–——————– Content-Warning: Sexualisierte Gewalt ———————
Am 12. November 2020 erreichte die Mitglieder der katholisch-theologischen Fakultät ein schockierendes Rundschreiben: „Der Dekan hat Hinweise darauf erhalten, dass es an der katholisch-theologischen Fakultät in den vergangenen zehn Jahren zu sexuellen Grenzverletzungen und zu emotionalem Missbrauch gekommen ist.“
Das Rundschreiben
In dem Rundschreiben spricht das Dekanat der Fakultät von Grenzüberschreitungen, Missachtung, Ausnutzung und Ausbeutung des Vertrauens betroffener Personen. Gemeinsam mit dem Gleichstellungs-büro der Universität sowie den Gleichstellungsbeauftragten der Fakultät, möchte der Dekan nun allen Hinweisen nachgehen. Er ruft mögliche Betroffene dazu auf, sich an die im Schreiben genannten Ansprechpartner zu wenden.
Ebenso wendet sich das Rundschreiben an mögliche Beschuldigte. Diese seien angehalten, sich beim Dekan der Fakultät zu melden und bei der Aufklärung der Vorwürfe mitzuwirken. Mit ehemaligen Kommilito-n*innen oder Kolleg*innen aufgrund dieses Schreibens in Kontakt zu treten oder gar Druck auf diese auszuüben würde hingegen als Nötigung und somit als Straftat angesehen.
Stellungnahme des StuRas
Wie das Rundschreiben der Fakultät, signalisierte auch die offizielle Stellungnahme des StuRas vom 16. November Solidarität mit den Betroffenen. Das Studierendenparlament fordert dort eine lückenlose Aufklärung.
Um derartigen Taten künftig vorzubeugen, so der StuRa, müssten diese Vorfälle nicht nur Konsequenzen für die Täter*innen nach sich ziehen, sondern auch für das Umfeld, „das derartige Gewalt ermöglicht hat“. Damit fordert der StuRa Veränderungen bei der Struktur der katholisch-theologischen Fakultät, sodass Missbrauchsfälle gar nicht erst begangen werden könnten.
Der StuRa schließt sich dem Schreiben der Fakultät an und ruft dazu auf, „etwaige Spekulationen über mögliche Betroffene sowie Beschuldigte zu unterlassen“. Die Ermittlungen lägen in den Händen der zuständigen Stellen. So sieht es auch die Universität, die am 19. November ebenfalls eine Stellungnahme veröffentlichte. Sobald es einen Anfangsverdacht auf strafbare Handlungen gäbe, würde die Universität unverzüglich die Polizei bzw. die Staatsanwaltschaft einschalten.
Aufruf: Eine unabhängige Stelle zur Unterstützung
Zuletzt ruft der StuRa die Universität dazu auf, eine unabhängige Stelle zur Unterstützung betroffener Personen einzurichten. Als Teil der Universitätsleitung sei das Gleichstellungsbüro weder unabhängig, noch hätten entsprechende Ansprechpersonen die nötige Schulung, um Betroffene angemessen zu unterstützen.
Die Universität hat sich bislang nicht offiziell zu den Forderungen des StuRas geäußert. Die Stellungnahme vom 19. November verweist vor allem auf das Rundschreiben der katholisch-theologischen Fakultät und betont Untersützung für die Aufklärungsbemühungen der Fakultät. Das Ziel sei nun, „weitere Belästigungen am Arbeits-/Studienplatz zu unterbinden, betroffene Personen zu unterstützen und etwaige Geschehnisse aufzuarbeiten“.
Bislang hätten sich mehrere Personen wegen „unangemessenen Verhaltens“ an Vertrauenspersonen gewandt. Der Umfang der Gesamtzahl der betroffenen Personen sowie der Beschuldigten sei aber nach wie vor unbekannt.