Am Samstag, dem 21. Mai 2022, feierte das WHO sein 50-jähriges Jubiläum – aufgrund der Pandemie erst ein Jahr nach dem eigentlichen Geburtstag. Umso stolzer sind die Bewohner*innen nun, sich mit einem bunten Programm von ihrer besten Seite zu zeigen. Aber auch die Zukunft der Waldhäuser-Ost steht im Mittelpunkt der Gespräche…
Ein perfekter Tag im Mai: die Vögel zwitschern, die Sonne lacht vom Himmel, und eine leichte Brise weht den markanten Duft von Grill und Frühsommer in Richtung der Besucher*innen, die sich am vergangenen Samstag vor dem Geschwister-Scholl-Gymnasium einfanden, um gemeinsam 50 Jahre WHO zu feiern. Auf den ersten Blick fällt auf, dass es sich nicht um das studentische Publikum handelt, das der Kuckuck jede Nacht anlockt – obwohl nur hundert Meter zwischen den Orten liegen. Stattdessen füllen Familien mit Kindern den Platz, sowie die älteren Menschen, die teilweise selber schon 50 Jahre hier verbracht haben.
Buntes Programm
Offiziell beginnt das Fest um 15 Uhr mit einer Ansprache des Oberbürgermeisters Boris Palmer. Er lobt das Engagement und die harte Arbeit der „Mütter und Väter des WHO“, die über die Jahre aus einer Betonwüste einen grünen, lebenswerten Teil Tübingens gemacht haben. Auch die Organisatorin und Vorsitzende des Stadtteiltreffs, Anne Kreim, bedankt sich bei den Anwesenden und bei den mehr als 500 Freiwilligen, die bei der Umsetzung beteiligt waren. Der gut besuchte Schulhof sei für sie eine „große Bestätigung“.
Nach der kleinen Einweihung (musikalisch untermalt von der Big Band der Tübinger Musikschule) geht das Programm erst richtig los: Von Zauberern und diversen Musikgruppen auf der Bühne, über Fressbuden und Infostände, bis hin zu Hüpfburg und Kinderschminken – es ist alles dabei. Abseits der heiteren Stimmung im Außenbereich wird jedoch im Foyer des Schulgebäudes intensiv diskutiert. In einer Gesprächsrunde mit Boris Palmer und dem Baubürgermeister Cord Soehlke geht es um das Thema: „WHO’s next? – Wieviel Neues wünschen wir uns für Waldhäuser-Ost?“
Brisantes Thema: Wohnen
Wie zu erwarten gibt es viel zu besprechen, denn Wohnen in Tübingen ist nach wie vor ein brisantes Thema, auch außerhalb der Studierenden-Bubble. Umso erstaunlicher ist es dann zu hören, dass im WHO sehr viele Wohnungen leer stehen – und das seit Jahren. Die immer steigenden Mietpreise führen zu Spekulation. „Die Leute denken sich halt: warten wir noch ein bisschen, in ein paar Monaten bekommen wir mehr dafür“, sagt ein Bewohner. Auch Barrierefreiheit ist ein großes Thema, vor allem unter den älteren Leuten, sowie die Erweiterung und Erhaltung von öffentlichen Plätzen und Grünflächen. Allen voran wünscht man sich eine Renovierung des Einkaufszentrums, das in den 80er und 90er Jahren „tatsächlich noch ein Zentrum war“, in dem Anwohner*innen regelmäßig zusammenkamen. Die Antwort der Experten fällt dazu recht vielversprechend aus: ja, neue Wohnungen müssten gebaut werden, aber im Grunde sollte stets die Balance zwischen Neubau und Erhaltung des Bestehenden das Ziel bleiben.
“Das WHO ist kein Schlafviertel, es ist lebendig!”
Anne Kreim
Zum Thema Studierende ist man sich relativ einig, dass man gerne ein engeres Verhältnis zu den Wohnheimen hätte. Auch Anne Kreim bedauert die Abwesenheit der Studierenden, doch überrascht ist sie nicht. Grund sei die limitierte Werbefläche in den Wohnheimen. „Wenn wir nur 150 Flyer auslegen dürfen, dann ist es ja kein Wunder, dass die Studis das nicht mitkriegen“. In Kombination mit der Diskussionsrunde wird aber mehr und mehr ersichtlich, dass das WHO die junge Generation dringend braucht, wenn es weiterhin ein Stadtteil bleiben soll, in dem die Anwohner*innen trotz allem gerne leben.
Für alle Interessierten hier der Link zur Homepage des Stadtteiltreffs: https://www.stadtteiltreff-who.de/
Fotos: Isabel Jarama