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Wenn’s brenzlig wird – Rechtsberatung von und für Studierende bei Law & Legal

Was macht man, wenn man Streit mit dem*der Vermieter*in, dem*der Arbeitgeber*in oder dem Fitnessstudio hat, aber keine Ahnung von Rechtlichem und kein Geld für eine*n Anwalt*Anwältin? Oder wenn man eine super Idee hat und einen Verein gründen möchte, aber noch nie eine Satzung gelesen hat? In solchen Fällen hilft der in Tübingen gegründete und mittlerweile deutschlandweit aktive Verein „Law and Legal“. Hier erhalten alle, die es brauchen, rechtliche Beratung und Unterstützung von Jurastudierenden wie Josephina und Emily, mit denen wir gesprochen haben.

Emily und Josephina studieren zusammen Jura im sechsten Semester und engagieren sich seit letztem Jahr bei Law and Legal. 2013 nach US-amerikanischem Vorbild in Tübingen gegründet, umfasst dieser Verein heute zusätzlich die Standorte Bayreuth, Berlin, Frankfurt, Halle, Heidelberg, Leipzig und München. Das Prinzip ist einfach: Jede*r, die*der sich mit einem rechtlichen Problem herumschlägt und Beratung benötigt, kann auf der Internetseite des Vereins eine Anfrage stellen. Insbesondere richtet sich das Angebot an Studierende und einkommensschwache Personen, aber auch an gemeinnützige Vereine. Die deutschlandweit ca. 600 Freiwilligen bieten dann in Teams von circa drei Personen Unterstützung an. Das reicht von einfacher Beratung und Aufklärung über die eigenen Rechte, zum Beispiel im Umgang mit dem*der Vermieter*in, bis hin zu Schriftsätzen und direktem Kontakt mit der Gegenseite. „Manchmal ist das Verhältnis mit dem Vermieter oder der Vermieterin grundsätzlich gut, da ist es besser, wenn der Mandant oder die Mandantin selbst Kontakt aufnimmt,“ erklärt Josephina. In anderen Fällen sitzt am anderen Ende aber auch ein Anwalt, wie bei einem Fall gegen eine Fitnessstudiokette, den die beiden beraten haben.

Nicht alles ist erlaubt

Nicht jeden Fall kann der Verein jedoch annehmen. Strafrecht und Steuerrecht sind gesetzlich ausgeschlossen, schließlich sind die Beratenden noch keine Volljurist*innen. Für den Bereich Asylrecht bietet in Tübingen die Refugee Law Clinic Beratung an. Auch vor Gericht ziehen darf Law and Legal aus diesem Grund nicht, und der Streitwert darf nicht mehr als 2000€ betragen. Aus Fairness gegenüber den Mandant*innen nehmen sie außerdem keine fristgebundenen Fälle an, da die Engagierten nicht garantieren können, dass sie mit ihrer freiwilligen Arbeit alle Fristen ohne Nachteil für den*die Mandant*in einhalten können.

Die Beweise zählen

In Tübingen engagieren sich rund 60 Studierende und Referendar*innen bei Law And Legal. Josephina und Emily sind seit Kurzem auch für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und hoffen, den Verein zu mehr Bekanntheit zu bringen. Wenn mehr Menschen die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, mache das den Verein noch lebendiger, meint Josephina. Die beiden 22-Jährigen schätzen an der Vereinsarbeit vor allem den Ausgleich, aber auch den ergänzenden Aspekt zum Studium. „Jura ist eigentlich sehr praktisch, aber im Studium sitzt man oft im Hörsaal und schreibt zuhause seine Sachen. Dass man im Verein wirklich was machen kann und sein Wissen tatsächlich anwenden kann, macht wirklich Spaß,“ beschreibt Josephina. „Da merkt man erst, wofür man das macht“. Emily meint außerdem, dass man sich im Verein mit den Themen noch einmal ganz anders beschäftigen muss, als bei Uniaufgaben: „In der Uni hat man einen Fall vorgegeben, da steht dann ‚A bringt B um‘. Alles was da drin steht, ist am Ende wahr. Wir müssen uns keine Gedanken darüber machen, ob das wirklich so passiert ist und ob es Sinn macht. Das ist anders, wenn wir einen Fall beraten, dann geht es mehr darum, was wir beweisen können. Das ist vom Aufbau her anders“.
Neben den inhaltlichen Aspekten schätzen die beiden aber auch das Kennenlernen und den Kontakt zu Menschen, gerade während Corona. „Es ist immer gut, Leute aus dem Fach zu kennen, wenn man bei der Prüfungsvorbereitung mal verzweifelt,“ meint Josephina. Und auch die Gespräche mit den Mandant*innen seien oft sehr nett und persönlich. Während Corona fehlte zwar der direkte Kontakt, jedoch wurde auch manches einfacher: Fahrwege fielen weg und kurze Zwischenbesprechungen per Videokonferenz wurden möglich.

Für Emily (links) und Josephina (rechts) ist das Engagement bei Law & Legal ein gutes Gegengewicht zum eher theoretischen Jurastudium

Der Fall gegen das Fitnessstudio verlief für die von Law and Legal vertretene Seite übrigens erfolgreich. Auch für die beiden Studentinnen ist es ein Erfolgserlebnis, gegen eine Fitnessstudiokette mitsamt Anwalt zu gewinnen. Auf die Frage, ob es im Verlauf ihres Engagements auch schon Herausforderungen gab, fällt den beiden zunächst nichts ein. Einmal habe es innerhalb des Berater*innenteams eine Meinungsverschiedenheit gegeben – zwei Personen haben sich für eine bestimmte Herangehensweise ausgesprochen, zwei hatten eine andere Idee. Da beide Varianten gleichermaßen möglich waren, musste sich hier letztendlich der*die Mandant*in entscheiden – doch er*sie hat sowieso immer das letzte Wort.

In den Bewerbungsphasen ungefähr zum Anfang jedes Semesters haben Jurastudierende mit bestandener Zwischenprüfung die Möglichkeit, sich als Berater*innen bei Law and Legal zu bewerben. Ein Lebenslauf und ein Motivationsschreiben sind notwendig, um sicherzugehen, dass der*die Bewerber*in sich wirklich engagieren möchte und sich nicht nur über einen Eintrag auf dem Lebenslauf freut. Übrigens hat das Engagement bei Law and Legal auch noch einen anderen Vorzug: Erfahrene Jurist*innen bieten regelmäßig Workshops für die Freiwilligen an, beispielsweise zum Verfassen von Schriftsätzen. Emily und Josephina betonen, dass sich der Verein immer über Neuzugänge freut. Sie versichern: „Wir sind auch nicht gruselig“.

Weitere Informationen findet ihr auf der Internetseite und auf dem Instagram-Account des Vereins.

Wenn ihr selbst Rechtsberatung in Anspruch nehmen wollt oder müsst, könnt ihr euer Anliegen hier über das Online-Formular des Vereins einreichen.

Foto: Sophie Vollmer

Beitragsbild: Law &Legal 

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