Am Sonntag den 24. Oktober 2021 fand eine Veranstaltung zur Förderung von Chancengleichheit statt – im Rahmen von Tübingens queerer Woche. Neben dem Vortrag von Sören Landmann, Vorsitzender das Aktionsbündnis gegen Homophobie e. V., kamen in einer anschließenden Podiumsdiskussion queere Aktivist*innen aus Tübingen mit ihren Anliegen zu Wort. Die Veranstaltung wurde von TAKT – Tübingen aktiv gegen Diskriminierung – gefördert.
TAKT
Das Projekt TAKT wurde von der Universitätsstadt Tübingen und adis e.V. ins Leben gerufen. Sie erhalten ihre Förderungen im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. Vertreter*innen von TAKT haben den Nachmittag eröffnet und haben auch das Projekt vertiefend erklärt. Besonders Anti-Rassismus-Themen und die Förderung von Queer-Rechten stehen hier im Mittelpunkt.
„Ziel ist es, gleichberechtigte Zugänge für alle zu Information, Bildung, Ausbildung und Beschäftigung, Wohnen, Gesundheit, Sport, Kultur und nachbarschaftlichem Leben zu eröffnen. Es gilt auch, sich gegen Diskriminierung und Rassismus und für ein sicheres Leben aller Menschen in der Stadt einzusetzen.“
TAKT
Verankerung queerer Rechte in kommunaler Politik
Der Vortrag von Sören Landmann ist der zentrale Programmpunkt dieses Nachmittags. Die Kernfrage bezieht sich darauf, wie wichtig es sei, queere Rechte auf kommunaler Ebene zu fördern und zu unterstützen. Der Blick auf die kommunalen Organisationen, Unternehmen und Verwaltungsorgane seien zentrale Antriebskräfte bei der Unterstützung queerer Rechte. Er behauptet, dass auch globale Ziele nur erreicht werden können, sofern diese kommunale Verankerungen besitzen.
Besonders betonte Herr Landmann, dass es viele verschiedene „communities“ gebe. Die Lebensbedingungen seien in unserer Gesellschaft stark differenziert. Das habe zur Folge, dass die Chancengleichheit innerhalb unserer Gesellschaft nicht direkt bestimmt werden kann. Stattdessen habe jeder Teilbereich innerhalb gesellschaftlicher Gruppen mit unterschiedlichen Problemen, Forderungen und Grundlagen zu kämpfen.
Vorbringen und Bearbeiten der Anliegen
Damit die Umsetzung der Anliegen verschiedener communities gelingen kann, muss einiges passieren. Sören Landmann demonstrierte, wie dies in verschiedener Kommunen in Deutschland funktioniert. In Mannheim finden beispielsweise am „Runden Tisch“ queere Aktivist*innen mit den lokalen Politiker*innen zusammen. Hier können Probleme und Forderungen Aufmerksamkeit bekommen und danach in Arbeitsgruppen angegangen werden. Dennoch betont Herr Landmann, eine ausschließliche Arbeit über ehrenamtliche Stellen und Eigenengagement der Aktivist*innen sei nicht genug. Hierbei liege „zu viel Verantwortung auf zu wenig Schultern“, so Landmann. Auch sei die Unabhängigkeit der NGOs (Non-Governmental Organizations) von staatlichen Verwaltungssystemen wichtig.
Aktivist*innen aus Tübingen
Trans*aktion
Robin Grossmann war hier für „Trans*aktion“ dabei und hat Probleme bei der Gesundheitsversorgung von Trans*personen angesprochen. Besonders seien Beratungsstellen und ausgebildetes Fachpersonal in den Kommunen relevant und sollen viel mehr ausgebaut werden.
Er lobt, dass an der Universität Tübingen bereits der Ergänzungsausweis der dgti e.V. (Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V.) als Ausweisdokument akzeptiert werde. Dennoch sei es wichtig, dass es eine Verankerung von Trans*personen in den verschiedenen Fakultäten und Lehrplänen gebe, gerade bei Medizin und Psychologie. Dadurch könnten sich die Lehrpraxis auch an den Kliniken anpassen.
„Mediziner*innen lernen momentan gar nicht mit Trans*Personen umzugehen, es wird nur pathologisch darüber gelehrt und das schadet der community.“
Robin Grossmann von Trans*aktion
Die Forderungen an die Universität setzen sich aus geschlechtsneutraler Toiletten, aber auch der geschlechtergerechten Sprache auf Formularen zusammen.
Here & Queer
Rebecca Mang von „Here and Queer” hat sich für mehr Aufklärung an Schulen ausgesprochen. Gerade im Teenageralter sei Aufklärung über sexuelle Orientierungen wichtig. Aber auch die fehlende regelmäßige Förderung der Stadt sei ein großes Problem für die Planung und Aufrechterhaltung von „Here and Queer“. Zusätzlich fehlen Ansprechpartner*innen an zentralen Verwaltungsstellen. Um die FINT*A (Frauen, inter* Menschen, nicht-binäre Menschen, trans* Menschen und agender Menschen) zu unterstützen, bieten „Here and Queer“ deshalb Workshops über Empowerment an und unterstützen sich innerhalb ihrer community. Dennoch kritisiert sie die teilweise schwer erhältliche Finanzierung durch TAKT und hofft auf bessere Zusammenarbeit mit der Stadt. Bei Interesse an “Here & Queer” findet ihr hier ihre Instagram Seite. Sie treffen sich jeden 2. und 4. Freitag im Monat ab 19 Uhr im Frauen*Projekte Zentrum in Tübingen.
Wir merken leider oft, dass ein Bewusstsein für unsere Probleme nicht wirklich da ist in der Gesellschaft. Genau da setzen wir an, zum Beispiel Vortragsreihen, durch Workshops in den Schulen, bei denen wir Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit leisten und auch bei den Lehrkräften in Schulen.
Rebecca Mang von “Here & Queer”
Bei einer abschließenden Fragerunde konnte viele Fragen bezüglich der Zusammenarbeit mit TAKT, der Repräsentation von Minderheiten in TAKT und Zukunftspläne der Tübinger Aktivist*innen werden. Mit vielen neuen Impulen und spannenden Diskussionen endete die Veranstaltung gegen 17 Uhr.
Mehr zu TAKT findet ihr auf ihrer Website. Den Artikel zur CSD Parade, dem Highlight der queeren Woche, findest du hier.
Beitragsbild: Maren Schrabback