Ja, ‘Tübingen, warum bist du so hügelig?’ ist ein echter Klassiker. Aber es gibt auch Musik aus unserer Lieblingsstadt am Neckar, die man unironisch hören kann – ziemlich gute sogar. Die Kupferblau-Playlist gibt einen Überblick. Außerdem: Wer Tübingens Musikszene reicher macht, warum kleine Künstler*innen es nicht leicht haben und support kein Mord ist.
Tübingens Musiklandschaft ist bunter als das Epplehaus, könnte man sagen. Zwar verhält es sich beim Feiern im Grunde wie im Clubhaus: Man muss sich zwischen Techno und Charts entscheiden – oder halt den ganzen Abend draußen eine rauchen. Was eigene, selbstproduzierte Musik angeht, ist das anders. Ein Vorgeschmack, was Euch in der Playlist so erwartet:
Melancholische Männer
Sie schauen ernst, düster und ein bisschen verloren; sie klingen nach schweren Gitarren, Elektro Sounds und Einflüssen aus New Wave – und aus irgendeinem Grund stehen ihre Bandnamen in Großbuchstaben. TEMMIS haben ihren Ursprung in Tübingen und stehen mittlerweile in Hamburg auf der Bühne. GAST sorgen auf dem Emotions Festival Tübingen für Gänsehaut à la Edwin Rosen.
Noch mehr Boybands!
Immer treibend, nie langweilig. Mal mehr Rock, mal mehr Pop. Die Leute tanzen, wenn Estate spielt. Auch Lummerland, die beim ract!Festival dieses Jahr auf der Bühne standen, und Strahlemann sorgen dafür, dass Indie Fans in Tübingen auf ihre Kosten kommen. Einzelkünstler wie Jakob Longfield und Lörns machen sich nach und nach einen Namen. Wer lieber psychedelischen Rock mag, sollte unbedingt bei Ventura vorbeischauen. Auch psychedelisch und im Klang sehr experimentierfreudig sowie meist barfuß (wie es sich für echte Tübinger*innen gehört) spielen THIER.
Wo bleiben die Frauen*?
Von 30 Songs in unserer Playlist sind 5 Titel von Frauen*.
Das spiegelt leider auch die Musikszene in Tübingen wider. Dafür haben die Künstlerinnen es aber in sich: Julia Fay steht nur mit E-Gitarre und ihrer Stimme auf der Bühne während MIMI OCEAN, die eigentlich EDM macht, das Café Haag beim letzten Kupferslam in Atem hielt. Welches Potenzial das Zusammenschließen von Musikbegeisterten Frauen* hat, zeigt das Queerfeministische Auflegekollektiv, das gerade die Dj-Szene in Tübingen erobert.
Die Zeit ist also wirklich reif für Tübingens erste Girlband!
Ein paar MCs gibt es doch
Dass das Musikmachen im Kollektiv jede*n Einzelnen voranbringt, das haben auch die Köpfe des SaftKollektivs verstanden. Manche von ihnen legen Techno auf, die veröffentlichten Songs sind aber Teil einer Subkultur Tübingens, die bis jetzt kaum Raum findet: HipHop und Rap. Man findet Künstler wie Sane, der über das WHO rappt, eher auf Privatpartys – trotzdem ist er Teil der musikalischen Vielfalt in Tübingen.
Für die Liebe zur Musik
Musiker*innen in Tübingen sind facettenreich: Sie performen auf Bühnen, füllen Bars oder geben Wohnzimmerkonzerte. Manche stehen vor der Stiftskirche, um sich ein paar Euros dazuzuverdienen. Sie alle eint: Der Wunsch, sich durch Musik auszudrücken.
Die Kupferblau Playlist lädt ein, neue Artists und Genres kennenzulernen und gleichzeitig die Musikszene in Tübingen zu stärken. Das Paradoxe: Über Spotify verdienen kleine Künstler*innen quasi nichts. Bloßes Streamen eines Songs reicht also nicht, um wirkungsvoll zu unterstützen. Seien wir mal ehrlich; erst die live Performance macht Musik erlebbar, spürbar. Und für die Artists lohnend. Wer Live-Auftritte besucht und Merch kauft, stellt sicher, dass die Musiker*innen nicht im Minus landen und weiterhin neue Songs produzieren können. Konkret heißt das: Playlist hören, Favoriten entdecken, Gig-Termine nachschauen (am besten im Kupferblau Eventkalender) und das breite Spektrum musikalischer Identitäten in Tübingen fördern. Support your locals!
In der Playlist haben wir Deine Lieblingskünstler*innen aus Tübingen vergessen? Schreib uns auf Instagram!
Fotos: @_.luzian ; @diffusmagazin ; @thier.music ; Jonathan Kamzelak ; Paula Baumgartne