit.
Die Jugend für das Kino begeistern
“Gehen junge Menschen noch ins Kino?”– diese Frage stellte die Moderatorin des Abends, Elena Böhler, als sie die siebenköpfige Jury des Jugendpreises auf die Bühne bat. Die Jugendlichen hatten sich nach einer langen Diskussion dafür entschieden, dass dieser mit 1.000 Euro datierte Preis an den Film “Petites/die kleinen” geht. Er handelt von der 16 Jährigen Frau Camille, die ungewollt schwanger wird und schließlich in einem Mütterheim landet. Besonders beeindruckt hatte die Jury, dass “die Figur ungefähr in unserem Alter ist” und die “unglaubliche Entwicklung” die sie während des Filmes durchmacht. Diese bringt sie schließlich dazu, eine Entscheidung zu treffen, so dass sie beinahe als “Mutter für ihre Mutter” handelt. Das allgemeine Fazit der Jury war, dass es sich wirklich gelohnt hatte, die Filme anzusehen. Für sie ist es also durchaus auch noch für jüngere Menschen relevant ins Kino zu gehen.
Förderung des deutsch-französischen Film-Austauschs
Als letzten Preis des Abends wurde der “Verleiherpreis” über 21.000 Euro, der durch ein Votum der Festivalzuschauer vergeben wurde, verliehen. Das besondere daran ist, dass das Preisgeld nicht an den/die Regisseur*in geht, sondern an den Verleiher, in diesem Fall Atlas, der den Film in die deutschen Kinos bringt. Dadurch soll ein Anreiz geschaffen werden, mehr französische Filme in Deutschland und mehr deutsche Filme in Frankreich zu zeigen. Der Gewinner dieses Jahr ist “Maria rêve”, auf Deutsch “Maria träumt – Oder die Kunst des Neuanfangs”. Die Geschichte, die Mutmachen und inspirieren soll, handelt von der schüchternen Reinigungskraft Maria, die an eine Kunsthochschule versetzt wird und dadurch die Möglichkeit hat, einen neuen Lebensweg einzuschlagen.
So endeten schließlich mit dem Film “Cupez” die 39. Französischen Filmtage. Wer diese verpasst hat oder einfach Lust bekommen hat, französische Filme anzuschauen, kann sich freuen: noch bis zum 17. November lassen sich viele Filme der Französischen Filmtage auf der Website der Französischen Filmtage ansehen. Und wer sich noch etwas gedulden kann: Am 19. Januar 2023 findet die deutsche Kinopremiere von “Maria träumt” statt. Es lohnt sich!
Bildrechte: © Französische Filmtage Tübingen | Stuttgart