Politik

KI und Demokratie: Wie digitale Tools politische Teilhabe fördern können

Was hat ChatGPT mit politischer Teilhabe zu tun? In der Westspitze diskutierten Bürger*innen und Expert*innen über die Chancen und Herausforderungen digitaler Demokratie in Tübingen. Dabei kam auch ein eigens entwickelter „Tübinger Chatbot“ zum Einsatz.

Im Rahmen der Reihe KI & Wir fand am vergangenen Mittwoch in der Westspitze eine Veranstaltung mit Vortrag und Diskussion zum Thema Künstliche Intelligenz  und Demokratie statt. Der Abend stand unter der Frage, welche Möglichkeiten KI bietet, um Demokratie und politische Teilhabe besser gestalten zu können, aber auch, welche Herausforderungen mit ihrem Einsatz verbunden sind.  Moderiert wurde die Runde von Patrick Klügel, Public Engagement Manager und Projektleiter des Bürgerrats Künstliche Intelligenz und Freiheit an der Universität Tübingen.

Politische Teilhabe ist wichtig für die Stärkung der Demokratie. Dazu kann in manchen Bereichen auch KI beitragen. Bild: Samantha Borges auf Unsplash

Drei Perspektiven auf KI und Demokratie

Um sich dem Thema KI und Demokratie zu nähern, gab Klügel zunächst eine kurze inhaltliche Einführung. Dabei betonte er, dass es eigentlich nicht die KI gebe, sondern KI ein Sammelbegriff für verschiedene Technologien sei. Wenn man über KI und Demokratie spreche, so Klügel, gebe es unterschiedliche Felder oder Aspekte, über die man nachdenken müsse:

Wichtig sei erstens, wie KI-Tools und Algorithmen den öffentlichen Diskurs zum Beispiel auf Social Media beeinflussen, und zweitens der Zusammenhang von KI und Macht – das heißt, wer überhaupt die Macht und finanziellen Mittel habe, KI zu entwickeln. Der dritte wichtige Punkt betreffe die Fragestellung des Abends, und zwar, wie KI-Tools wie zum Beispiel Chatbots die politische Teilhabe fördern, erleichtern und damit verbessern können.

Studierende in politischer Teilhabe ausbilden

Im Anschluss daran gab es einen Impulsvortrag von Sarah Herrmann. Sie leitet das Projekt „Digitale Democracy – Schlüsselkompetenzen in und für digitale Demokratie“ im House of Competence am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Dabei geht es darum, wie digitale Tools dabei helfen können, Demokratie und politische Teilhabe zu verbessern und vor allem allem Studierenden Kompetenzen in diesem Bereich mitzugeben.

Dafür hat Herrmann zusammen mit ihren Studierenden ein sogenanntes „Digital Democracy Camp“ geplant – eine Veranstaltung, bei der Studierende unterschiedlichster Fachrichtungen im analogen sowie im digitalen Raum über Fragen von Demokratie und politischer Teilhabe ins Gespräch kommen konnten.

Daniel Schloß (KIT) stellt den Tübinger Chatbot vor. Bild: Marie Velten

Tübinger Chatbot hält Antworten bereit

Der Abend hielt neben dem Vortrag auch einen praktischen Teil bereit. Hier konnten die Teilnehmenden einen eigens von Daniel Schloß (KIT) entwickelten „Tübinger Chatbot“ (auf Grundlage von ChatGPT) zu Themen rund um KI und Demokratie in Tübingen befragen. So konnte er zum Beispiel Auskunft zur in Tübingen getesteten Bürger-App geben oder erläutern, wie digitale Tools die politische Teilhabe in Tübingen konkret fördern können. 

Dafür wurde der Chatbot mit verschiedenen Aufsätzen rund um das Thema gefüttert und sollte allein basierend auf diesen Quellen antworten. Dies funktionierte jedoch leider nicht immer so gut, da der Chatbot auch auf Internetquellen Zugriff.

Anonymität durch Chatbots kann helfen

In einer abschließenden Diskussionsrunde konnten dann die Teilnehmenden einerseits ihre Erfahrungen mit dem Chatbot teilen und andererseits noch einmal die Chancen und Gefahren von KI für die Demokratie diskutieren. Als große Chance kam dabei vor allem die durch digitale Tools geschaffene Anonymität zur Sprache.

Gerade Menschen, denen es unangenehm sei, vor anderen zu reden oder ihre Meinung zu teilen, hätten durch digitale Tools wie zum Beispiel Chatbots einen niederschwelligen Zugang, sich politisch einzubringen. Auch für Personen mit sprachlichen Einschränkungen könne die Nutzung eines Chatbots essenziell sein, um ihrer Stimme Gehör zu verschaffen.

Wie in den meisten anderen Bereichen hat auch bei politischer Partizipation KI Vorteile und Risiken.
Bild: Steve Johnson auf Unsplash.

Gefahren bestünden dagegen darin, dass Chatbots wie ChatGPT großen amerikanischen Unternehmen gehören, die nach wirtschaftlichen und nicht demokratischen Interessen agierten. KI selbst sei nicht demokratisch, könne jedoch punktuell für demokratische Zwecke genutzt werden.

Demokratiebildung ist essentiell – mit und ohne KI

Abschließend betonte Klügel noch einmal, dass KI politische Teilhabe lediglich unterstützen könne und dass Demokratiebildung dafür die Grundlage sein müsse. Ohne eine grundständige Demokratiebildung könne KI auch nicht konstruktiv für Partizipation genutzt werden. Klar sei jedoch auch, dass KI längst Teil unseres Lebens sei und wir uns deshalb auch damit auseinandersetzen müssten, wie sie unsere Demokratie beeinflusst.

Der Abend zeigte, dass KI und digitale Tools viele Möglichkeiten bieten, politische Teilhabe zu stärken, ihr Einsatz aber auch mit Gefahren einhergehen kann. Umso wichtiger also, darüber nachzudenken und wie an diesem Abend gemeinsam darüber in den Austausch kommen kann.   

Beitragsbild: Marie Velten

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