Frauenrechtsaktivismus kennt man bisher vor allem aus der linken Szene, während von rechts starker Gegenwind kam. Hier war die Mutter und Hausfrau das Idealbild einer Frau. Was sich daran geändert hat und warum diese Veränderungen ebenfalls sehr problematisch sind, hat Julia Haas in einem Vortrag am Mittwoch, 01.06.2022, erklärt.
Am Mittwoch, 01. Juni, fand im Hof des Wohnprojekts in der Schellingstraße ein Vortrag zum Thema Frauenbilder in der rechtsextremen Szene statt. Als Referentin wurde Julia Haas eingeladen. Die Soziologin hat 2020 das Buch „’Anständige Mädchen’ und ‘selbstbewusste Rebellinnen’. Aktuelle Selbstbilder identitärer Frauen“ veröffentlicht, in dem sie ihre Studie zum Frauenbild in der rechtsextremen Szene und identitären Bewegung vorstellt.
In dem Buch analysiert sie, dass das lange Zeit vorherrschende Bild der Frau mit Zöpfen, Rock und Kind im Arm nicht mehr in dieser Form in der rechtsextremen Szene vorhanden ist. Vielmehr gibt es eine erstaunliche Vielfalt an Frauenbildern, die sich jedoch im Rahmen binärer Geschlechtervorstellungen bewegen. Der Vortrag problematisierte vor allem die Rolle rechtsextremer Frauenrechtler*innen, die sich als wahre Aktivist*innen inszenieren. Jedoch, so stellte Julia Haas klar, dient dieser „Aktivismus“ dazu, rechtes Gedankengut zu verbreiten und den Feminismus für eigene Zwecke zu instrumentalisieren.
Rassismus statt Feminismus
Als Beispiel nennt Julia Haas den vermeintlichen Kampf der rechten Aktivist*innen gegen sexualisierte Gewalt. Bei diesem Thema argumentieren sie, dass man gegen sexualisierte Gewalt im privaten Rahmen nichts unternehmen könne, jedoch gegen die sexualisierte Gewalt in der Öffentlichkeit, die vor allem von Geflüchteten verübt würde. So würde das Thema sexualisierter Gewalt von ihnen zur Verbreitung rassistischen Gedankenguts missbraucht. Zudem gälte dieser vermeintliche Frauenrechtsaktivismus nur für weiße deutsche Frauen.
“Und da bin ich wieder so halb bei den Feministen: ich möchte gerne mit den Jungs mitlaufen, ich möchte den ganzen Tag rauchen und Hosen tragen, ohne dass man mit [sic!] unterstellt ‚unfeminin‘ zu sein.”
Melanie Schmitz
Feministin oder rechte Aktivist*in? Diese Frage stellte Julia Haas auch in einem Quiz während ihre Vortrags. Dabei zeigte sie dem Publikum unter anderem oben aufgeführtes Zitate von Melanie Schmitz. Was zuerst wirkt wie die feministische Aussage einer Frau, die Gleichberechtigung und Selbstbestimmung fordert, ist in Wirklichkeit das Zitat einer Anhängerin der Identitären Bewegung, die mittlerweile sogar vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Auch das Publikum musste während es Quiz’ entscheiden welche Aussagen sie Feminist*innen bzw. rechten Aktivist*innen zuordnen würden. In den meisten Fällen zeigten sich die Zuhörerenden uneinig oder lagen daneben. Das zeigte, dass die Aneignung feministischer Themen durch rechte Aktivist*innen in der Gesellschaft zu Verwirrung führen kann und im schlimmsten Fall rechte Ideologien verbreitet werden. Falls ihr euch für ähnliche Vorträge und Veranstaltungen interessiert, dann schaut hier vorbei.
Beitragsbild: Pixabay
richtig relevantes Thema heutzutage. Frau Haas ist auch eine richtig wichtige Forscherin in diesem Gebiet. spannend, dass ihr von ihrem Vortrag berichtet!