Lebensmittel sind von der Inflation betroffen, weswegen die Gastronomie ihre Preise erhöhen musste. Wir haben in Tübinger Restaurants und Bäckereien nachgefragt, wie sich die Inflation auf ihren Betrieb auswirkt.
Wer einkaufen geht oder die Stromrechnung bezahlt, merkt, dass alles teurer wird. Die Inflationsrate ist inzwischen mit 7,9 Prozent so hoch wie seit vierzig Jahren nicht mehr. Ziel der europäischen Zentralbank ist eine Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent, welcher schon seit April 2021 unterschritten ist. Aktuell steigen die Preise für Nahrungsmittel mit einer durchschnittlichen Rate von 8,6 Prozent. Der Grund für die Preissteigerung bei Lebensmitteln sind unter anderem schlechte Ernten und wegen Corona geschlossene Grenzen. Wenn die Lebensmittel knapp sind, werden sie teurer verkauft. Außerdem ist die Herstellung der Lebensmittel teurer geworden, unter anderem wegen CO2-Abgaben und Arbeitskräftemangel. Die Kosten müssen die Unternehmen durch eine Preiserhöhung wieder einholen.
Preissenkungen nicht in Sicht
Im Vergleich zum vergangenen Jahr sind Gurken um 30 Prozent, Sonnenblumenöl um 28,9 Prozent und Tomaten um 27 % teurer geworden. Das betrifft nicht nur die Endverbrauchenden, sondern auch die Gastronomie.
Wir von der Kupferblau wollten von Betreibenden in Tübingen wissen, wie sie mit der Inflation umgehen.
Die Kundschaft reagiert verständnisvoll. Bisher gab es kaum Kritik.
Babette Förch, Gastronomin im Vegi
Im Lokal Vegi haben sich die Ausgaben seit der Inflation um 40 Prozent erhöht. „Wir arbeiten mit den Lebensmitteln, die teurer werden“, meint die Gastronomin Babette Förch (34). „Wir brauchen viel frisches Gemüse und vor allem Öl zum Frittieren.“ Deswegen hat die Geschäftsführung die Preise erhöht, um die Kosten decken zu können. „Die Kundschaft reagiert verständnisvoll“, erzählt Förch. „Bisher gab es kaum Kritik.“ Ein Rückgang der Kosten ist für Förch nicht in Sicht, da die Inflation seit Monaten immer weiter ansteigt.
Energiekosten für Backofen und Kühltheke
Felix Löffler (60), der Inhaber der Konditorei Zuckerbäcker, musste die Preise ebenfalls anpassen. „Unsere Ausgaben haben sich ums Doppelte erhöht“, berichtet er. „Ein Kilo Butter ist in einem Jahr von 4,60 Euro auf zehn Euro gestiegen. Da mussten wir die Kuchen teurer machen, um die Rohstoffe bezahlen zu können.“ Hinzu kommen die Energiekosten für den Backofen, die Kühltheke oder die Heizung. Die Kosten für Heizöl sind um 98,6 Prozent, Strom und Gas um 33,6 Prozent gestiegen. Dafür verantwortlich ist vor allem die Abhängigkeit von Flüssiggas aus Russland.
Die Reaktionen auf die Preiserhöhungen im Zuckerbäcker waren unterschiedlich. „Die meisten verstehen, warum die Kuchen jetzt teurer sind. Ein paar haben negativ reagiert“, meint Löffler. „Doch wir müssen so handeln. Wir haben auch nichts zu verschenken.“
Beitragsbild: Anne Burckhardt