Sich irgendwo zwischen (Post-)Corona-Depressionen, den eigenen Erwartungen und dem Bedürfnis nach Unbeschwertheit zurechtzufinden, ist manchmal gar nicht so einfach. Jakob Longfield vertont in seinen Liedern, was eine ganze Generation fühlt – und produziert damit (Indie-)Pop, der schon mal an Ed Sheeran erinnert. Die Kupferblau hat den 23–Jährigen im Studio in Gärtringen besucht.
Jakob Longfield, das ist eigentlich Jakob Pfeiffer. Neben dem Singer-Songwriter aus Gärtringen (nördlich von Tübingen) wirken mittlerweile auch zusätzliche Leute hinter sowie auf der Bühne mit: Elias, Benni und Nathan, die er alle durch den Freundes- und Bekanntenkreis kennengelernt hat. „Es ist immer noch mein Künstlerprojekt, aber mittlerweile hat sich schon ein Team herausgebildet – wie wir die Songs aufnehmen, wer was spielt. Songwriting mache aber alles ich.“ Wie kam Jakob zur Musik?
Der Weg zur Musik
„Jeder Christ, ein Gitarrist“, meint Jakob lachend. Ihm wurde die Musik quasi in die Wiege gelegt: Seine Mutter, Musikschul-Dozentin, bringt ihn zur musikalischen Früherziehung. Mit fünf Jahren spielt er schon Schlagzeug, tritt durch sein christliches Elternhaus beim Krippenspiel auf, spielt im Orchester, lernt Gitarre, bringt sich mit 18 selbst Klavier bei, geht später auf ein christliches Musikcollege und schreibt seine ersten Songs – damals noch zu religiösen Themen. Als wirklich gläubig würde er sich heute aber nicht mehr bezeichnen, die Liebe zur Musik ist allerdings geblieben.
Seit er sich im letzten Jahr ein kleines Team aufgebaut hat, möchte der Lehramt-Student stetig professioneller werden. „Es ist immer noch mein Traum, von der Musik zu leben!“, so Jakob. Neben seinem Studium investiert er viel in diesen Traum – er hatte bereits einige Live-Auftritte in den letzten zwei Monaten. Das neue Album, an dem er im Frühjahr 2021 angefangen hat zu arbeiten, wird gegen Ende 2022 oder Anfang 2023 veröffentlicht. Bei unserem Gespräch im Studio des E-Gitarristen Benni bekommen wir die neuen Songs schon vor dem Spotify-Release zu hören.
„I wanna be free / from the weight that the world’s putting on me”
Jakob Longfield in “free”
Mit Jakob und Benni im Studio
Das Studio in Gärtringen hat Benni zusammen mit seinem Vater und Großvater selbst eingerichtet – für Besucher*innen sieht das ziemlich professionell aus. „Heute würde ich vieles ganz anders machen“, sagt Benni lachend. Man merkt trotzdem, er ist stolz auf diesen Ort im Keller seiner Großeltern. Die Energie, die in diesem kleinen Raum mit grauer Couch, mehreren Gitarren und Schaltflächen mit allerlei Knöpfen entsteht, ist großartig. Die Jungs haben Bock auf Musikmachen, spielen rum, probieren aus. Sie erzählen begeistert, wie die Songs des neuen Albums entstanden sind, die Geschichten dahinter und wie diese vertont wurden.
Das neue Album
Im Großen und Ganzen geht es im neuen Album darum, wie man das Leben eben mit Anfang bzw. Mitte 20 bewältigt. Das letzte Jahr war für den Singer-Songwriter schwierig. “Ich verspüre sehr viel Druck, mache ihn mir auch selber, – dass ich erfolgreich bin, das Studium, Albumrelease, Tour im Sommer. Das ist einfach zu viel. Damit versuche ich in den Songs umzugehen.“ Jakob erzählt die Geschichten hinter den Songs, von denen zwei schon als Singles veröffentlicht sind.
„When the lights fade out” ist ein Track, der aus fast depressiven Stimmungen entstanden ist: „Wenn man nicht aus dem Bett hochkommt, nicht mal einkaufen gehen kann. Dieses In-ein-Loch-Fallen.“. Der Song „Free“ ist dann das positive Pendant dazu, der Wunsch, sich von dem ganzen Druck lösen zu wollen. Einen Liebessong gibt es natürlich auch. Klar, sonst wäre es wahrscheinlich kein Pop Album. Jakob Longfield ist zwar Pop durch und durch, hat sich im neuen Album aber auch an anderen Genres ausprobiert: Hier und da klingt es funky und „Now or never“, eine energiegeladene Liebeserklärung ans Einfach-Machen kann man eher dem Rock zuordnen.
Zukunftsvisionen
Das Album zu produzieren, an vielen Events zu spielen und nebenbei zu studieren – die letzten Monate waren für Jakob auf jeden Fall nicht ohne. „Nach dem Sommer nehme ich mir erst mal `ne lange Pause“, meint er lachend. Dranbleibend will er aber auf jeden Fall. In der letzten Zeit hat er viele Labels angeschrieben und eine Menge Feedback bekommen, erst am Morgen, bevor wir uns für das Interview treffen, meldet sich ein Label bei ihm.
Diesem Label hat er mittlerweile zugesagt. Nur die Finanzierung ist ein Risiko, das er eingehen muss, aber das ist eben ein Teil des Ganzen. Jakob wartet noch auf Antworten von mehreren Stipendien, schreibt seine letzten Hausarbeiten – „Ich pack’s doch noch irgendwie, fühlt sich gut an“. Danach heißt es aber erst mal: Durchatmen, Kraft tanken, sich auf das Studium konzentrieren. Allzu lange, aber auch wieder nicht; denn das Album und weitere Releases mit dem Label sind geplant. Der Mann wird nicht müde und die Kupferblau ist auf jeden Fall gespannt!
Jakob Longfield ist auf Spotify zu finden: https://open.spotify.com/artist/33Hmoxhkb0NBLVXE4hx9H1
Jakob Longfields Instagram: https://www.instagram.com/jakoblongfield/
Fotos: Jonathan Kamzelak, Inga Lenßen
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