Die Auflösung der strikten Grenzen zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit – dazu soll die Kunstausstellung „Was ist ein Mann?“, die am vergangenen Wochenende in der Münzgasse 7 zu sehen war, ihren Beitrag leisten. Künstler*innen aus Berlin, Leipzig und Tübingen beschäftigten sich gestalterisch mit einem wenig besprochenen Thema.
Was ist ein Mann? Während die Frage „Was ist eine Frau?“ Generationen feministischer Denker*innen beschäftigte, zu einer beachtlichen Anzahl an Schriften inspirierte, und auch heute in gesellschaftspolitischen Debatten rund um Trans-Frauen und Toilettenfragen heiß debattiert wird, kann die Frage nach Männlichkeit nicht auf diese lange Tradition zurückblicken.
Was ist ein Mann? Lässt er sich über sein Gegenteil definieren, die Frau, über die die vielen Texte verfasst wurden, wo doch früher eher die Frau über den Mann definiert wurde? Und doch wollen wir keins von beidem: In den Debatten rund ums Frausein ging es selten darum, eine klare Definition zu finden, von der es ein binäres Gegenteil gibt.
Was ist ein Mann? Eigentlich ist es offensichtlich, jedes Kind weiß es intuitiv. Und doch stellen wir uns die Frage so selten. Wie kann es sein, dass wir so wenig Klarheit besitzen über eine Kategorie, die unsere Gesellschaftsordnung elementar bestimmt?
Vielfalt und Auflösung der Geschlechter
In der Ausstellung werden diese komplizierten intellektuellen Fragen durch künstlerische Impulse ergänzt. Wir brauchen ja nicht immer nur in Worten zu denken, sondern können auch Bilder hochkommen lassen.
Schlecht gelaunte Geschäftsmänner im Anzug. Kartoffeln schälende Männer. Männer mit bunt glitzernden Augenlidern. Soldaten. Ringer. Alkoholiker und Missbrauchte.
„Wir wollten zeigen, dass Männlichkeit vielfältig ist, alles sein kann“, erzählt Pia Ewert, Kuratorin der Ausstellung. So sind auch die Kunstformen vielfältig: Ölgemälde, Fotografien, Videos, Plastiken. „Männer können fürsorglich und verletzlich sein; sie müssen nicht dem toxischen Ideal nacheifern. Im Grunde gibt es keine männlichen oder weiblichen Eigenschaften.“
Die Kuratorinnen der Ausstellung wollen die Grenzen der Männlichkeit verschwimmen lassen, indem sie über Männlichkeit sprechen. Denn während unsere Intuition Männlichkeit angeblich klar definiert, bemerken wir bei Reflexion, wie schnell diese Definition an ihre Grenzen stößt.
Die Frau im Mann
Und dann sind da auch einige Ausstellungsstücke zum Thema Weiblichkeit zu entdecken. Ein Gemälde von Subarna Sriranjan, das eine schwangere Frau zeigt. Eine Erklärungstafel verrät, dass Subarna Sriranjan in ihrer Kunst den Schwerpunkt auf Frauen in der Gesellschaft legt. Was haben ihre Werke in einer Ausstellung über Männlichkeit zu suchen, fragt man sich irritiert.
„Nun, denk doch mal nach“, erklärt Pia Ewert. „Braucht man für eine Schwangerschaft nicht auch einen Mann?“
Was sagt es über unsere Gesellschaft aus, dass wir Themen wie Schwangerschaft und Mutterschaft in einer Ausstellung über Männlichkeit als unpassend empfinden? Gerade in Anbetracht dessen, wie sehr Frauen in den letzten Jahrhunderten versucht haben, in angeblich männliche Bereiche einzudringen.
„Die Definition des Weiblichen wurde erweitert“, erzählt Pia Ewert weiter. „Frauen dürfen Hosen tragen oder auch mal stark sein. Das liegt daran, dass sie sich historisch gesehen das Männliche angeeignet haben, um in gesellschaftliche Machtpositionen zu gelangen. Aber was ist mit Männern? Eine Frau, die einen Anzug trägt, stellt sich höher, ein Mann, der ein Kleid trägt, stellt sich tiefer. Daher sehen wir heute öfter Frauen in Anzügen als Männer in Kleidern.“
Wie vielfältig ist patriarchale Männlichkeit?
Auch die Frage danach, inwieweit klassische Männlichkeit das, was sie verleugnet zu sein, enthält, wird aufgeworfen. Graue Ringer mit rosa Schlieren erinnern an Gewalt und Nähe gleichzeitig. Das Zine „Kamerad“ von Katharina Wurzinger, das auf einer Theke ausliegt, gibt Aufschluss über einen ähnlichen Zwiespalt im Soldatentum: Der Krieg ist sowohl etwas Gewaltvolles wie auch etwas Fürsorgliches, das oft mit Homosexualität verknüpft war. Der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld, der selbst schwul war, definierte männliche Homosexuelle als ein drittes Geschlecht, das besonders gut für den Krieg geeignet sei. Härter als Frauen, weicher als Männer. Sein Zeitgenosse Adolf Brand wollte die Knabenliebe nach griechischem Vorbild wiedererwecken. Für ihn schlossen sich Homosexualität und das Patriarchat nicht aus.
Männlichkeit ist komplex. Wird sie heute vielleicht sogar strenger definiert als noch vor hundert Jahren? Neben Aktfotografien berichtet das männliche Model von seinem Gefühl bei den Aufnahmen. Er habe sich dafür geschämt, keine perfekt definierten Muskeln zu haben, habe sich gedacht, Männern seien fürs Modeln doch nicht geeignet. Aber sich dann durch den „female gaze“ der Fotografin wohl und gesehen gefühlt.
“Toxic masculinity” nennt man diese hohen Ansprüche, die Männer daran stellen, dass sie möglichst dem Ideal des patriarchalen Mannes entsprechen. Doch bei all dem Fokus auf das Leiden der Männer unter dem Patriarchat ist es den Organisatoren und Organisatorinnen der Ausstellung wichtig zu betonen, dass Frauen im Patriarchat genauso unterdrückt werden.
Ich habe Probleme den Text klar zu verstehen und was er aussagen möchte, weil die Begriffe nicht klar verwendet und unterschieden werden. Mann? Männlichkeit? Männlichkeit ist nicht gleich Mann? Hier wird es gleich verwendet. Genauso Frau und Weiblichkeit. Patriarachale Männlichkeit? Muss Männlichkeit automatisch patriarchalisch sein? Ist es nicht vielmehr ein individueller Mann der gern ein patriarchat ist? Genauso das neue trendwort „toxische Männlichkeit“? Warum ist Männlichkeit toxisch? Sollte es nicht Vielmehr heißen Mann mit toxischen Eigenschaften? Wie kann man einem neutralen Begriff wie Männlichkeit oder Weiblichkeit einen wertendes Attribut beifügen? Der Begriff Intuition wird hier auch falsch verwendet. Gemeint in dem Kontext ist eher instinktiv. Instinktiv wissen wir was männlich und was weiblich ist.