Für den Tu-es-day bei der Kupferblau hat unsere Autorin zum ersten Mal versucht unter Rotlicht zu malen. Damit geht sie einem Tik-Tok Trend nach, der nicht, wie man vielleicht zunächst denken mag, mit Prostitution zu tun hat, sondern mit Farbenlehre.
Wie jede gelangweilte Person Mitte zwanzig habe ich mir während Corona Tik-Tok heruntergeladen. Ich bin nicht super stolz darauf, und ich fühle mich eigentlich auch zu alt dafür. Trotzdem komme ich nicht wirklich davon weg. Als Kompromiss mit mir selbst schaue ich inzwischen nur noch während ich mich Abends Bett fertig mache Tik-Toks an. So falle ich nicht mehr in das Tik-Tok Loch, aus dem man erst vier Stunden und Massenweise nutzlose Informationen später herauskommt.
Trends und Versuchung
Hin und wieder gibt es allerdings interessante Trends von Künstlern, die ich alle schon mal ausprobieren wollte. Der ‘Unter Rotlicht malen’-Trend hat mich von Anfang an interessiert. Die Prämisse erklärt sich eigentlich von selbst. Man malt nur mit rotem Licht, und sieht daher nicht welche Farben man letztendlich benutzt. Ich war von Anfang an überzeugt davon, dass das bei mir nicht so sein wird. Ich würde alle Farben nach wie vor unterscheiden können, da ich sehr gute Augen habe. Allerdings verstehe ich anscheinend genauso wenig von Physik wie ein Vorschulkind, denn eigentlich hätte ich mir ja auch denken können, dass man in rotem Licht, kein rot sieht, und somit keine Farbtöne, die rot enthalten, unterscheiden kann. (Jedenfalls glaube ich, das ist das, was währenddessen passiert.)
Nachdem ich mir also für fast zehn Euro eine LED Buntlicht Glühbirne besorgt habe, fing ich sofort an drauf los zu malen. Aus Mangel an Ideen entschied ich mich für das Porträt einer Frau. Zuerst zog ich allerdings meinen Rolladen runter, da ich an der Hauptstraße wohne, und nicht wollte, dass jemand denkt ich will mit dem Rotlicht Leute anlocken. Zudem musste ich mir eine Lampe von meiner Mitbewohnerin ausleihen, weil ich keine Windung besitze in die die Glühbirne reinpasst. Das hätte ich vielleicht mal checken können, bevor ich die Lampe bestellt habe. Allerdings lernt man ja bekanntlich aus Fehlern.
eine bunte Überraschung
Während dem gesamten Malprozess, war ich davon überzeugt, alle Farben genau zu erkennen, und hatte das Gefühl meine Zeit zu verschwenden. Ich war schon am überlegen, was ich sonst für den Tu-es-day machen sollte, da dies bei mir ja eindeutig nicht funktionierte. Als ich dann das Licht angemacht habe, kam das große Erwachen.
Ich bin doch kein Farbgenie, das durch Rotlicht durchschauen kann, und es ist schwer Farben zu unterscheiden, wenn eine komplett rausgefiltert wird. Alles in allem war es aber eine spannende Erfahrung und da ich die Glühbirne schon mal da habe, werde ich jetzt vielleicht öfter Sachen unter Rotlicht malen wenn mir langweilig ist. Oder Blaulicht, oder Gelb, wer will mich denn aufhalten? Die Welt der Farben steht mir offen. Ich kann diese Idee allen empfehlen, die gerne malen und unerwartete Farbergebnisse mögen. Aber achtet drauf eine Lampe zu besitzen, die zu der Glühbirne passt, die ihr kauft.
Fotos: Ronja Hornik