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Kultur Theater

Macbeth lebt und stirbt im Brechtbau – über eine Theaterproduktion der Sternenwanderer

In der Pfingstwoche wurde die neue Produktion der studentischen Theatergruppe Sternenwanderer im Brechtbau Theater aufgeführt. Doch wie inszeniert man ein Stück, dass schon seit über 400 Jahren auf Bühnen in der ganzen Welt gespielt wird?

Schon im Jahr 1606 schrieb William Shakespeare seine Tragödie Macbeth. Das Stück handelt von dem gleichnamigen jungen General. Diesem weissagen nachts im Wald eine Gruppe Hexen, dass er eines Tages König von Schottland werden würde. Um dieses Ziel unbedingt zu erreichen, begeht er Gewalttaten und blutige Morde. Eine weitere Weissagung wird ihm jedoch zum Verhängnis und schlussendlich endet seine Tyrannei durch einen, der „nicht von einer Frau geboren“ wurde.

Shakespeare’s Scottish Play

In Theaterkreisen hat Macbeth eine gewisse Reputation. Wenn das Werk auf dem Plan steht, gilt oft höchste Sicherheitsstufe, denn Bühnenunfälle, Krawalle, tote Schauspieler und insolvente Theater reihen sich in die Aufführungsgeschichte der Tragödie seit 1611 ein. Der Fluch, der auf Macbeth liegt, soll laut Legende daher stammen, dass Shakespeare seinen Hexenfiguren echte Zauberformeln in den Mund gelegt hat. Diese würden durch das Sprechen auf der Bühne ihre dunkle Magie entfalten. Andere sind der Meinung, dass Englands Hexen das Stück verflucht haben und dieser Fluch immer noch darauf lastet. Das Aussprechen des Titels soll diesen Fluch hervorrufen, weshalb das Stück oft nur als „The Scottish Play“ bezeichnet wird.

Shakespeare à la Sternenwanderer

Die Regie der Sternenwanderer, die für diese Inszenierung Teya Rohner und Ruben Sailer innehatten, hat sich also kein einfaches Theaterstück ausgesucht. Bei den Aufführungen blieb der Fluch zum Glück aus – außer blauer Flecken vom vollen Körpereinsatz bei emotionalen Zusammenbrüchen und Sterbeszenen – blieben alle Schauspielenden gesund. Auch scheute man sich nicht davor, die übernatürlichen Kräfte als solche zu inszenieren, anstatt sie, wie oft in moderneren Darbietungen, eher realistisch umzusetzen.

Die Puppen ohne ihr einprägsames MakeUp während den Proben. Bild: Jule Lenz.

Die Göttin Hekate und ihre Puppen hoben sich durch Einsatz von Neonfarben und Schwarzlicht visuell, und durch musikalische Einsätze auch auditiv, von dem Arrangement der anderen Charaktere des Stückes ab. Für viele Zuschauende waren die Lieder, die die Puppen gesungen und performt haben, ein Highlight der Aufführungen. Anna Sophia Buchmeier, die auch selbst als Schauspielerin im Stück involviert war, hat die musikalischen Arrangements zu den Hexenformeln Shakespeares komponiert und dadurch eine ganz besondere, mehr-als-natürliche Stimmung im Theatersaal geschaffen.

Lady Macbeth und die Göttin Hekate in einer Spiegelszene. Bild: Jule Lenz

Doch nicht nur durch die magischen Kräfte wurde der Tragödie Leben eingehaucht. Das ganze Ensemble spielte mit viel Herzblut und Souveränität. Dieser volle Einsatz aller Schauspielenden trug das Stück und das Publikum durch Kriege, Banketts, Morde und Schlachten bis hin zu grandiosen Sterbeszenen. Und eine subtile queere Liebesgeschichte zwischen Lennox und Angus, die zwischen den Schlachten noch die Zeit fanden, im Wald zu picknicken und ihre Zweisamkeit zu genießen, brachte eine angenehme Abwechslung in die Dynamik des Stückes.  

Es ist wertvoll, wie jede*r beigetragen hat und das Stück dadurch ein Ganzes geworden ist.

Teya Rohner, Regie

Dies machte sich auch in den Schwertkampfszenen bemerkbar, in denen die Choreographie der Schläge und Hiebe ausgeklügelt war und das Metall nur so klirrte. Und nicht nur die Technik saß, sondern auch die Sprache. Sätze, die schon fast an Zungenbrecher erinnerten, wurden genauso klar und präzise ausgesprochen wie lange Monologe und schnelle Dialoge.

Die Schlacht gegen Macbeth beinhaltete Kampfgeschrei und Schwerter. Bild: Jule Lenz.

Diese schauspielerische Leistung wurde unterstützt durch Kostüme, die das Kostümteam zum großen Teil selbst genäht hat. Sie wurden angelehnt an schottische „Léine“, die traditionellen knielangen Tuniken Schottlands im zehnten und elften Jahrhundert. Jede Familie im Stück hatte eine andere Farbe und durch die Länge der Tuniken, der Ärmel und der Umhänge ließ sich ablesen, welchen Status die jeweilige Figur hatte: Je mehr Stoff, desto reicher war die Person. Bei der Königskrönung Macbeths konnte man einen feinen Wandel beobachten: Plötzlich war die kurze und kurzärmlige Tunika vom Anfang des Stückes ausgetauscht mit einem langärmligen und bis über die Knie reichenden Kleidungsstück.

Wir haben im Februar angefangen und ich bin baff, was unsere Truppe bis Juni auf die Beine gestellt hat. Jede Aufführung ist mir das Herz aufgegangen.

Ruben Sailer, Regie

Die Aufführungen konnten sich nicht nur im übertragenen Sinn sehen lassen, sondern auch wortwörtlich: alle vier Vorstellungstermine in der Pfingstferienwoche waren ausgebucht und der Theatersaal voll. Dieser Erfolg reiht sich in den der letzten Stücke der Gruppe ein und man darf gespannt sein, welches Theaterstück sie sich als nächstes vornehmen.

Beitragsbild: Jule Lenz

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