Beim 3.Kupferslam am 20. Mai wurden mitreißende Poet*innen erlebt, die die Bühne im Café Haag belebt haben und für einen unterhaltsamen Abend sorgten. Seid ihr gespannt, welche Themen angerissen wurden und weshalb ihr beim nächsten Mal dabei sein solltet? Natürlich waren auch einige unserer Redakteur*innen vor Ort und können berichten.
Was ist eigentlich ein Poetryslam?
An einem warmen sommerlichen Abend erreiche ich das Café Haag. Der 3. Kupferslam, der Poetryslam organisiert von der Redaktion des Campusmagazins Tübingen, steht an.
Ich komme pünktlich an, aber das Café ist schon rappelvoll. Es ist heiß und stickig, aber mehr Leute drängen sich trotzdem rein. Ich mache mich auf dem Weg zu einem Stehplatz. Zum Glück hatte die Redaktion schon im Voraus einen LIVE Stream organisiert.
Das Format eines Poetryslams ist einfach – 6 Poet*innen, jeweils ein selbstgeschriebener Text und 6 Minuten, um das Publikum zu unterhalten. Es darf alles verwendet werden, was Stimme und Körper hergeben. Es darf gesungen, gebrüllt, geflüstert und sogar getrampelt werden.
Der Abend gliederte sich in eine Vorrunde und eine Finalrunde. In der Vorrunde dürfen fünf Tische dem/der Poet*in Punkte zuweisen, wobei 0 einen schlechter Unterhaltungswert darstellt und 10 den Bestmöglichsten. In der zweiten Runde durften nur die 3 Poet*innen mit der höchsten Punktzahl auftreten. Hier entscheidet die Lautstärke des Applauses, wer am besten abgeschnitten hat. Und was kann man gewinnen? Na, da müsst ihr weiterlesen.
Für musikalische Unterhaltung sorgte Mimi Ocean, die mit sanften Gitarrenklängen das Publikum begeisterte. Für die Künstlerin war das heute der erste Auftritt! Wie sich das denn anfühlt?
“Es ist schön, die Songs, die man im Schlafzimmer schreibt, live zu singen”.
Ihre Musik kann man auf Spotify und Apple Musik finden.
Getreu dem Motiv blau von Kupferblau, war der Moderator Hagen Wagner in einem blauen Anzug mit blauer Fliege, gekleidet. Er hatte schon im Vorjahr beim Kupferslam, der online stattfand, als Poet mitgemacht. Dieses Mal leitete er das Publikum durch den Abend.
Die Vorrunde der Poet*innen:
Laura Storch
Laura Storch war an diesem Abend das erste Mal dabei. Sie erklärt vorweg kurz, dass sie sich Gedanken um den Christopher Street Day gemacht hatte. In ihrem Text ging es daher um einen Mann namens Christoph, der aus dem Adel stammt und mit seinen Gefühlen der Homosexualität kämpft, die nicht mit den gesellschaftlichen Konventionen übereinstimmen .
Auf Frage, wie ihr der erste Auftritt gefallen hat, antwortete sie:
“Es war schön auf der Bühne zu stehen.”
Tonia Krupinski
Eine Altbekannte, die schon seit 2019 slamt, ist Tonia Krupinski.
Der Text mit dem Namen Schneehäschen handelte von einem Jungen, dessen Kindheit durch die Gewalt und negativen Einflüsse seines Vaters geprägt wurde. Um diesem Leben zu entkommen, zieht der Protagonist weg und geht seinen eigenen Träumen nach Musiker zu werden. Im weiteren Verlauf seines Lebens lernen wir, dass er keinen Durchbruch erreicht hat. Er trifft auf eine Frau und verliert irgendwann seinen Traum aus den Augen. Im letzten Einblick erfahren wir, dass er den Drogen verfallen ist und er nun das geworden ist, wovor er immer flüchtete – seinem Vater.
Tonia Krupinski gab als Inspiration für diesen Text ihre Erfahrungen aus Berlin an. Dort habe sie
“Viele Leute erlebt, die abgeschmiert sind. Also lieber Musik machen, als Drogen konsumieren“.
Evelyn Krutsch
Für Evelyn ist es zwar nicht ihr erster Slam, aber ihr erster seit einer langen Zeit. Sie studiert Rhetorik und Politikwissenschaft .
In ihrem Text “Apriltage” beschreibt sie das Paradox vom Loslassen und Weitermachen und dem Feststecken in vergangenen und doch so gegenwärtigen Erfahrungen. Konkreter über ein Erlebnis mit jemandem, dessen “kalte Hände Brandwunden hinterlassen” und die Protagonisten ihres Texte deshalb im April halten, als ob sie im Moment stehen geblieben wäre. Im Konflikt mit sich selbst, gesteht sich die Protagonistin ein, trotzdem Mitleid mit ihm zu haben.
Martin Hopp
Martin Hopp möchte durch seine Texte “einen Spiegel für sich selbst und alle Anderen sein”. Seine Texte handeln von gesellschaftsrelevanten Themen. Durch seinen poetischen Aktivismus möchte er “Leute mitnehmen, die nicht gehört werden”. Sein theatralischer Auftritt wachte das Publikum auf, denn hier erlebten wir trampeln, brüllen und alles was seine Stimmorgane noch hergeben konnten. Im Vergleich zu den tendenziell ruhigeren Vorgängern, war das eine lebende Bühne. Sein Text handelte von der Ignoranz von Menschen und wie die dazu führt, dass die falschen Menschen an die Macht kommen.
Eva Schweibert
Eva beschreibt in ihrem Text „Weltschmerz“ den Zwiespalt zwischen den Idealen, die man sich vornimmt und der harten Realität diese zu verwirklichen. Als Beispiele erwähnt sie den Wunsch eines gesünderen Lebensstils oder etwa plastikfrei zu leben. Einfach ist es auch, sich über die Aspekte der Gesellschaft zu beschweren, denn Kritik ausüben klappt immer gut, bringt aber im Endeffekt nichts. Sie kommt zu dem Entschluss, dass es effektiver wäre mehr zu lieben und zu akzeptieren, anstatt destruktive Kritik auszuüben.
Marina Sigl
Marina Sigl ist eine altbekannte Slammerin und eine studierte Chemie-Lehrerin. Laut ihrer eigenen Angaben hat sie “Chemie aus trotz studiert“, weil ihr sexistischer Chemie Lehrer im Gymnasium, nicht viel davon hielt das Mädchen Chemie lernen. Sie inkorporiert ihre Erlebnisse aus dem Studium und Referendariat in ihre Texte. Dieses Mal ging es um das “Imageproblem“ von Chemie, da der Begriff “chemisch“ in der Gesellschaft oft negativ konnotiert ist, obwohl aus atomarer Sicht alles aus „Chemie“ besteht und wir regelrecht auch davon abhängig sind. Zuletzt beglückt sie das Publikum mit einem Chemie Rap.
Die erste Runde war beendet und sodann standen die drei Finalistinnen fest: Nach ihren Auftritten schafften es Tonia Krupinski, Marina Sigl und Eva Schweibert in die Finalrunde.
Es gibt eine 15-minütige Pause. Die zweite Runde wird erneut eingeleitet mit Musik von MIMI OCEAN. Die Bühne erstrahlt in sattem blau und mit den ersten Klängen ihrer Gitarre, bringt MIMI OCEAN alle Anwesenden zum Schweigen. Sie verzaubert das Publikum mit zwei ihrer Songs – darunter Losing Pieces, der erst am Freitag erschien.
Die Finalrunde der Poet*innen
Marina Sigl
Im nächsten Text von Marina widmen wir uns den Erfahrungen ihres Referendariats. Beispielsweise wie der Alltag hinter dem Pult gewöhnungsbedürftig, aber auch belohnend sein kann.
Eva Schweibert
Ihren zweiten Text widmete Eva der aktuellen Klimakrise. Indem sie einen Gott in den Mittelpunkt stellte und über den Schaden, den die Menschen angerichtet hatten, berichtete, beschrieb sie die ungerechte Machtverteilung zwischen der Art Mensch und den anderen Arten der Erde.
Tonia Krupinski
In ihrem melancholischen Text sehnt sich die Protagonisten nach ihrem Verliebten und vermisst das, was sie gewesen wären, wenn sie sich nicht getrennt hätten.
Schlusswort
Wer letztlich als Siegerin die Bühne verlässt und den Preis heimbringen würde, entschied nun der Applaus des Publikums. Auf goldenem Tablett wurde Hagen ein Umschalg überreicht. Nach diesem aufregenden Line-up verkündete er: Tonia ist die Gewinnerin des 3. Kupferslams! Getreu dem Thema blau, wurde als Preis eine blaue Athene, die Göttin der Poesie und des Kampfes, ausgewählt.
So erreichte der Abend sein Ende und ich lächelte, denn ich hatte gelacht und gefühlt und diesen Abend im Café Haag in guter Gesellschaft verbracht.
Wenn du mal Lust hast, auf der Bühne zu stehen und auch andere an deinen Texten teilhaben lassen möchtest, sei doch beim nächsten Poetryslam dabei!
Fotos: Nico Reusch
Guten Tag,
Ich schreibe seit 2018 nun Gedichte und Kurzgeschichten und würde mich freuen, die Gelegenheit zu bekommen, einen Ausschnitt davon beim nächsten Kupferslam zu präsentieren 😉
Was wären denn die Voraussetzungen um mitmachen zu können ?
Liebe Grüße von Laura Schäfer.
Hallo Laura, wende dich bitte an slam(at)kupferblau.de