Gibt es den einen perfekten Körper? Wohl kaum. Doch kulturelle Normen, die Nonstop-Beschallung durch Werbung und Inszenierung von Makellosigkeit in den sozialen Medien versuchen uns genau das zu suggerieren. Was bedeutet das aber für unser Selbstbild? Die interaktive Ausstellung Body Revolution im Stadtmuseum Tübingen regt dazu an, sich mit dem eigenen Körperbild auseinanderzusetzen.
Die Illusion vom perfekten Körper
Noch bis zum 31. März 2025 läuft die Ausstellung in den Räumlichkeiten des Stadtmuseums. Themen wie Körpervielfalt, Geschlechterstereotype und der Einfluss sozialer Medien auf unser Selbstverständnis, werden behandelt und laden zur Selbstreflexion ein.

Am Eröffnungstag hatte ich die Gelegenheit, mich mit den Initiatorinnen der Vereine „tima“ und „Mädchentreff“ auszutauschen. Schon beim Betreten der Ausstellungsräume fällt auf, wie bewusst die Macherinnen von Body Revolution mit dem Raum und der Gestaltung umgehen. Auf meine Frage, was sie mit dieser Ausstellung bewirken möchten, antworteten sie: „Ein Bewusstsein für Körpervielfalt schaffen und bestehende Schönheitsnormen hinterfragen.“

Die Ausstellung wurde vom Verein Amazone in Bregenz entwickelt, der dafür den Österreichischen Jugendpreis 2023 erhielt. Das Projekt lädt die Besucher dazu ein, ihre eigenen Denkmuster zu hinterfragen. Möglich wird das durch zwölf interaktive Stationen, die Anreize schaffen, um darüber nachzudenken, wie Körperbilder konstruiert werden und welche gesellschaftlichen Erwartungen sie formen. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem Themen wie die Auswirkungen der Mode- und Kosmetikindustrie auf das Körperbild sowie die Repräsentation von Geschlecht und Identität.
Interaktiv und Inklusiv
Im Gegensatz zu klassischen Ausstellungen, setzt Body Revolution stark auf interaktive Elemente. Die Gäste werden dazu ermutigt ihre eigenen Erfahrungen zu reflektieren, an kreativen Aufgaben teilzunehmen und in den Austausch mit anderen zu treten. Auch Schulen und Jugendgruppen können spezielle Führungen buchen, um mit Fachkräften gezielt über Körperbilder zu diskutieren.

Bild: tima e.V

Bild: tima.e.V
Die Ausstellung wird von verschiedenen Workshops begleitet, die die Möglichkeit bieten, sich mit spezifischen Ausstellungsthemen noch einmal tiefer auseinander zu setzen. Am 24. Februar können Jugendliche bei einem kreativen Fotoshooting unter dem Motto „Das bin ich!“ ihre eigene Darstellung hinterfragen. Zudem gibt es am 3. März einen Plakat-Workshop zum Internationalen Frauentag, der sich mit feministischen Botschaften und gesellschaftlichen Forderungen beschäftigt. Abschließend beleuchtet der Workshop „My Body, My Rules“ am 17. März das Thema Selbstbestimmung und persönliche Grenzen. Detaillierte Informationen zu den Workshops gibt es auf der Website des Stadtmuseums Tübingen.
Die beteiligten Organisationen
Hinter der Ausstellung stehen mehrere engagierte Organisationen, die sich für Körpervielfalt, Geschlechtergerechtigkeit und Jugendbildung einsetzen. Der Verein „tima“ bietet in Tübingen seit Jahren Präventions- und Beratungsarbeit im Bereich Essstörungen und sexualisierter Gewalt an. Er organisiert auch Workshops, die Jugendliche für kritische Körperbilder sensibilisieren. Der Tübinger „Mädchentreff e.V.“ setzt sich für die Förderung und Stärkung von Mädchen und jungen Frauen ein, insbesondere durch sein vielfältigen Bildungs- und Beratungsangebot zu einer Vielzahl verschiedener Themen. Der Verein Amazone verfolgt in der Konzeption seiner Ausstellung das Ziel, Mädchen und junge Frauen in ihrer Selbstbestimmung zu unterstützen und stereotype Geschlechterbilder zu hinterfragen.
Warum sich ein Besuch lohnt?
Die Ausstellung stellt eine zentrale Frage: „Findest du deinen Körper schön?“ Die Antwort darauf ist oft komplex. Body Revolution liefert Denkanstöße, um eigene und gesellschaftliche Vorstellungen zu hinterfragen und ein Bewusstsein für die Vielfalt von Körperbildern zu schaffen. Ein Besuch lohnt sich für alle, die sich kritisch mit diesen Themen auseinandersetzen möchten. Im besten Fall verlässt man die Ausstellung nicht nur mit einer neuen Perspektive auf den eigenen Körper, sondern mit dem Anstoß für eine persönliche Revolution – eine, die dazu ermutigt, Schönheitsnormen zu hinterfragen und Körper in all ihrer Vielfalt zu akzeptieren. Denn jede Revolution beginnt im Kopf.

Die Ausstellung ist noch bis zum 31. März 2025 im Stadtmuseum Tübingen zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Beitragsbild: Jens Fortmann