Weibliche Sexualität, female empowerment und sexual wellbeing – dafür steht femtasy. Das Berliner Startup wurde 2018 von der damals 23-jähirgen Nina Julie Lepique gegründet. Als erste Audio-Erotik Plattform weltweit, die sich speziell an Frauen* wendet, werden hier weibliche Erotik, Sinnlichkeit, Lust und Leidenschaft zelebriert. Doch wie kommt man auf so eine sexy Idee und wie gestaltet sich der Weg zum erfolgreichen Startup? Diese Fragen hat uns Julie persönlich beantwortet.
Nina Julie Lepique hatte ursprünglich nicht vor, in die Gründung zu gehen. Nachdem sie die Idee für femtasy hatte, hat sie den Schritt dann doch gewagt. Mit 23 Jahren, kurz nach ihrem Studium, kündigte sie ihren Job bei Xing und gründete die Audio-Erotika Plattform femtasy. Mittlerweile feiert das Team den dritten Geburtstag des Unternehmens und mehrere hunderttausend Nutzer*innen. Unsere Redakteurin hat Einblicke in den Startup-Alltag gewinnen können und erfährt von Julie, wie sich der Weg in die Gründung für sie gestaltet hat.
Nina Julie Lepique (27)
absolvierte ein duales Studium an der Hamburg School of Business Administration (HSBA) und der University of Dubai, VAE im Bereich Business Administration mit dem Schwerpunkt digitale Geschäftsmodelle. Parallel arbeitete sie knappe fünf Jahre bei Xing. Zusammen mit ihrem Partner in Crime, Michael Holzner (33), gründete sie 2018 die weltweit erste Plattform für sinnliche und erotische Hörgeschichten für Frauen* – femtasy.
Was ist eigentlich femtasy?
„Bei femtasy“, so Julie „unterstützen wir vor allem Frauen* dabei, ein selbstbestimmtes Leben zu leben. Und das machen wir ganz spezifisch, indem wir eine Audio-Erotika Plattform gebaut haben, auf der User*innen über 2000 Audioerotik-Pieces, also Audioaufnahmen, finden können, die sie vor allem nutzen, um Spaß zu haben, sich zu entspannen, um Fantasie zu erleben, um sich selbst zu entdecken“. Zwischen verschiedenen Stimmen (sowohl männlichen als auch weiblichen), verschiedenen Genres und Intensitäten kann jede*r genau das Audio finden, das zu einem selbst, der eigenen Stimmung und den Bedürfnissen passt. Als weltweit erste Audio-Erotik Plattform bietet femtasy damit Frauen* die Möglichkeit, ihre Sexualität sinnlich zu erleben und zu erkunden.
Über Ideen
Mit Marken, wie z.B. Amorelie, rückt das Thema Sexualität immer mehr in die Mitte der Gesellschaft. Dabei liegt der Fokus allerdings vornehmlich auf der Intimität in der Partnerschaft. Masturbation wird weniger offen thematisiert, und wenn, dann vor allem männliche. Das Thema female sexuality versteckt sich noch immer in der Ecke der Tabuthemen. „Ich persönlich glaube schon sehr, sehr stark daran, dass Sexualität auch eng mit unserem eigenen Selbstwert und eigenen Selbstbewusstsein zusammenhängt. Und genau deswegen, finde ich, hat das auch ganz stark mit der Beziehung zu dir selbst zu tun und nicht nur mit der Beziehung zu einem anderen Menschen“, erzählt uns Julie. Als sie 2017 beruflich in Boston war, hat sie gemerkt, dass das Angebot für Frauen im Bereich Erotik sehr karg ist. „Es gibt den ganz klassischen Mainstream-Porn und der wird von Männern für Männer produziert. Es gibt eigentlich wenig, weder auf Marken- noch auf Content-Seite, womit sich Frauen* wirklich wohl fühlen“. Diese Aspekte, verbunden mit der Beobachtung, dass Audio – in Form von Podcasts – ein riesiger Trend ist, hat sie letztlich auf die Idee für femtasy gebracht. „Ich dachte mir: ok, perfekt! Weibliche Fantasie ist für die weibliche Sexualität wichtig, Audio kann genau das liefern – warum kombinieren wir das nicht?“.
“Ich war schon immer in Female Empowerment interessiert und habe gemerkt, es gibt total viele Lebensbereiche in denen wird darüber geredet, es gibt ein paar, da wird dann auch was gemacht, und es gibt einige, da wird weder drüber geredet noch was getan. Und dieser ganze Bereich rund um Sexualität ist halt genauso einer.”
Nina Julie Lepique
Nach der Idee ging alles ganz schnell. Die Entscheidung, tatsächlich in die Gründung zu gehen, fiel innerhalb von zwölf Stunden. Das letzte große Projekt bei ihrem damaligen Arbeitgeber Xing wurde beendet, danach schrieb sie die Kündigung und konnte sich somit wenige Monate nach der Idee voll und ganz dem Projekt femtasy widmen. Sie führte eine große Studie durch, in der sie 1.500 Frauen zum Thema Sexualität, Masturbation und Fantasie interviewte und startete das Fundraising. Nach weiteren fünf Monaten konnte sie die Marke eintragen lassen. Somit dauerte es nicht lange bis schließlich auch die Seite gelauncht wurde und die ersten zahlenden Kund*innen kamen. Diese Geschwindigkeit ist beeindruckend – bedarf es nicht einer ganzen Menge Mut, sich einer solchen Idee zu widmen? Julie fügt dem schmunzelnd noch ‚Naivität‘ hinzu und meint, dass sie sich zu Beginn noch total vom Herzen hat leiten lassen. Zunächst hat sie es selbst gar nicht richtig wahrnehmen können und immer erst hinterher, also z.B. erst nachdem sie die Kündigung geschrieben hat, erkannt, dass das jetzt wirklich passiert. Doch „Ich glaube im Leben insgesamt daran: ‚When you know, you know‘“, und deswegen konnte sie die eigentliche Entscheidung, femtasy zu gründen, so schnell treffen. Diese Momente nennt Julie ‚Schlüsselmomente‘ und meint, dass ganz viele Menschen ganz viele Chancen in ihrem Leben bekommen. Das Wichtige sei dann, diese zu sehen, ihr Potenzial zu erkennen und etwas aus ihnen zu machen.
Über Reaktionen
Der erste, dem Julie von ihrer Idee erzählt hat, war ihr Freund Michael. „Das war auf jeden Fall ein witziges Gespräch, an das ich mich noch sehr gut erinnere. Der hat glaube ich gedacht ‚Jetzt dreht sie völlig durch‘“. Doch auch er war zwölf Stunden später von der Idee begeistert und voller Feuer und Flamme . Michael war von Anfang an intensiv in die Gründung involviert und ist seit 2019 Vollzeit dabei.
Die memorabelste Reaktion kam von ihrer Oma, meint Julie. „Als meine Oma gecheckt hat, was ich wirklich vorhabe, hat sie anfangen, aus dem Quellekatalog damals zu erzählen, wie sie das erste Mal ein Sexspielzeug darin entdeckt hat“.
Insgesamt waren die Reaktionen durchweg ziemlich gut. Und die stetig steigenden Zahlen der Kund*innen beweisen, dass femtasy bei sehr vielen Frauen* Anklang findet und der Need für das Produkt definitiv da ist.
Über Anfänge und Auszeichnungen
Man sagt, dass nur ca. 4% der Startups tatsächlich erfolgreich werden und sich durchsetzen. femtasy ist mittlerweile drei Jahre live und zählt hunderttausende glückliche Nutzer*innen. Man kann also durchaus sagen: femtasy hat sich durchgesetzt – femtasy gehört zu den 4%. Doch der Weg dahin war schwer und von vielen Herausforderungen geprägt, erinnert sich Julie. Vor allem das Fundraising war für sie besonders aufregend und stressig, „weil das für mich der erste Moment der Wahrheit war, zu sehen, ob da jemand anderes noch dran glaubt, und zwar so sehr, dass diese Person mir wirklich signifikant Geld gibt“. Sich mit neuen Aufgaben wie dem Aufstellen einer Finanzierung konfrontiert zu sehen, sich zu fragen, wen man anspricht und wie das Ganze überhaupt alles abläuft, das steht am Anfang jeder Gründung. Für Julie war das definitiv eine „krasse Belastungsprobe“. Gemeinsam mit ihrem Freund und Co-Gründer Michael, der bereits Erfahrung im Business-Case-Bauen hatte, haben sie Schritt für Schritt diese Hürden gemeistert und ihre ersten Angel Investoren (also frühe, finanzielle Unterstützer*innen) an Land ziehen können.
Wir fragen Julie, ob sie zwischendrin auch mal Angst vorm Scheitern hatte. „Nein, hatte ich nie“, antwortet sie mit einem selbstbewussten Lächeln im Gesicht. Dass es nicht leicht wird, war ihr klar. Dass auch mal kleine (oder große) Schocker kommen werden, genauso. Doch all das hat sie kein einziges Mal an sich selbst oder an der Idee für femtasy zweifeln lassen.
Vom Fortschritt motiviert, macht Julie immer weiter. Und das wird gesehen! So wurde femtasy beispielsweise auf dem Bits & Pretzels Festival als bestes Startup 2020 in der Kategorie „Health und Wellbeing“ ausgezeichnet. Mit Preisen wie diesen kann Julie stolz sein auf das ganze Team. Stolz auf sich selbst zu sein, fällt ihr hingegen schwer. Letztes Jahr, als sie als eine der insgesamt acht Frauen in Deutschland die Forbes-Auszeichnung der ‚30 under 30‘ erhielt, konnte sie es erst gar nicht richtig glauben. „Oh mein Gott, was ist hier gerade passiert?“, war einer der ersten Gedanken, den Julie kurz nach der Auszeichnung hatte. Und solche Momente helfen ihr dann doch auch ein wenig stolz auf sich selbst zu sein. Sehr gut erinnert sie sich auch noch an den Moment, als femtasy die erste Umsatzmillion geknackt hat: „Als ich das das erste Mal realisiert habe, waren wir gerade Freunde in Italien besuchen. Ich saß mit einem Aperol am Strand und dachte mir so ‚Oh wow, wie cool!‘“.
Über Ratschläge
Von Gründer*innen hört man zurzeit immer mehr und damit einhergehend wird das gesamte Gründertum oft ein wenig glorifiziert. Immer häufiger hört man daher, dass Studierende und Absolvent*innen mit dem Gedanken spielen, selbst in die Gründung zu gehen. Wir haben Julie daher nach ihrem Ratschlag gefragt. Während viele andere antworten würden „Einfach springen!“, meint Julie, dass wenn man eine echte Unsicherheit verspüre, sich wirklich ehrlich hinterfragen sollte, ob man es tun möchte. „Denn die Journey ist krass!“, so Julie. Würde man sich schon vorm Abspringen quälen, dann würde es danach wahrscheinlich nur noch schwerer und unangenehmer werden. „Das Wichtigste ist“, ergänzt sie „einfach nicht von sich zu erwarten, dass man alles weiß. Damit muss man aber lernen klarzukommen, denn das wirst du nie in der Gründungsgeschichte. Ich mache jeden Tag Sachen, die ich vorher noch nie gemacht habe und weiß nie, wie ich das zu lösen habe“. Mit der Erkenntnis der eigenen Unwissenheit auf der Seite fällt der Sprung vielleicht leichter – und wenn nicht, dann sollte man einfach nochmal überlegen, ob es das Richtige für einen ist.
Mit Julie haben wir eine beeindruckend selbstbewusste und vor allem inspirierende Frau kennengelernt, die uns zum einen zeigt, dass Alter absolut keine Rolle spielt, um erfolgreich zu gründen und ein Startup zu leiten. Die uns zeigt, dass man sich und seinen Ideen, mögen sie anfangs auch noch so verrückt erscheinen, vertrauen soll, sich ihnen sicher sein soll und sich dann nicht von dem Unbekannten und großen Hürden abbringen lassen soll. Die uns zeigt, dass uns Durchhaltevermögen und Fokus immer voranbringen werden. Und die zum anderen weiblicher Sexualität eine Plattform gibt und damit wesentlich zur Enttabuisierung des Themas beiträgt. Lust und Leidenschaft sind menschliche Grundbedürfnisse und daher ist es umso wichtiger, diese schön, angenehm und aufregend zu gestalten.
Wenn ihr jetzt Lust habt, femtasy kennenzulernen, haben wir eine kleine Überraschung für euch:
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Fotos: femtasy