Ein fesselndes Ultramarinblau, ein tiefes Dunkelblau, eine unnatürliche Farbe aus den Untiefen des Meeres? Es gibt ein fast unerschöpfliches Spektrum an Blautönen. Der Künstler Yves Klein hat sich mit einem einzigen selbst erstellten Ton auseinandergesetzt und diesen sogar nach sich benannt.
Im Jahr 1955 hatte Yves Klein eine Idee—seine Kunst sollte monochrom eingefärbt werden, und zwar in einer ganz bestimmten Farbe. Der Künstler benutzte ab dem Jahr 1958 schließlich nur noch sein tiefes und gleichzeitig leuchtendes Blau, um seine Arbeiten zu vollenden. Er ließ es selbst 1960 in einem Register eintragen, scheiterte jedoch bei dem Versuch es zu patentieren. Nur aufgrund der Anwendung in seiner Kunst trägt es bis heute den Namen International Klein Blue kurz IKB.
Yves Klein ist ein aus Nizza stammender Nachkriegszeitkünstler, der der Schule der Nouveau Realismé angehörte. 1954 hatte er bereits mit einer Serie an monochrom eingefärbten Bildern gearbeitet, die er in seiner ersten Publikation veröffentlichte—ein kleines Kunstbuch, das er Yves Peintures betitelte und das eine Vielzahl an monochromen Kunstwerken beinhaltete, neben Blau zum Beispiel auch ein kräftiges Rot.
Nur gab es nie Leinwände, auf die sich dieses Buch bezog, sondern nur abgedruckte Versionen im Buch.
Dieses Kunstbuch ist ein Testament von eigenen Kunstobjekten, die als solche präsentiert werden, die aber nie über das Seitenformat im Kunstbuch hinausgearbeitet wurden—ein Mittel des frühen Postmodernismus. Ein Journalist der Pariser Zeitung 1955 besprach das Buch mit zeitgenössischen abstrakten Künstlern in der Abwesenheit Kleins und beschrieb diese:
„Schon auf der allerersten Seite veränderten sich die Augen der Künstler. Sie leuchteten auf und in der Tiefe ihrer Augen erschienen reine, wunderschöne, einzelne Farben.“
Fasziniert von seinen monochromen Werken entwickelte Klein im Zuge seiner Exhibition Proposte Monocrome, Epoca Blu 1957 in Milan die einzigartige Komposition des IKB. Elf identische blaue Leinwände sollten den Betrachter in ihren Bann ziehen. Diese Exhibition war Kleins Durchbruch und er stellte sie in Paris, Düsseldorf und London aus wodurch der IKB den Status erhielt, den er heute besitzt.
Es folgten noch etliche Installationen und Experimente mit Textur und anthropomorphischer Kunst ganz in Blau, ein faszinierendes Beispiel, wie eine einzelne Farbe allein einen Menschen völlig ergreifen kann.
Wer den mesmerisierenden Blauton live und in Farbe sehen möchte, kann auf der Website der staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vorbeischauen, wann die Schwamminstallation RE 48: Sol.1960 wieder ausgestellt wird und wer den Weg nicht scheut kann mit dem 9-Euro Ticket zu dem Musiktheater im Revier Gelsenkirchen fahren, um ein Schwammrelief von 1959 zu bewundern, welches ein gigantisches Ausmaß von 20 auf 7 Meter hat.
Fotos: pixabay.com, Patrick Muczczek