Kultur

Über krasse Krokodile, den eigenen Verstand und Wasser unterm Kiel – der Song Slam im Club Voltaire

Ganz nach dem Motto “Es geht nie um den Sieg. Es geht immer um die Songs” fand am vergangenen Donnerstag zum zweiten Mal in diesem Jahr der Sorglos Song Slam im Club Voltaire statt. Moderiert von Manuel Huth erwartete das Publikum ein Abend voller Kreativität, Kontrast und Krokodile. Ein Bericht über eine Veranstaltung, die begeisterte und lange in Erinnerung bleiben wird.

Nasse Jacken, Schirme und Haare werden ausgeschüttelt, die Menschen kommen mit leicht verkniffenen Gesichtern aus diesem regnerischen, kühlen Abend hinein in den Club Voltaire. Doch sobald man diesen kleinen Raum mit seinen alten Holzbalken, der kleinen Bühne und der gemütlichen Bar betritt, sind die Gedanken an das schlechte Wetter sehr schnell vergessen. Dort wird umarmt, hier wird gelacht – die Stimmung vor Beginn des zweiten Song Slams dieses Jahres ist ausgelassen. Es stehen vier Namen auf der Kreidetafel: diese gibt Auskunft darüber, welche Künstler*innen sich an diesem Abend mit ihren selbstgeschriebenen Texten auf die Bühne wagen.

Stefan Eberle auf der Bühne mit seinem Song über grüne, krasse Krokodile. Bild: Hanna Neumann

Die Regeln und der Weg zum Finale

Und genau auf dieser Bühne tut sich nun etwas – Manuel Huth, der Moderator des Song Slams tritt an das Mikrophon heran. Nach einer kurzen Begrüßung werden noch einmal die Regeln für alle erklärt: Es gibt eine allgemeine Runde, in der alle Slamer*innen gegeneinander antreten; hier bewertet eine Publikumsjury die Songs mit Punkten von eins bis zehn. Die Person mit den meisten Punkten zieht nach dieser ersten Runde direkt in das Finale ein, während die anderen Künstler*innen im Halbfinale erneut gegeneinander antreten. In dieser zweiten Runde bewertet das Publikum aufs Neue die gespielten Lieder, damit wird der beste Song auch ins Finale gewählt. So stehen schlussendlich zwei Menschen im Finale und können mit Lyrik und Musik um den goldenen Blumentopf – der Gewinn des Abends – kämpfen. Die finale Entscheidung wird durch das Publikum-Applaus-O-Meter gefällt.

Von melancholischen Tönen und wortgewandten Liedern

Als erster Sänger des Abends präsentiert Bene Büchler seine zwei Songs: Mithilfe von Gitarre, Mundharmonika und einem Text über das Vergehen der Zeit angesichts der Klimakrise versetzt er das Publikum in eine melancholische Stimmung, welche aber nur bis zum Anfang des zweiten Liedes anhält. Jede*r von uns hat doch ein Hobby auf das wir nicht so stolz sind, oder? Für Bene ist dies das Ansehen von Kochsendungen, frei nach dem Motto: „Bei dir gibt es heute Ärger, bei mir gibt’s Apfelmus!“

Thomas Theweleit singt mit Mundharmonika und Gitarre über seine Gedanken.
Thomas Theweleit singt mit Mundharmonika und Gitarre über seine Gedanken. Bild: Hanna Neumann

Die nächsten Künstler*innen des Abends überraschen mit ungewohntem Mikrophon-Ersatz: Das Duo ODIO L’ESTATE zieht den Club Voltaire mit einem Telefonhörer, einer unglaublich klaren Stimme und melodischen Klängen in seinen Bann.
Ganz im Sinne eines Abends des Kontrasts löst Sänger Stefan Ebert als dritter Kandidat die ruhige Stimmung nach ODIO L’ESTATE mit zwei wortgewandten Liedern ab. Bei ihm treffen gewitzte Texte auf flotte Gitarrentöne, sodass im Raum bald miteinander geschunkelt und gelacht wird.

Als vierter Künstler des Abends tritt Thomas Theweleit an das Mikrophon des Song Slams heran. Auch er ist mit einer Mundharmonika und Gitarre ausgestattet, wobei diese Kombination bei ihm eher eine gewisse Nachdenklichkeit bei den Zuschauer*innen auslöst. Mit seinen Zeilen über Personen, die immer bedingungslos für einen da sind und über eine Reise ins „Irgendwo im Nirgendwo“ schafft Thomas eine eigene kleine Welt im Club Voltaire.
Nachdem alle Künstler*innen des Abends ihre Auftritte absolviert haben, steht nun die Verkündung an, welche Person mit den meisten Punkten direkt das Finale erreicht: Stefan Eberle hat sich einen Platz im Finale gesichert. Die anderen drei bzw. vier Künstler*innen haben nach der Pause noch einmal im Halbfinale die Möglichkeit, das Publikum zu überzeugen und damit auch ins Finale einzuziehen.

Moderator Manuel Huth liest die Punkte der Künstler*innen vor.
Moderator Manuel Huth liest die Punkte der Künstler*innen vor. Bild: Hanna Neumann

Das Halbfinale mit spannender Varianz

Thomas Theweleit singt über die geistigen Haltungen, welche in unserer aktuellen politischen Situation vonnöten sind und was das für ihn bedeutet. Nach diesem eher nachdenklichen und kritischen Text bringt ODIO L’ESTATE mit einem italienischen Lied, das nur aus einzelnen aneinander gereihten Wörtern besteht, wieder Leichtigkeit in den Raum. Diese lockere Stimmung des Publikums wird durch Bene Büchlers zweiten Auftritt noch ausgelassener, als er über seine Angst vor Krokodilen singt, denn „diese skurrilen Reptile, die haben so ihre Ziele.“
Es wird nun spannend im Club Voltaire: Welche*r Künstler*in zieht neben Stefan Eberle ins Finale ein? Thomas Theweleit hat die Publikumsjury überzeugt und darf aktiv um den goldenen Blumentopf kämpfen.

Eine letzte Entscheidung

In einer letzten Runden der Songs und Musik geben Thomas und Stefan noch einmal alles was Bühnenpräsenz, Zuschauer*innenanimation und eingängige Refrains angeht. Thomas sowie Stefan motivieren das Publikum durch Mit-Sing-Parts, wobei bei Stefan der Inhalt des Textes etwas besser ankommt: Er gewinnt, nach der Auswertung des Applaus-O-Meters, den Song Slam und darf den goldenen Blumentopf, welcher übrigens eine Tomatenpflanze enthält, an sich nehmen.
Mit Dank und dem Wunsch eines guten Nachhauseweges verabschiedet sich Manuel Huth vom Publikum und beendet mit diesen Worten den Slam.

Stefan Eberle gewinnt den Song Slam und darf den goldenen Blumentopf als Preis mit nach Hause nehmen. Bild: Hanna Neumann
Stefan Eberle gewinnt den Song Slam und darf den goldenen Blumentopf als Preis mit nach Hause nehmen. Bild: Hanna Neumann

Es werden die – inzwischen wieder trockenen – Regenschirme und Jacken vom Garderobenhaken genommen und langsam leert sich der Club Voltaire nach dieser beschwingten und kreativen Veranstaltung. Die Menschen verabschieden sich vor der Tür voneinander. Doch das Wiedersehen steht bald wieder an: Am 06. Juni, wenn es im Club Voltaire wieder heißt: „Es geht nie um den Sieg. Es geht immer um die Songs“.

Beitragsbild: Hanna Neumann

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