Politik

Elefantenrunde 2023

Alle Jahre wieder… findet in Tübingen die Elefantenrunde statt. Hier kommen Vertretende der Listen, die sich für die Wahl des Studierendenrats bilden, zusammen und stehen Rede und Antwort. Interessierte oder Unentschlossene können so einen Überblick bekommen, sowie Fragen zu den Plänen der folgenden Wahlperiode stellen, um die Listen besser kennenzulernen. 

Die Wahl zum Studierendenrat (StuRa) findet am 27. und 28. Juni 2023 statt. Die Kupferblau hat gemeinsam mit dem StuRa am 15. Juni erneut die Elefantenrunde organisiert. Die Veranstaltung wurde auch live auf YouTube übertragen. Für alle, die es nicht zur Elefantenrunde geschafft haben, gibt es die Möglichkeit, die Aufnahme auf YouTube nachzuschauen. Vertreten waren Alicia von der Fachschaften-Vollversammlung (FSVV), Jannis von den Jusos, Felix von der Liberalen Hochschulgruppe (LHG), Jo von der Grünen Hochschulguppe (GHG) und Leon vom Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS). Von der Linksjugend solid.SDS (Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband) und der Unabhängigen Liste Fachschaft Jura (ULF) waren aus Krankheitsgründen leider keine vertretenden Personen dabei. Die Moderation übernahmen Janne und Leo von der Kupferblau.

Thema Nachhaltigkeit

Das Thema Nachhaltigkeit ist für alle Listen ein wichtiger Bestandteil der Arbeit des StuRas. Die Jusos weisen darauf hin, dass der Arbeitskreis Umwelt wieder aktiviert wurde. Es seien bereits Gespräche mit der Verwaltung entstanden, um die Themen der Finanzierung, Gebäudesanierung oder der Planung von Photovoltaikanlagen zu besprechen. Die Listen möchten, dass der StuRa aktiv dafür einsteht, die Universität energieeffizienter, nachhaltiger und klimagerechter zu machen. Die vielen Dächer der Universität bieten sich optimal für die Gewinnung von Solarenergie an. Es wäre eine große Investition, doch diese würde sich schnell rechnen und eventuell sogar Profit abgeben. Auch kleinere Projekte, wie die Begrünung von Gebäuden, beispielsweise durch Hochbeete mit Gemüse und Kräutern, oder die Einrichtung von Wasserspendern, sind geplant und sollen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der Universität beitragen.

Von Wasserspendern und Pizzakartons

Es steht bereits der Plan, an verschiedenen Orten an der Universität, aber hauptsächlich auf der Morgenstelle, Wasserspender zu installieren. Sprudel sollen diese auch hergeben. Noch ist unklar, wer diese Spender betreiben oder finanzieren soll. Für nötig werden sie aber einstimmig gehalten, denn nicht wenige Gebäude auf der Morgenstelle und auch im Tal sind so alt, dass ausdrücklich davon abgeraten wird, aus den Wasserhähnen zu trinken. 

Eine weitere Maßnahme, die diskutiert wird, ist die Mülltrennung. An sehr vielen Stellen an der Universität Tübingen gibt es bereits Mülltrennung in Biomüll, Gelber Sack, Papier und Restmüll. Oft gibt es aber auch nur eine Auswahl oder nur eine Sorte Müll. Die FSVV fordert hier eine bessere Ausstattung und überlegt auch, eine Infokampagne zu starten, auch wenn die LHG der Überzeugung ist, dass wir in Deutschland ja bereits in der Grundschule die Mülltrennung in- und auswendig können. Dennoch funktioniert die Mülltrennung nicht reibungslos und auch von der Seite der Universität kommt immer wieder der Aufruf, mehr auf die Mülltrennung zu achten. Die Idee von speziellen Pizzakarton-Mülleimern wurde von den Jusos in den Raum geworfen, da diese oft zu Verwirrung sorgen – Papier? Restmüll? Gelber Sack? Zuletzt kommt das Thema Aschenbecher auf. Diese fehlen an vielen Stellen in der Uni und da es keine Möglichkeit sei, mit dem Rauchen aufzuhören und noch weniger die Stummel auf die Straße zu werfen, fordert der RCDS mehr Aschenbecher.

Es erschienen ca. 40 Zuschauer*innen. Bild: Alexander Schwab
Energie sparen auf Kosten der Studierenden

Die Universität hat ein Raumproblem. Vom Land gibt es Vorlagen zur Flächeneinsparung, die nur durch Kürzungen von Seminarräumen oder Bibliotheken lösbar scheinen. Dies geht auf Kosten der Lehre. Auch bei diesem Thema sind sich die Listen einig, dass das „Schwachsinn“ sei. Online-Lehre sei keine ewige Lösung. Zwei Bibliotheken zusammenzuführen und dadurch auf 50 Prozent der Bücher verzichten zu müssen, schade den Studierenden. Ganz zu schweigen von den Arbeitsplätzen, die wegfallen.  Die FSVV und die GHG sehen hier ganz klar die Verantwortung beim StuRa, aber auch bei allen Studierenden, sich für die Räumlichkeiten einzusetzen. Die derzeitige Landesregierung sei studierendenfreundlich eingestellt. Demnach müssen jetzt alle laut werden und gemeinsam zeigen, dass diese Sparmaßnahme nicht akzeptiert werden könne.  

Wo fängt man an, wo hört man auf?

Der Semesterbeitrag an den StuRa lag bisher bei 3,50 Euro, und das seit dem Wintersemester 2018/19. Dieser soll nun auf 10 Euro angehoben werden. Die nicht-zweckgebunden Rücklagen sind nahezu aufgebraucht, die Pläne der Erhöhung stehen seit langem im Raum, nur durch die Pandemie wurden sie noch zurückgehalten. Jetzt ist es nötig, um die Leistungen, die der StuRa erbringt, aufrechterhalten zu können. Hier spalten sich die Meinungen. FSVV, Jusos und die GHG sind klar für diese Erhöhung. Sparmaßnahmen würde bedeuten, dass weniger Gelder an die Fachschaften und somit an die Studierenden gehen. Tolle Projekte wie das „Ract!“-Festival oder das Festival „Lichtnebel“ müssten zurückstecken.

Die Verdreifachung der Löhne fordern wir vor allem deshalb nicht, weil die Löhne nicht mehr bei 3,50 Euro liegen, weil zum Glück nicht immer die FDP regiert hat.

Jannis von den Jusos

Die neu übernommenen Cafeterien auf der Morgenstelle und im Clubhaus hätten keine Überlebenschance, oder müssten höhere Preise als geplant machen. Die LHG und der RCDS sehen das anders. Sie finden eine fast dreifache Erhöhung maßlos übertrieben und wollen lieber ab jetzt sparen. Eine Gewerkschaft würde auch keine Verdreifachung der Löhne fordern. Darauf reagieren die Jusos mit einem Seitenhieb: „Die Verdreifachung der Löhne fordern wir vor allem deshalb nicht, weil die Löhne nicht mehr bei 3,50 Euro liegen, weil zum Glück nicht immer die FDP regiert hat.“ Besonders das „Ract!“ erntet hier Kritik von der LHG und dem RCDS, obwohl es nicht zu den größten Posten im Haushalt zählt und weitere Sparmaßnahmen nötig seien. Wo diese konkret sein könnten, wird nicht genannt. Auf die Frage der Kupferblau, wie die beiden Gruppen zu einer kleineren Erhöhung stehen würden, zeigten sich diese kompromissbereit. Doch die GHG wendet ein, dass alles unter 10 Euro trotzdem zu Sparmaßnahmen führe. Das solle nicht passieren. Der Status Quo solle beibehalten werden!

Ist die Cafeteria schuld?

So kann das nicht gesehen werden. Der StuRa war aufgefordert, die Rücklagen der letzten vielen Jahre aufzubrauchen und hat sich für diese Investition entschieden. Die Erhöhung der Beiträge hatte davor schon in Planung gestanden. (Mehr zu der Übernahme könnt ihr hier lesen.) Sie soll eine Begegnungsstätte sein, für Studis von Studis, soll sich selbst tragen, nicht gewinnorientiert arbeiten und wenn das klappt, sind auch die kritischeren Listen wie zum Beispiel die LHG und der RCDS mit der Übernahme  versöhnt. 

Die Cafeteria auf der Morgenstelle soll 2024 wieder eröffnen. Bild: Hannah Burkhadt
KI und die Universität

In Bezug auf KI stellen sich einige Fragen: sollte die Nutzung an der Universität verboten bleiben? Sollten Hausarbeiten abgeschafft werden? Sollte es mehr Kurse zur korrekten Nutzung oder zur Spezialisierung im eigenen Arbeitsbereich geben? Hier sprechen sich alle Listen sehr ähnlich aus. KI ist jetzt da und eine Universität sollte Fortschritt fördern – also Lehre darauf einstellen, damit arbeiten, über Gefahren aufklären, Prüfungsformen anpassen. Das heiße nicht, Hausarbeiten abzuschaffen, sondern weniger Gewichtung auf hübsche Sätze legen – das kann die KI für alle machen – sondern auf die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit setzen. Es sei ein bisschen wie die Einführung des Internets: Alle sollen lernen, mit dem neuen Medium umzugehen, medienmündig zu werden und dazu solle die Universität beisteuern. Auch der StuRa ist mit dabei, denn der Arbeitskreis Digitalisierung wird derzeit ins Leben gerufen.

… und täglich grüßt die schlechte Wahlbeteiligung

Was kann unternommen werden und warum wurde es nicht schon früher übernommen? Die Wahlbeteiligung lag vergangenes Semester bei schlappen 7,9 Prozent. Die FSVV ist überzeugt, dass mit mehr Transparenz, mehr Werbung für Veranstaltungen wie die Elefantenrunde und mehr Förderung von Engagement, sowie der Ermutigung, dass jede*r einzelne etwas bewirken kann, die Wahlbeteiligung oder auch das allgemeine Interesse am StuRa und dessen Tätigkeiten steigen wird. Die Jusos wollen durch mehr Förderung von täglichen Angeboten mehr von dieser oben genannten Präsenz zeigen. LHG und RCDS sprechen sich für Online-Wahlen aus, um die Wahlbeteiligung zu fördern. Die Problematik hier ist, dass die Universität entweder Online- oder Präsenz-Wahlen möchte, aus finanziellen Gründen. Nicht jedoch beides. Und mit Blick auf andere Universitäten bleibt auch offen, ob die Online-Wahl tatsächlich helfen könnte. 

Geht wählen!

Zu guter Letzt kann nur gesagt werden: Geht wählen! Beteiligt euch in Fachschaften und Arbeitskreisen. Wir alle können etwas bewirken. Und falls ihr während der Wahl nicht in Tübingen seid, gibt es hier die Möglichkeit, die Briefwahl zu beantragen. Wer jetzt noch mehr wissen will, kann sich die ganze Elefantenrunde auf dem YouTube-Kanal der Kupferblau (oben verlinkt) nochmal ansehen.

Titelbild: Alexander Schwab

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2 Kommentare

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