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Antisemitismus-Vorwurf gegen LGBT-Gruppe: StuRa-Inside vom 15. April 2024

Am 15. April traf sich der Studierendenrat zum ersten Mal im Neuen Semester. Mehrere Antrage wurden diskutiert, bei einem Antrag für eine Filmvorführung ging es besonders heiß her. Außerdem wurden zwei Anträge mit Fördersummen von über 4000 Euro eingebracht.

Zu Beginn der Sitzung entschied der Studierendenrat (StuRa) sich dafür, den zweiwöchigen Sitzungsrhythmus für das gerade begonnene Semester beizubehalten, da die Sitzungen so nicht zu lange dauern würden. Darauf wurden zwei Nachwahlen für die Referate Presse & Öffentlichkeit und Gleichstellung & Soziales abgehalten, bei denen es allerdings pro Posten nur eine Kandidatin gab. Clara, die Kandidatin für das Referat Presse & Öffentlichkeit, die persönlich anwesend war, stellte sich kurz vor, gefolgt von Tabea, die Kandidatin für das Referat Gleichstellung und Soziales, die aus Neapel dazugeschaltet war. Wenig überraschend wurden beide in die angestrebten Ämter gewählt.

Kreativität und Forschung

Der erste Antrag stammte von einer Teilnehmerin der Muslimischen Hochschulgruppe, die einen Kreativ-Tag veranstalten möchte. Sarah, die Antragstellerin, sagte, dass dieser bereits letztes Jahr stattgefunden habe und großen Anklang gefunden hätte. Bei dem Kreativ-Tag soll es zwei Workshops geben, darunter ein Tezhip-Workshop. Tezhip ist die Kunst der islamischen Buchmalerei und gehört zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO für die Staaten Aserbaidschan, Iran, Tadschikistan, Türkei und Usbekistan.

Tezhip, die islamische Buchmalkunst. Bild: Bhdrdnz auf Wikimedia Commons

Zusätzlich soll ein Kalligrafie-Workshop angeboten werden, zu dem auch Bilal Badat, ein Kalligrafie-Experte vom Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) eingeladen werden soll. Für den Kreativ-Tag wurden instgesamt 300 Euro für Honorar und Materialien beantragt. Da dies eine recht niedrige Fördersumme ist, wurde der Antrag ohne große Gegenstimmen angenommen.

Alles ist diskutierbar

Beim nächsten Antrag wurde die Stimmung erhitzter. Eine Doktorandin, stellte ihren Antrag daher Englisch. Sie erklärte, dass sie mit einer anderen Doktorandin zwei Filme auf das Programm der LGBT Documentary Nights setzen lassen möchte. Bei den Filmen handelt es sich um Esther Newton Made Me Gay und Rebel Dykes. Diese sollen kostenlos vorgeführt werden. Allerdings verlange der Filmverleih, eine Nonprofit-Organisation namens Women Make Movies, insgesamt knapp 550 Euro. Die Antragstellerin sagte, sie sei in Kontakt mit Colleen O’Shea gewesen, eine der Managerinnen bei Women Make Movies. Diese habe angeboten, eine Frage-Antwort-Runde mit den Regisseurinnen der Filme zu veranstalten, dies würde jedoch ein zusätzliches Honorar von  knapp 300 Euro extra erfordern. Der Antrag beläuft sich also auf ca. 850 Euro.

Der Film „Esther Newton Made Me Gay“ wird möglicherweise bald in Tübingen gezeigt.
Bild: Women Make Movies

An sich war dies ein typischer Antrag, jedoch wurde der Prozess dadurch unterbrochen, dass ein Vertreter der LHG anmerkte, dass Colleen O’Shea seiner Ad-Hoc-Recherche zufolge eine Petition mit dem Namen „Film Workers for Palestine“ unterzeichnet habe. Die Petition ist nach eigenen Angaben „ein Ruf von und für Filmschaffenden und Kino-Mitarbeitenden, für ein Ende des Genozids und ein freies Palästina einzustehen“. Diese Darstellung sei für den LHG-Mitglieds klar „ein antisemitisches Narrativ“, weswegen er den Antrag für nicht förderbar halte. Prompt folgte eine Antwort von seiner Nebensitzerin, die anmerkte, dass es ihrer Ansicht nach ein „Fakt“ sei, dass es sich bei Israels Vorgehen im Gaza-Streifen um einen Genozid handle. Der Internationale Gerichtshof hat dazu noch kein Urteil gefällt. Die Richter*innen stellten allerdings fest, dass es die Gefahr für einen Völkermord gibt. Daraufhin verfiel der Raum in eine allgemeine Diskussion, die von dem Vorsitzenden dadurch unterbrochen wurde, dass eine Fünf-Minuten-Pause eingesetzt wurde, damit alle Anwesenden sich einen klaren Kopf verschaffen könnten.

Nach der Pause wurde beschlossen, den Antrag ins Umlaufverfahren zu bringen. Da die Organisation, die die Filmvorführung in Tübingen organisiert, jedoch bis nächste Woche das Programmheft erstellen will, mahnte die Antragstellerin zur Eile, daher wurde beschlossen, dass die Entscheidung des Gremiums bis nächste Woche Dienstag stehen soll.

Ein Herz für Wissenschaft

Nachdem sich alle beruhigt hatten, folgte ein Antrag, der die Gemüter weniger erhitzte. Eine Antragstellerin beantragte circa 6000 Euro als Anmeldegebühr für die diesjährige iGEM, ein internationaler Wettbewerb für Studierende der synthetischen Biologie, der bereits an verschiedenen Orten stattfand, seit 2019 jedoch in Paris abgehalten wird. Die Gesamtkosten sollen durch Sponsoren getragen werden. Man hoffte aber, dass der StuRa beim Stemmen der Anmeldegebühr von 6500 US-Dollar helfe. Generell schienen die Mitglieder dem Antrag nicht abgetan, da die Summe allerdings sehr hoch ist, wurde der Antrag vertagt, damit die Fachschaften nochmal untereinander darüber diskutieren können.

Auch dieses Jahr will die Uni Tübingen wieder ein Team zur iGEM schicken.
Bild: iGEM Foundation:Justin Knight; CC-BY-2.0

Zuletzt folgten noch drei kurze Anträge. Der Verein Streitkultur möchte auch dieses Semester wieder ein Debattierturnier mit öffentlichem Finale abhalten, dafür wurden 1000 Euro beantragt, die für die Unterbringungen von externen Teilnehmenden und der Jury aus anderen Bundesländern ausgegeben werden solle. Der Antrag wurde angenommen. Daraufhin folgte der Antrag des Magazins Faktor14. Der Antragsteller beantragte 4250 Euro zur Zahlung der Druckkosten. Außerdem solle in der nächsten Ausgabe ein Schreibwettbewerb stattfinden, daher seien die Kosten etwas höher. Allerdings habe man die Auflage nach Aufforderung des StuRa schon etwas reduziert, um Kosten zu sparen. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Der letzte Antrag stammte von Input Tübingen, ein Verein, der monatliche Vorträge und Diskussionen im Epplehaus organisiert. Der nächste Vortrag soll zum Thema „Kritischer Umgang mit Fußballnationalismus“ gehalten werden. Mit der beantragten Fördersumme von 400 Euro soll die Anfahrt von zwei Referierenden von der Rosa-Luxemburg-Stiftung aus Hessen finanziert werden. Der Antrag wurde angenommen.

Nach etwa zwei Stunden endete die Sitzung. Die nächste Sitzung findet am 29. April statt.

Beitragsbild: Johanna Grün

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