Kultur Musik

Im Gespräch mit Lummerland – „Eine Rockband mit ganz unterschiedlichen Einflüssen“

Die Band Lummerland aus Tübingen ist bekannt für ihre Live-Auftritte, bei denen sie das Publikum immer wieder mit einer kraftvollen Stimmung begeistern. Aus Tübingen ist die Band sicherlich nicht mehr wegzudenken. Wie es zur Gründung kam, woher der Bandname stammt, was hinter ihrer neuen Single „Verführt“ steckt und welche Pläne die Jungs für die Zukunft haben – das hat unsere Redakteurin im Interview mit den Bandmitgliedern erfahren.

Von spontanen Jam-Sessions in die Musikszene

„David und ich haben vor fünf Jahren angefangen, zusammen Musik zu machen“ erzählte uns Anton, der Leadsänger und Rhythmusgitarrist der fünfköpfigen Tübinger Rockband Lummerland. „In der Zwischenzeit hatten wir viele andere Mitglieder“, fügte er hinzu. Das Projekt Lummerland läuft seit etwas über als einem Jahr, in der aktuellen Besetzung spielen die Jungs aber schon seit über zwei Jahren. Bereits davor sammelten sie schon Erfahrungen in unterschiedlichen Stilrichtungen durch Musikprojekte oder Zusammenarbeiten und spontane, mal kleinere, mal größere Auftritte. Die Bandmitglieder verbindet nun eine langjährige Freundschaft.

„Tübingen ist sehr überschaubar, was Musik angeht. Aber das, was wir hier aufgebaut haben oder von anderen befreundetet Bands abbekommen, ist sehr, sehr schön“, sagte uns David. Die Jungs haben sich in den vergangenen Jahren einen Namen in der Branche gemacht, vor allem unter Tübingens Musikbegeisterten. Das ist kein Wunder, denn die Band sticht aus der Masse heraus, indem sie ihre privaten Geschmäcker am jeweiligen Instrument in ihre Songs einfließen lassen. Sie hören oftmals sehr unterschiedliche Musik und lassen sich davon inspirieren – diese Kombination von ihnen fünf birgt dadurch etwas Neues in sich, das sie jedoch nie versucht haben, klar zu definieren.

Anton (Leadsänger und Rhythmusgitarrist), Linus (Backing Vocalist am Synthesizer) und Tim (Leadgitarrist). ©Lummerlandband

Für mich ist Musik wie ein fester Stein, auf den ich – egal, wie es mir geht, egal, was ich mache und egal und was ich denke – zurückgreifen kann. Musik therapiert mich, Musik befriedigt mich, Musik macht mich glücklich und Musik macht mich süchtig, so kann man das vielleicht sagen.“

-David auf die Frage, was Musik ihm bedeutet

Wie eine Mannschaft, die Dinge zusammen meistert

Für die Jungs war es von Anfang an klar, dass sie in einer Band spielen möchten. Sie wollten ihre Musik  zusammen vertreten und „wie eine Mannschaft, Dinge zusammen meistern“, erklärten sie uns. Eine Solo-Karriere hat sicherlich ihre Vorteile, jedoch ist man als Solokünstler*in sehr auf sich selbst angewiesen. Der starke Zusammenhalt und ihre lange anhaltende Freundschaft bestätigten, dass sie die richtige Entscheidung getroffen haben. Sollte es gelegentlich zu harmlosen Streitigkeiten oder Auseinandersetzungen in der Band kommen, wenn sie mit Songtexten nicht zufrieden sind, liegt es vielmehr daran, dass sie alle sehr gut miteinander befreundet sind und ehrlich ihre Meinungen sagen. „Jeder hat die Rolle in der Band, die er am besten kann. Wir ergänzen uns sehr gut“, fügten sie hinzu.

Früher haben sie Songs mit englischem Text veröffentlicht, der Umstieg auf Deutsch erfolgte vor ein paar Jahren. Damals wurde auch der Name Lummerland von Tim in den Raum geworfen. „Es hat etwas Zündendes in sich. Alle waren auf Anhieb dafür. Es war auch der erste und letzte Moment bei uns, dass sich alle einig waren“, erzählte uns David lachend. „Wir hinterfragen es seitdem nicht, es passt einfach genau dazu, was wir machen“.

Beim Lummerland Live-Auftritt: Clemens spielt E-Bass und singt mit Anton. ©Lummerlandband

Wie entsteht überhaupt ein Song nach dem anderen, woher kommt die Inspiration dafür und wie läuft eine Probe ab? Das Gesamtpaket schreiben sie meist zusammen: Manchmal kommt einer von ihnen mit einer neuen Idee oder sogar mehreren Parts. Bei der Entstehung ihrer letzten Single war es auch nicht anders: Die Ideen wurden bereits von David instrumental geschrieben, der Rest der Band hat das Konzept sehr schnell angenommen. „Es hatte Feuer“, beschreibt die Band, „es hat alle fünf von uns gepackt“. Innerhalb von zwei Proben wurde der Song instrumental fertiggeschrieben. „Anton, unser Leadsänger, hat sich beim Thema vom Vibe, den der Song instrumental ausstrahlt, inspirieren lassen“. Und plötzlich stand das fertige Lied „Verführt“ da.

„Ich zeig dir was es heißt / verführt zu sein“

Von der Thematik selbst meinten die Jungs, dass es in dem Lied „um einen Menschen geht, der andere für seine Zwecke missbraucht, Menschen benutzt, um an das zu kommen, was er möchte.“ Dementsprechend ist das Thema  düster und abstoßend, denn es ist letztendlich aus der Perspektive dieser Person erzählt. Jedoch betonten sie, dass es wichtig ist, dass man selbst entscheidet, was der Song für sich bedeutet und was man für sich daraus interpretieren möchte. Auch beim Albumcover taucht das Motiv der Verführung auf: die Pose der abgebildeten Person ähnelt einer römischen Skulptur, wirkt dabei leicht verführerisch und erotisch, jedoch soll sie nicht den heutigen gängigen Schönheitsidealen entsprechen, sondern vielmehr Klischeebildern gegenübergestellt werden.

Willst du mich auch?

Dann zieh dich aus

Ein Kuss verspricht, was du nicht glaubst

Ich spiel

Mit dir

Bleib doch

Noch hier.”

Ausschnitt aus dem Songtext von Lummerland: Verführt

Die Show kann beginnen

Vor einigen Wochen spielte die Rockband mehrmals live in Tübingen, lockte aber viele Fans auch in München zur Bühne, die Tickets waren immer wieder ausverkauft. Als wir sie danach fragten, was seit ihrem allerersten Auftritt sicherlich anders ist, kam die Antwort, dass sie nun nicht mehr nur Spaß auf der Bühne haben möchten, sondern sich immer wieder Gedanken machen und vorausplanen, wie eine ganze Show von der ersten bis zur letzten Minute ablaufen soll. Das gewisse Maß an Adrenalin des Anfangs, das man effektiv umwandelt und zu seiner Stärke einsetzt, bleibt trotzdem bis heute erhalten.

Lummerland – Verführt (Official Video)

Eine Ära geht zu Ende

Ein Kapitel neigt sich zwar dem Ende zu, denn – soviel dürfen wir euch schon verraten – die Mitglieder ziehen aus unserer Studierendenstadt weg, um zu schauen, wie es für sie zukünftig weitergehen soll. „Wir haben gemerkt, dass wir es tatsächlich geschafft haben, sowas wie eine Musikszene in Tübingen aufzubauen“, erzählten sie. Es bietet sich nun die Möglichkeit, ein neues aufregendes Abenteuer irgendwo anders zu erleben. Aber längst kein Grund für uns, um traurig zu sein, denn sie werden immer wieder zurückkommen. „Wir werden Tübingen immer verbunden bleiben, egal, wo es uns hintreibt“. Sie setzten ihren Träumen keine Grenzen, jedoch möchten sie ihre Ziele realistisch sehen. Von ihrem Talent werden wir im Laufe der Zeit ohne Zweifel noch Einiges hören.

Beitragsbild und Illustrationen: ©Lummerlandband

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1 Kommentar

  1. […] treibend, nie langweilig. Mal mehr Rock, mal mehr Pop. Die Leute tanzen, wenn Estate spielt. Auch Lummerland, die beim ract!Festival dieses Jahr auf der Bühne standen, und Strahlemann sorgen dafür, dass […]

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