Hochschulpolitik Politik

Studierendenrat beschließt Stellungnahme zur Exzellenzstrategie – StuRa-Inside vom 26.05.25

Einen Marathon an Anträgen gab es im Studierendenrat am Montagabend. Außerdem wurde eine Stellungnahme beschlossen, die auf mögliche Probleme im Zusammenhang mit der Exzellenzstrategie aufmerksam machen soll. Vor allem die LHG hatte an einigen Punkten etwas auszusetzen.

Gleich zu Beginn der Sitzung diskutieren die 16 anwesenden StuRa-Mitglieder über die Verwendung von übrig gebliebenen Qualitätssicherungsmittel (QSM). 30. 000 Euro des studentischen Budgets sind hier noch übrig. Werden diese nicht genutzt, sollen sie letztendlich an die Unibibliothek geben. Aus dem Studierendenrat kommt der Vorschlag, die übrigen Mittel stattdessen dem Fremdsprachenzentrum und dem International Office zu zur Verfügung zu stellen, da diese das Geld benötigen würden. Die beiden Einrichtungen planen allerdings ohnehin in Kürze einen Antrag auf finanzielle Unterstützung stellen, den man noch abwarten könnte, erklärt Linus, Referent für Studium und Lehre. Nach kurzer Diskussion wird das Thema an den Arbeitskreis (AK) QSM gegeben.

Können wir uns die Reichen noch leisten?

Danach geht es los mit dem ersten Antrag: Die Organisator*innen der Menschenrechtswoche beantragen Geld für Werbung – in Form von Flyern, Postern, Stickern und Programmheften – sowie möglicherweise Fahrtkosten für einen Redner bei der Eröffnungsveranstaltung. Sie möchten Malik Gannouchi einladen, der auf Instagram Aufklärungsarbeit zum Thema Armut leistet. Denn das diesjährige Motto der Menschenrechtswoche lautet „Können wir uns die Reichen noch leisten?“ Die Liberale Hochschulgruppe (LHG) stellt einige Fragen an die Antragstellenden, etwa ob bei den Veranstaltungen auch unterschiedliche Antworten auf die recht provokante Frage des Mottos gegeben würden. Die Organisator*innen erklären, dass das Ziel der Menschenrechtswoche sei, Diskurs zu ermöglichen.

Auch die Anwendung von Sticker als Werbemittel kritisiert die LHG, da diese letztendlich an Orten landen könnten, an die sie nicht gehören. Als es in Richtung Abstimmung geht, stellt die Fachschaftenvollversammlung (FSVV) einen Antrag auf ein Umlaufverfahren, um den Antrag noch in die Fachschaften weiterleiten zu können. In der Abstimmung darüber wird aber gegen das Umlaufverfahren gestimmt. Daher wird der Antrag direkt im Anschluss zur Abstimmung gebracht. Dieser wird mit einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen angenommen.

Die LGH will keine Sticker als Werbemittel fördern. Bild: Janne Geyer (Symbolbild)

„Ohne Vorbilder an die Spitze- wie Nichtakademiker-Kinder ihre Träume verwirklichen“ lautet der Titel eines Vortrages, den die muslimische Studierendengruppe am 24. Juni veranstalten wird. Hierfür beantragen sie 180 Euro Honorar für den Redner, einen Professor, der selbst aus einer Nichtakademiker-Familie stammt und auf Instagram Aufklärungsarbeit betreibt. Der Antrag wird einstimmig angenommen. 

LHG will Honorare für Autorinnen absenken

Mehr Diskussionen gibt es über einen Antrag des Studio Literatur und Theater zur Ästhetik queerer Texte im neu eröffneten Popup-Store der Universität. Die Veranstaltung am 25. Juni soll eine Mischung aus Lesung und Diskussion werden, zu der zwei Autorinnen eingeladen werden. Insgesamt beantragen die Antragstellenden 891€ für Honorar der Autorinnen, die Moderation sowie eine Übernachtung im Gästehaus der Universität. Es wird angemerkt, dass das Moderationshonorar gestrichen werden muss, da ein Mitglied der Gruppe die Moderation übernimmt und hierfür kein Honorar gezahlt werden darf. 

Außerdem stellt die LHG einen Änderungsantrag, das Honorar für die beiden Autorinnen von je 300 Euro auf je 200 Euro zu senken. Die Antragstellerinnen argumentieren dagegen, dass die Literaturbranche sowieso sehr prekär sei und man bei Lesungen ein angemessen Honorar zahlen müsse, damit Autor*innen auch kommen. Bei der Abstimmung wird ein Änderungsantrag, der das Moderationshonorar streicht, angenommen. Der Änderungsantrag der LHG hingegen wird abgelehnt. Damit kann die Veranstaltung, abzüglich des Moderationshonorars, gefördert werden.

Kupferblau beantragt Geld für kommende Ausgaben

Weiter geht es mit drei Anträgen aus der Kupferblau. Die Redaktion beantragt jeweils 3000 Euro für die nächsten beiden Ausgaben, die zum Ende des Sommersemesters und zu Beginn des Wintersemesters erscheinen sollen, sowie 234 Euro für das Hosting der Website und Adobe, das für das Layout verwendet wird.

Beide Printausgaben werden, wie auch die aktuell neu erschienene, eine Auflage von 2500 Exemplaren haben, was laut Herausgeber Marcel Gnauck bisher immer gut angenommen wurde. Die FSVV stellt einen Antrag auf Vertagung, um die Anträge noch an die Fachschaften weitergeben zu können, dieser wird angenommen.

Der Druck der Kupferblau Print-Ausgaben wird jedes Semester vom StuRa gefördert. Bild: Janne Geyer

Ein weiterer Antrag bezieht sich auf eine Veranstaltung zum Thema SLAPP-Klagen, also Einschüchterungsklagen gegen Journalisten, die am 7. Juli stattfinden wird. Die Organisator*innen möchten dazu den Journalisten Emran Feroz einladen, der für seine kritische Berichterstattung über Afghanistan und den sogenannten „Krieg gegen den Terror“ bekannt ist und derzeit Ziel einer solchen SLAPP-Klage ist. Insgesamt werden 420€ für das Honorar, die Anfahrtskosten und Werbekosten beantragt. Der Antrag wird mit zwei Enthaltungen angenommen.

Als nächstes steht StuRa-intern ein Antrag zur Anpassung der Honorarrichtlinien auf der Tagesordnung. Diese sollen an einigen Stellen präzisiert, teils nach unten korrigiert oder geöffnet werden. Dieser wird ohne größere Diskussionen einstimmig angenommen.

Werden neue Exzellenzcluster die Wohnungsnot verschärfen?

Anschließend befasst sich der Studierendenrat mit einer Stellungnahme zu der Exzellenzstrategie der Universität. Diese hat sechs Exzellenzcluster genehmigt bekommen, drei mehr als bisher. In der Stellungnahme wird auf mögliche Probleme hingewiesen, die damit einhergehen könnten. So wird etwa eine Verschärfung der Wohnsituation befürchtet, wenn 600 bis 1000 neue wissenschaftliche Mitarbeiterende mit besseren finanziellen Ressourcen als Studierende nach Tübingen ziehen. Auch könnte sich eine Fokussierung auf Forschung negativ auf die Lehre auswirken, weil diese in der Verwaltung dann geringere Priorität hätte. Die Stellungnahme ruft Universität, Politik und Studierendenwerk auf, sich frühzeitig mit diesen Herausforderungen zu befassen.

Die LHG spricht sich gegen eine Stellungnahme aus. Sie sähen die Exzellenzstrategie positiv, und glaubten nicht, dass sich die Zielgruppen des Wohnraums für einerseits wissenschaftliche Mitarbeiter und andererseits Studierenden überschneiden würden. Auch würden zugezogene Leute Steuern zahlen, von denen die Stadt profitieren könnte. Antragsteller Linus, Referent für Studium und Lehre, antwortet, dass sich die Zielgruppen für den Wohnraum sehr wohl überschneiden würden und dass hier Konkurrenz zu erwarten sei. Außerdem stehe man der Exzellenzstrategie kritisch gegenüber, weil damit an anderen Stellen Geld weggenommen werde. Die Stellungnahme sei aber gar keine grundsätzliche Kritik, sondern rufe entsprechende Stellen dazu auf, mögliche Probleme frühzeitig anzugehen. Der Antrag zur Veröffentlichung der Stellungnahme wird letztendlich mit drei Gegenstimmen angenommen.

Zwei Drittel der Fachschaften sehen Probleme in Studiengängen

Es folgt ein kurzer Bericht über ein Treffen des Tübingen School of Education (TüSE) Teaching Board, bei dem über das Feedback von Lehramtsstudierenden diskutiert wurde. Dies sei generell recht positiv aufgefallen. Ein große Kritikpunkt sei aber der fehlende Praxis gewesen. Dort wurde aber dagegen argumentiert, dass der Praxisanteil dann im Referendariat komme. Auch sehe es in Freiburg und Heidelberg noch schlechter aus, was für Erheiterung in der Sitzung sorgt.

Zwei Drittel der Fachschaften sehen Probleme in ihren Studiengängen. Bild: Janne Geyer

Zuletzt wird noch über eine Umfrage unter Fachschaften zu ihren Studiengängen berichtet, die der AK Studium und Lehre durchgeführt hatte. Die meisten bewerteten ihre Studiengänge eher gut, zwei Drittel gaben aber auch an, Probleme zu sehen. Die am häufigsten genannten Probleme sind hier die Ausstattung und der Mangel an Lehrräumen sowie die zu späte Rückgabe von Prüfungsergebnissen. Die Anzahl des Personals ist in manchen Studiengängen ein großes Problem, in anderen dagegen weniger.

Zum Ende der Sitzung wurde noch der Termin für die Studierendenvollversammlung in diesem Semester festgelegt: der 17. Juli. Die nächste Sitzung des Studierendenrats wird nach der Pfingstpause am 16. Juni stattfinden.

Beitragsbild: Johanna Grün

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