Politik

Die Q ist ein Tier: Interview mit der Veganen Hochschulgruppe

Am Dienstag, den 03.06., um 20 Uhr zeigt die Vegane Hochschulgruppe Tübingen (VHG) im Kino Museum den Film „Die Q ist ein Tier“. Kostenlos für alle Interessierten! Worum es in dem Film geht und warum die VHG sich entschieden hat, ausgerechnet diesen Film nach Tübingen zu holen, darüber berichtete uns Sonia Leibold.

Kupferblau: Was macht die VHG eigentlich?

Sonia Leibold: Eine typische Aktion der Veganen Hochschulgruppe ist der Waffelstand. Die Leute schauen sich ein kurzes Video zum Thema Tierrechte an und als Belohnung gibt es dann eine Süßigkeit. In den kommenden Monaten wollen wir außerdem eine Aktion mit VR-Brillen organisieren.

Kupferblau: Und jetzt macht ihr erstmal ganz großes Kino?

Sonia Leibold: Genau. Die Leute können sich kostenlos einen Film im Kino anschauen, und dieser Film greift das Thema Tierschutz und Tierrechte auf, das meiner Erfahrung nach sehr viele Menschen beschäftigt. Aber Filme mit dem Thema sind oft Filme, die dann blutige Szenen aus Schlachthäusern zeigen oder eben Aufnahmen davon zeigen, wie es leider wirklich ist und wie Tiere behandelt werden. Was gut ist, weil es die Realität abbildet und auch gezeigt werden muss.

Allerdings schreckt das leider auch viele Leute ab. Dadurch, dass der Film, den wir jetzt am Dienstag zeigen, eher leichte Kost ist, was Bildern angeht, zieht das, glaube ich, viele Leute an, die sich immer mehr mit dem Thema beschäftigen wollten, aber zum Beispiel diese blutigen Bilder nicht ertragen können.

Waffeln sind auch in vegan möglich. Bild: Sheelah Brennan auf Unsplash

Kupferblau: Was passiert denn stattdessen? Üblich ist es ja, dass man diese grausamen Szenen dokumentiert, um zu zeigen, wie das ist. Wie macht der Film das, wenn er auf diese Bilder verzichtet?

Sonia Leibold: Der Film arbeitet vor allem mit Worten. Es ist keine krasse Szenerie, crazy Landschaftsbilder, oder besondere Musik, die die Leute da fesselt, sondern es sind vor allem einfach die Worte. Es wird zum Beispiel sehr viel über das Thema Aktivismus gesprochen und darüber, welche Art von Aktivismus beim Thema Tierschutz in Ordnung ist.

Kupferblau: Die Drehbuchautorin Hilal Sezgin hat ja auch selbst schon Bücher zum Thema Veganismus geschrieben.

Sonia Leibold: Das wusste ich tatsächlich gar nicht. Aber cool! Das merkt man auch ganz stark bei den Themen. Zum Beispiel reden sie über Speziesismus und was es ist, oder sprechen darüber, warum man halt Schweine in so ein schlimmes Schlachthaus steckt und dann aber Hunde und Katzen total liebt und streichelt.

Speziesismus bezeichnet die Einstellung, dass der Mensch über anderen Tierarten steht und daher frei über sie verfügen dürfe . Bild: James Wainscoat auf Unsplash

Kupferblau: Und was passiert in dem Film?

Sonia Leibold: Der Film beginnt damit, dass ein Schlachthofbesitzer die Polizei ruft, weil Aktivist*innen Schlachtabfälle vor seinem Haus abgeladen haben. Das ist der Aufhänger am Anfang. Und dann passieren zwei Storylines parallel: Einmal befragen die beiden Polizisten ganz viele Menschen in dem Umfeld, weil sie versuchen, herauszufinden, wer diese Schlachtabfälle da hingeschmissen hat. In diesen Gesprächen findet dann diese philosophische oder ethische Diskussion zum Thema Tierrecht statt. Parallel dazu wird die Geschichte einer jungen Lokaljournalistin erzählt, die den Vorfall bei dem Schlachthofbesitzer zum Anlass nimmt, um kritisch zu beleuchten, was im Hintergrund im Schlachthof passiert.

Kupferblau: Was hat dir da besonders gefallen?

Sonia Leibold: Ich fand es schön, dass diese Themen – Speziesismus und Tierrechte – in ganz lockeren Gesprächen thematisiert wurden. Die sind dann relativ kurz, aber man kriegt trotzdem total viele Informationen und Denkanreize. Also, wie gesagt, es sind eben Gespräche zwischen den Polizisten und verschiedenen Tierrechtsaktivist*innen oder Tierschützer*innen. Das eröffnet mir auch eine andere Perspektive auf das Thema, weil ich solche Gespräche sonst aus dem Aktivismus kenne.

„Ich hoffe, dass die vielen unterschiedlichen Stimmen in diesem Film zum Streiten anregen.“

Tobias Schönenberg, Regisseur von ‚Die Q ist ein Tier‘

Kupferblau: Wie kamt ihr auf die Idee, den Film zu zeigen?

Sonia Leibold: Wir wollten gerne einen Film zeigen. Und von Die Q ist ein Tier hatten wir gehört. Dann haben wir den erstmal angeschaut und nach der Sichtung entschieden: Ja, den können wir zeigen. Der ist angemessen für das Thema.

Kupferblau: Wenn ihr dann den Film gezeigt habt und der Abspann läuft, das Licht im Kinosaal geht an. Was ist dann noch geplant?

Sonia Leibold: Wir wollen danach noch ein abschließendes Gespräch führen. Über so ein Umfragetool wollen wir verschiedene Fragen an das Publikum stellen.

Kupferblau: Über den Film?

Sonia Leibold: Eher nicht inhaltlich zu dem Film. Das, was in dem Film gesagt wird, wenden wir auf das real life an. Wir reden zum Beispiel über das Tierschutzgesetz. Im ersten Paragraphen vom Tierschutzgesetzes wird der „vernünftige Grund“ erwähnt. Also: Niemand darf einem Tier ohne einen vernünftigen Grund Schmerz oder Leid zufügen. Und da sprechen wir beispielsweise darüber, was für die Menschen ein vernünftiger Grund wäre, ein Tier zu töten. Oder wir sprechen darüber, in welchem Alter Tiere getötet werden. Das dient so ein bisschen dazu, den Leuten noch ein paar Infos mitzugeben. In dem Film reden die ja auch über die Realität, aber es ist ja schon in Anführungszeichen ‚nur‘ ein Film. Wir wollen konkret noch einmal aufzeigen, was in Deutschland erlaubt ist. Und einfach die Leute noch einmal ein bisschen zum Nachdenken anregen mit den anschließenden Fragen.

 

Beitragsbild: Milena Wälde

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