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In der Hose statt im Herz

150 Millionen männlich gelesene Personen weltweit leiden unter Impotenz, oder wie es heute genannt wird, erektiler Dysfunktion. Seit Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, ist Viagra auf dem Markt und hat die Erektionsforschung revolutioniert. Woher Viagra kommt, und warum es bei Frauen nicht so gut wirkt, erklären wir euch jetzt.

Die Geschichte von Viagra beginnt mit einem Sandwich, oder besser gesagt, in der Stadt Sandwich in Groß Britannien. Ursprünglich ging es darum, ein Mittel gegen Bluthochdruck und Angina zu entwickeln. Einer der ersten Nebeneffekte von Viagra, als es noch um Herzkrankheiten ging, war eine Veränderung in der Farbwahrnehmung der Probanden. Es wurde beobachtet, dass durch die Einnahme Dinge in Grün oder Blautönen wahrgenommen wurden. Um diesem Effekt vorzubeugen, wurde die Struktur erneut verändert, und so entstand das heutige Viagra. Statt dem geplanten Mittel gegen Herzprobleme, hatte Pfizer nun plötzlich das wirksamste Mittel gegen erektile Dysfunktionen aller Zeiten. Die Erfinder wurden in Talkshows eingeladen und auf Zeitschriften abgebildet und Viagra selbst zur Ikone in der Pop- und Pornokultur.

Eine unscheinbare, kleine, blaue Pille erobert die Welt

 

An dem Mythos, dass einige der Männer sich weigerten die Tabletten aus der Studie zurückzugeben, ist allerdings nichts dran. Keiner der Probanden hatte Zugriff zu den Tabletten.  

Think Pink

Pfizer führte daraufhin auch bei Frauen Tests durch, doch der erhofft Erfolg blieb größtenteils aus. Bei biologischen Frauen, im Gegensatz zu biologischen Männern, ist das Gehirn das dominante Sexorgan, während die Geschlechtsteile nur zweitrangig sind. Das heißt, nur weil die Schamlippen durch Viagra vergrößert sind, und mehr stimuliert, heißt das nicht, dass die biologische Frau Sex haben möchte. Oder eher Sex möchte. Stattdessen spielen auch noch Faktoren wie Hormone und äußere Umstände eine wichtige Rolle.

Tatsächlich wurden als Nebenwirkung bei einem Medikament gegen Depressionen festgestellt, dass ein leichter Anstieg in der sexuellen Lust bei Frauen erkennbar war. Schließlich wurde dann 2015 das sogenannte „pink viagra“ (natürlich versehen mit einem Rollenklischee in Form der gegenderten Farbe) auf den Markt gebracht. Allerdings erst beim dritten Versuch der amerikanischen Arzneibehörde, da der Nutzen die Nebenwirkungen nur gerade so überwog. Statt einer physischen sollte das Medikament eine psychische Blockade lösen. Richtig geholfen hat es dabei allerdings nie, und statt nur kurz vor dem Geschlechtsverkehr, muss die Viagra Pille für die Frau täglich eingenommen werden, ausschließlich abends, da die Nebenwirkungen sonst zu stark wären.

Anscheinend können Frauen Tabletten nur schlucken wenn sie pink sind.

Bei Männern allerdings gibt es keine tragischen Nebenwirkungen durch die kleine blaue Pille. Ironischerweise darf es allerdings nicht mit Herzmedikation zusammen eingenommen werden, da sonst die Wirkung drastisch reduziert wird, und eher sogar schädlich für den Herzmuskel ist. In diesem Fall ist es wirklich ratsam entweder an den Schritt oder das Herz zu denken. Beides geht leider nicht.

Fotos: Ronja Hornik 

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