Das Institut für theatrale Zukunftsforschung, das Zimmertheater Tübingen beherbergt noch eine letzte Vorstellung lang das „Hotel of Chance“, in dem Tübinger Aktivist*innen auf die Schauspieler*innen des ungarischen Performenskollektivs „STEREO ACT“ treffen.
Das Bühnenbild: Ein Projektor und davor eine Art Holztresen, mit einer Front aus Schließfächern, während des Stückes wird eine Art Haus aus Holzlatten zusammengebaut. Der Bühnenaufbau ist sehr dynamisch, die Gegenstände auf der Bühne werden immer wieder verschoben.
„I have disapointing News“ beginnt László Göndör das englisschprachige Theaterstück. Er will nach dieser Produktion kein Theater mehr machen, vor allem, da ihm der Sinn dahinter verloren gegangen ist. Das ist auch der Grund für die Entstehung der Idee des Hotels: Etwas Sinnvolles schaffen in einer Theaterbranche, in der der/die Einzelne nur noch Leistung erbringen muss, ohne wirklich hinter seiner/ihrer Theaterrolle zu stehen.
Vielfältig und bunt
Nachdem in einem Video Teile der Entstehung des Stückes gezeigt wurden, wird langsam aber sicher das Setting des Hotels aufgebaut. Dabei dreht sich alles sowohl um die Tübinger Aktivist*innen, deren Geschichten und Anliegen, als auch um die persöhnliche Geschichte der ungarischen Schauspieler*innen. Die Aktivist*innen wurden dabei aus einer Vielzahl von Menschen aus den unterschiedlichsten Gruppierungen herausgesucht, entscheidend für sie war dabei, wer diese Plattform und die “Entspannung” am nötigsten hatte. Die Wahl fiel schließlich auf Jackie Andres, die sich vor allem für die allgemeine Abrüstung einsetzt, Ahmed Arafa, der über Drogen aufklärt und Lucas Leppert, der in Schulen auf den Klimawandel aufmerksam macht und diesen erklärt. Er und Sofia Porscha sind beide Teil der Initiative „Do-No Trash Tübingen“. Lin Rückschloss, die jüngste im Team steht als queere Person für Vielfalt. Die ungarischen Performer Luca Borsos, Emina Messaoudi, László Göndör, Máté Martinkovics selbst schlüpfen in die Rollen der Hotelangestellten.
Ein Urlaubs- und Reflexionsort
Aber was ist das „Hotel of Chance“ überhaupt? Laut den Machern sollen sich die Gäst*innen bei Tätigkeiten wie Yoga, Gartenarbeit und Gesprächsrunden erholen, ihre Batterien wieder aufladen und mit etwas Abstand auf ihre Arbeit und ihre Anliegen blicken können. Dadurch sollen sie neue Kraft für ihre Arbeit tanken können. Nebenbei wird ihnen, umrahmt von den Darbietungen der hauptberuflichen Schauspieler*innen und inszeniert von Martin Boross eine Plattform für ihre Arbeit geboten.
Insgesamt ist das Stück eine gekonnte Verschmelzung von Inszenierung und realen Geschichten, wobei sich eines breites Repertoire, vom humoristischen, choreografischen, ernsten und Gesangs-Passagen bedient wird.
So waren auch die Publikumsmeinungen in der Fragerunde am Anschluss an das Stück durchweg positiv. Zum Beispiel fand ein älterer Mann „sie sollten vor allem ihren Humor beibehalten“ und später gefiel einer Frau besonders, „dass so viele Personen aus unterschiedlichen Gebieten des Aktivismus vertreten waren“.
Wer jetzt Lust bekommen hat, sich das Stück noch anzuschauen, kann dies am heutigen Freitag, um 20:00 Uhr tun, um 19:40 Uhr gibt es eine Vorbesprechung des Stückes.
Fotos: Zimmertheater Tübingen, Clara Göhner.