Am 08. und 09. Juli finden wieder die Wahlen zum Studierendenrat und anderen Gremien der Universität statt. Wir haben die Listen, die für den StuRa zur Wahl stehen, nach ihren Positionen zu den wichtigsten Themen in der Hochschulpolitik gefragt.
Fünf der sechs zur Wahl stehenden Listen haben uns geantwortet. Die Liste „GAMBI“ tritt ebenfalls zur StuRa-Wahl an, ist aber hier nicht aufgeführt, da sie unsere Anfrage nicht beantwortet hat.
Was unterscheidet euch von anderen Listen?

Grüne Hochschulgruppe (GHG)
Die Grüne Hochschulgruppe setzt sich für eine nachhaltige, queerfeministische, demokratischere Uni ein. Das ist ein nicht immer einfacher Kampf und bedarf eines langen Atems und viel Erfahrung – hier hilft uns unsere aktive Mitarbeit in allen möglichen Gremien vom Studierendenrat über Uni-Kommissionen bis hin zum Senat. Dabei organisieren wir uns basisdemokratisch und arbeiten eng mit den Fachschaften zusammen; denn nirgends findet sich so viel Kompetenz und Wissen über die Lage an den Instituten wie dort. Dabei sind wir – trotz der namentlichen Ähnlichkeit – parteiunabhängig und haben auch nichts mit gewissen Oberbürgermeistern am Hut.
Juso-Hochschulgruppe
Als Juso-Hochschulgruppen setzen wir uns sowohl vor Ort als auch auf höheren Ebenen über unsere Landes- und Bundesverbände umfassend für die Belange der Studierenden ein. Wir vertreten euch also vor Ort, im Land und im Bund, um integrierte Zusammenarbeit zu schaffen und den Dialog in die Politik zu fördern. Die Wasserspender an der Uni können wir genauso effektiv fordern wie mehr bezahlbaren Wohnraum oder eine tiefgreifende BAföG-Reform. Dabei arbeiten wir stets konstruktiv und sachorientiert. Für uns zählt das beste Argument, nicht das lauteste Geschrei.


Liberale Hochschulgruppe (LHG)
Während die anderen Listen im politisch linken Einheitsbrei versinken, stellen wir die einzige Hochschulgruppe der Mitte dar. Wir unterscheiden uns daher auch stark in unseren Inhalten und Zielen: Statt „Kommunismus“ (Zitat SDS) wollen wir Freiheit und Selbstbestimmung in Studium und Forschung. Statt Verschwendung studentischer Gelder für Privatvergnügen (Ract, Lichternebel etc.) stehen wir für eine verantwortungsbewusste, ideologiefreie Finanzpolitik. Statt auf Krawall setzen wir auf für eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Verfasster Studierendenschaft und Uni-Leitung. Wir stehen JEDER Form von Extremismus entgegen und wollen Hochschulpolitik wieder in die Mitte der Universität tragen. Und wer sich jetzt fragt, warum man noch nie etwas davon oder von Hochschulpolitik gehört hat, sollte die Antworten bei den linken Listen und die Lösungen bei der LHG suchen.
Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband (SDS)
Wir sind konsequent antifaschistisch, basisdemokratisch, queerfeministisch, antirassistisch und antimilitaristisch. Wir sind überregional und regional in der linken Szene sehr gut vernetzt, wodurch wir Probleme, die Studierende betreffen, auf vielen Ebenen und mit vielen Wegen mitbekommen und diese mit Mitteln angehen können. Wir erkennen strukturelle Probleme an und setzen uns mit euch zusammen für Veränderung von unten ein. Viele von uns sind bereits in Arbeitskreisen (z.B. Gleichstellung, Anlaufstelle, Soziales, Politische Bildung, Umwelt) des Sturas aktiv und arbeiten dort an der konkreten Umsetzung linker Werte an der Uni. Wir sind derzeit die aktivste und mitgliederstärkste Gruppe und besitzen somit große Handlungsfähigkeit, um (hochschul-)politisch Druck auszuüben, falls nötig. Besonders im derzeitigen politischen Klima braucht es auch in den Uni-Gremien eine starke linke Studierenden-Vertretung!


Fachschaftenvollversammlung (FSVV)

Juso-Hochschulgruppe
Wir wollen offensichtliche und kurzfristige Maßnahmen ergreifen, etwa mehr Solarzellen auf den Uni-Dächern und eine bessere Klimaanpassung auf dem Campus. Wasserspender, Entsiegelung und Begrünung von Flächen sowie eine autofreie Wilhelmstraße sind entscheidend für eine höhere Lebensqualität in der Uni. In puncto ÖPNV wollen wir die Anbindung auch ans Umland gewährleisten und uns mittelfristig für eine Innenstadtstrecke der Stadtbahn einsetzen. Als integriertes Konzept gehört Nachhaltigkeit zudem in die Curricula aller Studiengänge, da bei einem solch umfassenden Problem auch Lösungen aus allen Disziplinen erarbeitet werden.
Liberale Hochschulgruppe (LHG)
Neben den Maßnahmen, die jeder im eigenen Alltag umsetzen kann, sehen wir noch einiges Potenzial an unserer Universität: Im Senat möchten wir uns für größere Infrastrukturprojekte, wie PV-Anlagen und Gebäudebegrünung an der Uni Tübingen einsetzen. Um den wissenschaftlichen Fortschritt auf diesem Gebiet zu stärken sollten außerdem entsprechende Projekte und Kooperationen stärker gefördert und Rahmenbedingungen für freie Forschung geschaffen werden. Gleichzeitig sollten wir uns unbedingt auf die Sommer der Zukunft vorbereiten. Dazu gehören Klimaanlagen in allen Gebäuden und eine zügige Aufstellung der versprochenen Wasserspender. Der StuRa selbst hat begrenzten Einfluss und Mittel, sollte sich jedoch im Rahmen seines Etats an der Verbesserung der Fahrradinfrastruktur und Anlage von Blühstreifen beteiligen und könnte kreativ werden, z.B. die Patenschaft für ein studentisches Imkerprojekt übernehmen.


Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband (SDS)
Umwelt- und Klimaschutz ist eines der zentralen Probleme unserer Generation und ist eng mit sozialen Thematiken und systematischen Problemen verbunden. Leider beobachten wir, dass es in den universitären Strukturen nicht genug Möglichkeiten zur Mitbestimmung gibt, um das Thema in einem geigeneten Rahmen anzugehen. Studierende in und außerhalb des Studierendenrates haben Ideen, die den Klimaschutz an der Universität vorantreiben können. Beispielsweise möchte die Studierendenschaft schon seit Jahren, dass die Morgenstelle begrünt wird, die Uni ignoriert diese Initiativen allerdings weitestgehend. Wir werden uns weiterhin für Ressourcenschonung, Umweltbewusstsein laut machen und die Stimmen der Studierendenschaft einsetzen, die Umsetzung liegt allerdings hautpsächlich in der Verantwortung der Universität.
Fachschaftenvollversammlung (FSVV)
Als schnelle Hitzeanpassungsmaßnahme fordern wir das Rektorat dazu auf, die Unibrunnen zu Freibädern umzuwidmen ! – Nein mal ernst: Tübingen ist als Stadt von übermäßig steigender Hitze durch den Klimawandel betroffen. Neben Klimaschutz liegt unser Fokus durch die traurige Realität auf Klimaanpassung. So muss der für 2027 geplanten Uni-Campus auf Versiegelung verzichten und zu einem schattigen Ruheort werden. Die Wilhelmstraße muss endlich für Privat-PKW GESPERRT werden. Wir stehen für Nachhaltigkeit in allen Belangen ein. Wir setzen uns durch die Fachschaften für Verbesserungen in den Instituten und Fächern ein. Ein praktischer Erfolg: Das Stuwe ließ bis dieses Semester im Sommer die Heizungen in den Mensen mitlaufen. Durch unseren Hinweis wurden das eingestellt! Außerdem arbeiten wir gut mit der GHG zusammen. (Herzchen)


Grüne Hochschulgruppe (GHG)
Konkret setzen wir uns aktuell für die Begrünung der Universität ein – das macht sie nicht nur schöner und nachhaltiger, sondern auch bedeutend kühler. Dazu befinden wir uns aktuell bspw. in Verhandlungen über 4 Wiesen und führen im Sommersemester eine Vorlesungsreihe zum Thema Begrünung durch. Relevant wird das auch beim Uniplatz, der zum Jubiläumsjahr 2027 bei der Alten Physik entstehen soll. Hier pochen wir an allen entscheidenden Stellen auf ein möglichst grünes Konzept – der Platz darf kein menschenfeindlicher Prunkaltar werden, sondern muss Studierende zum Aufenthalt einladen. Darüber hinaus organisieren unsere Mitglieder in den offenen StuRa-Arbeitskreisen Kleidertauschs und arbeiten daran, ein ständiges offenes Tauschregal im Klubhaus bei der geplanten Cafete zu installieren.

Liberale Hochschulgruppe (LHG)
Die massiven Erhöhung der studentischen Beiträge für das Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim sollten, zumindest in Teilen, zurückgenommen werden und Kosten im Betrieb durch Bürokratieabbau und Effizienzsteigerung gesenkt werden. Wir möchten uns zudem für ein breites und gesundes Essensangebot (bspw. Beilagensalat zu jeder Mahlzeit), längere Öffnungszeiten der Cafeterien und mehr studentischen Parkraum in Innenstadtnähe einsetzen und eine Verbesserung der Bafög-Bearbeitung erreichen.
Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband (SDS)
Wer schonmal in Tübingen auf WG-Suche war, weiß, dass der Wohnungsmarkt katastrophal ist. Wir möchten auch das Studierendenwerk in die Verantwortung ziehen, bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum für Studierende zu schaffen und zu erhalten. Beim Bafög-Anspruch sehen wir großen Verbesserungsbedarf: Viel zu oft warten Studierende monatelang auf die Bearbeitung ihres Antrags. Auch über alternative Finanzierungsmöglichkeiten für das Studium sollte das StuWe informieren. Das Mensa-Essen muss außerdem bezahlbar bleiben! Auch sollen die veganen Gerichte immer die günstigsten Optionen sein. Die psychologische Beratungsstelle soll ausgebaut werden. Momentan kann sie den Bedarf nicht annähernd decken. Dafür muss das StuWe ausreichend finanziert werden, damit es all dies verwirklichen kann. Dafür wollen wir landesweit mit euch zusammen kämpfen!


Fachschaftenvollversammlung (FSVV)
Das StuWe greift neben dem üblichen universitären Stress am meisten in die Lebensrealität der Studis ein. Deswegen verdient das StuWe große Aufmerksamkeit ! Als FSVV haben wir in Reaktion auf die ansteigenden Beiträge ein AK Stuwe gegründet, der mit der Verwaltung regelmäßig im Austausch ist und Dampf macht. Die Mensen sind ein Ort studentischen Lebens. Neben günstigem, sattmachendem Essen fordern wir, dass die Mensen wieder als Ort demokratischen Austauschs geöffnet werden – dazu gehört das Verteilen von Flyern! Das Land soll dafür sorgen, dass die Stuwes endlich ausfinanziert, die Kosten nicht auf die Rücken der Studis abgegeben werden – die Unterfinanzierung schlägt sich in unseren Semesterbeiträgen nieder. Wir fordern zudem Studi-Jobs im StuWe um mehr Verdienstmöglichkeiten zu schaffen.
Grüne Hochschulgruppe (GHG)


Juso-Hochschulgruppe
Das Studierendenwerk ist eine essenzielle Institution bei der Realisierung von einigen unserer Herzensthemen – etwa der finanziellen Entlastung der Studierenden, der besseren Unterstützung im Studium oder der Verlässlichkeit von Angeboten wie BAföG. Wir wollen mit dem StuWe die Mensapreise zumindest gleich halten oder senken, Mietkosten möglichst gering halten und die psychosoziale Beratung ausbauen. Dabei sehen wir das StuWe als ermöglichende Kraft, mit der wir uns auch auf Landesebene gemeinsam für eine bessere finanzielle Ausstattung und langfristige Perspektiven einsetzen wollen. Da das StuWe zentral für viele Studis ist, möchten wir auch mehr Dialog ermöglichen, um den Austausch mit der Studierendenschaft zu fördern und so unsere Perspektiven dort laufend einzubringen.

Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband (SDS)
Wir fordern mehr kritische Lehre und setzen uns für die Forderung kritischen Denkens ein. Die Uni soll uns nicht nur zu „guten Arbeiter:innen“ erziehen und ausbilden, sondern auch zum gesellschaftlichen Diskurs und zur kritischen Auseinandersetzung anregen. Anstatt massenhaft Gelder in die Forschung zu investieren, sollte auch die Lehre nicht zu kurz kommen und anständig finanziert werden. Außerdem muss Inklusion mitgedacht werden: flexiblere Studiumsgestaltung, weniger Hierarchien, Abbauen von Barrieren und Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Studierenden! Auch Menschen mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten muss ein barrierearmes Studium ermöglicht werden. Übergriffe an und Diskriminierung von Studierenden schaffen unfreie und unsichere Lernräume und müssen von der Uni konsequent aufgearbeitet werden.Bildung sollte nicht eine Frage der Privilegien sein.
Fachschaftenvollversammlung (FSVV)
Trotz der hochheiligen „Exzellenz-Cluster“, mit der sich die Uni für ihre Forschung rühmt, sollte nie vergessen werden, dass die zuvorderste Aufgabe der Uni ist, die Lehre ausreichend zu finanzieren! Es kann nicht sein, dass Fachschaften aus ihren Mitteln die grundständige Lehre bezuschussen müssen und z. B. Einführungstutorien zahlen müssen, da die Uni kein Geld dafür freimachen will. Über den Senat sprechen wir als FSVV aktiv die Probleme und Konflikte an (z. B. Stress in den Berufungskomissionen) – Als FSVV haben wir hier exklusives Wissen aus den Fachschaften und können so breit der Uni Gegenwind bieten. Wir haben alles im Blick ! Abschließend gilt: Die Fachschaften müssen und sollten mehr über die Lehre mitbestimmen dürfen!


Grüne Hochschulgruppe (GHG)
In Arbeit ist ein neuer Code of Conduct zu (sexualisierter) Belästigung und Gewalt an der Uni, der von uns lange Zeit mit gefordert wurde. Das kommt viel zu spät, wir freuen uns aber dennoch. Die Universität ist ein undemokratischer Raum, in dem die Ständegesellschaft weiterlebt. Deshalb müssen wir anhaltend versuchen, demokratische Elemente einzufordern und durchzusetzen – zugleich werden wir nicht müde, die Demokratisierung lautstark einzufordern: Im Senat, im Rektorat, in den Kommissionen und Hinterzimmern. Darüber hinaus ist die Wortbegrenzung zu streng für die Vielzahl unserer Forderungen: Gute Lehre, die Verteidigung der Zivilklausel gegen politischen Zeitgeist, mehr FLINTA in allen Positionen, Abbau von Hürden in der Hochschulpolitik, Umbenennung der Uni, weg mit den Hakenkreuzen in der Neuen Aula, …
Juso-Hochschulgruppe
Lehre ist als essenzielle Aufgabe einer Universität auch etwas, das sie ernst nehmen sollte. Am besten funktioniert das unserer Ansicht nach durch Dialog und Kooperation zwischen Studierenden und Professor*innen, weswegen wir uns für mehr Feedback-Runden und die Schaffung von Evaluations- und studentischen Mitbestimmungssystemen. Vor allem im Zuge der Exzellenzinitiative möchten wir uns auch dafür einsetzen, dass die Gelder nicht nur der Forschung, sondern auch der exzellenten Betreuung der Studierenden zugute kommen. Unser erklärtes Ziel ist, dass wir ein angenehmes Klima in allen Seminaren schaffen und sich Studierende in allen Veranstaltungen wohlfühlen – auch im Hinblick auf die Lehrform, die Materialien und besonders in den Geisteswissenschaften die Betrachtung verschiedener Perspektiven in Texten und Diskussionen.


Liberale Hochschulgruppe (LHG)
Wir wollen den Anteil hybrider Lehrangebote ausbauen, um einen niedrigschwelligen Zugang für Studierende in jeder Lebenslage zu schaffen. Zudem sollten die Lehraufträge der Professorinnen und Professoren zukünftig konsequent umgesetzt und angemessen auf studentische Evaluationen reagiert werden. Die Uni-Leitung sollte in diesen Fällen als neutrale Vermittlungs- und Trialogstelle fungieren. Wir verstehen, dass öffentliche Gelder knapp sind, sehen die Rationalisierung von Studiengängen jedoch als Ultima ratio. Besser wäre eine effizientere und interdisziplinäre Gestaltung der Lehrangebote.
Was ist euch bei der Förderung von Veranstaltungen durch den StuRa wichtig?

Fachschaftenvollversammlung (FSVV)
Geld ist dazu da, im Sinne der Studierenden ausgegeben zu werden! Wir wollen beim Sparkurs, der ja überall alles jetzt einnimmt, nicht mitmachen – Projektförderung soll so weiter bestehen! Es ist wichtig für eine stabile Studischaft, ein diverses Programm nicht nur zu unterstützen, sondern langfristig zu erhalten. Wir stehen alle Anträgen prinzipiell offen gegenüber (solange sie nicht diskriminierend, menschenfeindlich, rassistisch, sexistisch, antisemitisch, queerfeindlich, … sind), da sie die studentische Bubble beleben und zu kulturellen, wie politischen Auseinandersetzungen führen
Grüne Hochschulgruppe (GHG)
Die Förderung ist uns super wichtig – auch, dass diese so weiterhin bestehen bleibt. Auch den bisherig angewandten Rahmen (z. B. die Förderrichtlinien) finden wir angemessen. Gleichzeitig halten wir eine gewisse Diversität der Antragsstellenden für wichtig; insbesondere wollen wir FLINTA und BIPoC fördern, die mit Anliegen zu uns kommen. Neben den formalen Förderrichtlinien sind für uns immer auch politische Fragestellungen relevant: Wir möchten explizit progressive Vorhaben unterstützen. Statt so zu tun, als sei den Studierenden mit einer weiteren Senkung des VS-Beitrags materiell groß geholfen – es geht hier um wenige Euro pro Semester – wollen wir lieber versuchen, mit dem Geld, was zur Verfügung steht, tolle Angebote für alle Studierende zu finanzieren.


Juso-Hochschulgruppe
Die Förderung von Veranstaltungen ist unter den effektivsten Maßnahmen des StuRa. Die Gestaltung des kulturellen Angebots an der Uni und auch die Schaffung von alternativen Veranstaltungen, bei denen alle Perspektiven zur Sprache kommen, liegt uns sehr am Herzen. Wir möchten bei möglichst effizienter Geldernutzung eine möglichst hohe Pluralität an Veranstaltungen fördern und dabei auch nicht auf große Events wie das Ract!- oder das Lichternebel-Festival verzichten. Im StuRa selbst möchten wir dabei die Kommunikationswege für die Anträge verkürzen, feste Verfahren einführen und Leitfäden aktualisiert halten. Als konstruktive Bewegung sehen wir uns als verlässliche Partnerin bei der schnellen Entscheidung über die Auszahlung der Gelder – auf uns ist bei Beantragung Verlass!
Liberale Hochschulgruppe (LHG)
Der StuRa sollte in erster Linie qualitativ hochwertige Veranstaltungen fördern, die thematisch einem möglichst breiten Spektrum zugänglich ist. Dazu gehört auch, Veranstaltungskonzepte kritisch zu hinterfragen (es wird viel abgenickt) und Hilfe bei der Organisation anzubieten. Inhaltlich machen wir selbstverständlich keine Vorgaben, würde uns aber über mehr Meinungsaustausch in Veranstaltungen freuen. Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass keine Extremisten gefördert werden (merkwürdig, dass wir das jedes Jahr aufs Neue betonen müssen). Außerdem könnte der StuRa, der jährlich über 40.000 € für „kostenlose“ Kulturförderung (Festivals sehen wir als Privatvergnügen) ausgibt, mehr Geld in Infrastrukturprojekte an unserer Uni investieren, von denen alle langfristig profitieren.


Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband (SDS)
Rechte und Militaristische Veranstaltungen lehnen wir ab. Veranstaltungen, die politische Bildung und Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen fördern, sowie Projekte von marginalisierten Gruppen und linken Gruppen möchten wir unbedingt weiterhin fördern. Kulturelle Veranstaltungen sollen weiterhin gefördert werden, damit Menschen unabhängig von ihrer finanziellen Lage an der Gesellschaft teilhaben können.
Wie wollt ihr Hochschulpolitik bekannter machen und mehr Leute für die Mitarbeit gewinnen?

Grüne Hochschulgruppe (GHG)
In der Hochschulpolitik passiert die Arbeit auf Ehrenamtsbasis, ob man sich in einem Arbeitskreis, in der Fachschaft, StuRa oder sonstigen Gremien engagiert. Es ist wichtig, dass diese Arbeit gewertschätzt wird, vor allem auch in den dort aktiven Gruppen. Wird diese Energie dann auch nach außen vermittelt, lassen sich auch mehr Studis begeistern. In die GHG kann man über verschiedene Wege kommen – über die Fachschaften, wenn man ein bisschen direkter eingebunden sein möchte zum Beispiel. Aber egal wie lange oder kurz man schon in der Hochschulpolitik tätig war oder wie viel man über die Strukturen weiß: Alle Studierende können sich mit wertvollen Ideen oder Beiträgen einbringen.
Juso-Hochschulgruppe
Hochschulpolitik ist bisher leider keine Materie, in die man schnell eintaucht. Wir möchten den Zugang dazu über unsere Gruppe verbessern, in der man einfach und schnell mitarbeiten kann und eine Stimme zu allen Themen äußern sowie auch Dinge anpacken kann. Im StuRa tut sich dort auch einiges – wir verbessern unsere Öffentlichkeitsarbeit auch bei Veranstaltungen und möchten auch in Zukunft präsenter sein und unseren Einfluss auf die Uni kenntlich machen. Wir setzen dabei auf einen starken AK Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, möchten auch Infostände machen (v.a. bei Veranstaltungen) und mehr auf Social Media tun. Bei politischen Themen möchten wir uns auch innerhalb der Stadtgesellschaft als starke Stimme der Studierendenschaft etablieren.


Liberale Hochschulgruppe (LHG)
Das Schwinden von ehrenamtlichem Engagement ist leider kein hochschulpolitisches, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem. Wir wollen Hochschulpolitik wieder sichtbarer in die Mitte der Studierenden tragen. Dazu gehört nicht nur die Neuausrichtung der Förderungspolitik des StuRa, sondern auch die Entfernung ideologischer Strukturen (z.B. quotierte Redeliste). Wir ermutigen alle Leserinnen und Leser zum Engagement in der Hochschulpolitik, denn das hat viele Vorteile: niedrigschwelliger Einblick in politische Abläufe und Verantwortung, Vertretung studentischer Interessen, Diskursfähigkeit, Verwaltung öffentlicher Gelder, Mitgestaltung der eigenen Studienzeit, neue Kontakte und Freundschaften. Außerdem könnte die listen-übergreifende Organisation von hochkarätigen politischen Podien und ein gemeinsamen Auftreten bei Ersti- (besser vielleicht sogar Zweitsemester-) Veranstaltungen helfen eine breite Aufmerksamkeit erreichen. Kommt bei Interesse und Anregungen jederzeit gerne auf den StuRa oder die Hochschulgruppen zu!
Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband (SDS)
Wissenshierarchien in der Hochschulpolitik müssen abgebaut werden, um Mitarbeit niederschwelliger zu machen. Undurchsichtige und komplizierte Strukturen wie Regelungen um Finanzierung, die Redekultur mit vielen Abkürzungen und einem Themenfeld, in das man sich erst vielschichtig einarbeiten muss, sind gerade für Neuanfänger:innen eine Hürde. Dadurch können wenige Personen durch ihr Wissen mehr Macht in den Strukturen erreichen und Ämter um sich sammeln. Wir wollen diese Hierarchien minimieren, indem Raum für Fragen und Erklärungen geboten wird, sowie ein Wiki für StuRa- und AK-Strukturen. Gerade für FLINTA*s sind Hürden besonders hoch. Daher fordern wir, dass die doppelt quotierte Redeliste im StuRa in Zukunft wieder konsequent eingehalten wird und cis-Männer ihre Machtstellung kritisch reflektieren. Auch Hochschulgruppen selbst tragen Verantwortung, ihre eigenen Strukturen einstiegsfreundlicher zu gestalten.


Fachschaftenvollversammlung (FSVV)
Die meisten Leute kommen durch die praktische Arbeit der Fachschaften in die Hochschulpolitik. Das sieht man nicht nur bei uns, sondern vor allem in den anderen Hochschulgruppen im Stura. Gute Fachschaftsarbeit schafft eine lebendige Hochschulpolitik! Die Fachschaften sind die Keimzellen für Hochschulpolitik und Veränderung, da man hier am direktesten auf Probleme aber auch Lösungsmöglichkeiten trifft. Durch die Vernetzung in der FSVV und den kurzen Draht von den Studis in ihre Fachschaften können wir effektiv Wissen teilen, Aktionen mobilisieren und so Erfolgserlebnisse schaffen, die die Menschen bei uns in der HoPo hält!
Welche Rolle sollten Universitäten und Hochschulpolitik in der aktuellen politischen Lage einnehmen?

Juso-Hochschulgruppe
Bildung und Wissenschaft sind in einem rohstoffarmen Land die wichtigste Investition in die Zukunft, die man tätigen kann. Daher wollen wir, dass sie weiterhin gegenüber Bund und Land für eine gute Finanzierung einstehen und möchten sie dabei unterstützen. Zudem sind Universitäten die Motoren der Lösungsfindung bei globalen Problemen wie der Klimakrise oder des erstarkenden Autoritarismus. Wir sehen die Uni hier in der Verantwortung, selbst demokratische Strukturen zu schaffen und sich als Bollwerk der Mitbestimmung, der Teilhabe und des wissenschaftlichen Diskurses zu verstehen.
Liberale Hochschulgruppe (LHG)
Die Universität sollte insbesondere Rahmenbedingungen für freie Meinungsäußerung, -Bildung und Diskurs schaffen, jedoch weder politische Richtungen vorgeben, noch ihr begrenztes politisches Mandat überschreiten. Dabei dürfen Extremismus jeder Art von rechts, von links und religiöser Natur nicht toleriert werden. Auch der StuRa sollte sich ausschließlich im Rahmen seines hochschulpolitischen Mandats äußern. Davon abgesehen ist die Legitimität jeglicher politischer Positionierung im Namen aller Tübinger Studentinnen und Studenten bei einer Wahlbeteiligung von unter 12% ohnehin stark anzuzweifeln.


Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband (SDS)
Statt Hierarchien und Zwang, dem sich Studierende an der Uni unterwerfen müssen, sollten Unis ein Raum des freien Lernens sein. Studierende sollten sich an Universitäten in jeglicher Hinsicht entfalten können, sei es politisch, intelektuell oder persönlich. Lerninhalte sollten möglichst frei und flexibel wählbar sein, gesellschaftskritische Inhalte sollten ihren Platz an der Uni haben. Obwohl der StuRa kein allgemeinpolitisches Mandat hat, setzen sich realpolitische Ereignisse und Umschwünge auch in der Studierendenschaft fort. Um den aktuellen Rechtsruck zu bekämpfen, müssen wir innerhalb dieser Einschränkung trotzdem gegen rechte Gesinnung an der Uni ankämpfen und uns für eine linke Hochschulpolitik einsetzen. Kein Fußbreit dem Faschismus!
Fachschaftenvollversammlung (FSVV)
Unis sollen die Gosch aufmachen! Die Unis müssen für die Freiheit der Lehre, Bildung und des Austausch einstehen! Nicht nur Rektorin Pollmann, sondern alle Uni-Verantwortlichen haben die Aufgabe gesellschaftliche Freiräume zu erhalten, in denen wir uns bilden und austauschen können. Dazu gehört sich für eine anständige Finanzierung beim Land einzusetzen. Zugleich müssen die Unis klarmachen, dass menschenfeindliche Äußerungen nicht geduldet werden, auch die Uni Tübingen hat hier eine gesellschaftliche Verantwortung, der sie nicht immer nachkommt. Hochschulpolitisch sind wir als FSVV im fzs (freier Zusammenschluss von Student*innenschaften e.V.) bundesweit vernetzt und arbeiten so für bundesweite Verbesserung des studentischen Leben mit.


Grüne Hochschulgruppe (GHG)
Eine starke und selbstbewusste. In Zeiten von Rechtsruck und Militarisierung der Gesellschaft braucht es Universitäten, die sich davon nicht beeindrucken lassen. Die UT kann ein Ort der Diversität sein, der den Homogenisierungsbestrebungen der Rechten auch politisch etwas entgegensetzt. Die Zivilklausel, die Militärforschung unterbindet und somit einen wichtigen Beitrag für Frieden leistet, muss gegen Infragestellungen verteidigt werden. Eine stabile Hochschulpolitik in Tübingen, aber auch enge Vernetzung zwischen Studierendenschaften z. B. im Land und im fzs (freier Zusammenschluss von Student*innenschaften) ist notwendig, um die Interessen der Studierenden politisch zu vertreten. Nicht zuletzt sind Universität und Studierendenschaft dafür verantwortlich, dass sich alle Studierenden in Sicherheit auf dem Campus bewegen können – sowohl rassistische und islamfeindliche als auch antisemitische Umtriebe sind zu bekämpfen.
Erklärung verwendeter Abkürzungen:
StuRa – Studierendenrat
AK – Arbeitskreis
FLINTA – Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans* & agender Personen
cis-geschlechtlich – nicht trans-geschlechtlich
Beitragsbild: Sina Gramlich