Wolltest du schon immer der Hauptcharakter aus deinem Lieblingsbuch sein, noch bessere Entscheidungen treffen, die Geschichte auf deine Weise beeinflussen, den Bösewicht besiegen, die Welt retten und das ganze mit deinen Freunden an deiner Seite? Dann ist D&D genau das Richtige für dich! Ein Tübinger Spielleiter erzält warum.
Was ist D&D eigentlich?
Vielleicht habt ihr schon mal davon gehört durch Fernsehserien wie Stranger Things, The Big Bang Theory oder auch Community, doch die Darstellung in diesen Serien kratzt nur an der Oberfläche von diesem großartigen Spiel.
“Der Kern von D&D ist das Geschichten erzählen. Du und deine Freunde erzählen gemeinsam eine Geschichte und führt Eure Helden durch Schatzsuchen, Schlachten mit tödlichen Feinden, waghalsigen Rettungen, höfische Intrigen und vieles mehr.”
What is D&D | Dungeons & Dragons
D&D ist ein Pen&Paper Rollenspiel, das in der kollektiven Phantasie der Spieler*innen stattfindet in dem man sich auf jegliche Weise kreative ausleben kann. Alles ist möglich, man muss es sich nur vorstellen können.
Und wie spielt man?
Alle Spieler*innen spielen einen Charakter, mit verschiedenen Stärken und Fähigkeiten, den sie selbst mit dem Regelwerk kreieren. Zusätzlich gibt es noch den Dungeon Master, der als Spielleiter*in wirkt, die Welt beschreibt und alle NPCs (Non-Player Character/Nicht-Spieler-Charakter) spielt. Diese Rolle ist am anspruchsvollsten und deshalb für Neulinge auch sehr abschreckend, doch macht mehr Spaß als man denkt und ich empfehle jedem es zumindest einmal auszuprobieren. Der/Die Spielleiter*in stellt ein Szenario vor auf das die Spieler*innen reagieren. z.B. „Ihr sitzt in einer Taverne und trinkt gemütlich ein Ale, als ihr von draußen plötzlich einen ohrenbetäubenden Knall hört. Was wollt ihr machen?“
Die Spieler*innen haben jetzt komplette Freiheit was sie tun wollen und würfeln dann, meistens mit einem 20-seitigen Würfel, ob/wie gut dies funktioniert. Der/Die Spielleiter*in beschreibt daraufhin was passiert und fragt wieder: „Was wollt ihr machen?“ Und so erzählt man zusammen eine Geschichte. Da man sich fühlt als würde man diese Geschichte in Echtzeit miterleben, wirkt diese auf einer emotionalen Ebene viel tiefer als es eine Serie oder ein Buch es je könnte. Ihr lacht wenn der Barde es schafft durch einen ‘deine Mutter’ Witz den bösen Hexenmeister zu töten, jubelt wenn ihr die Drachenherrschaft stürzt und das Land befreit und weint wenn der flamboyante Tiefling auf heroische Weise sein Leben gibt damit der Rest der Gruppe entkommen kann. Ihr erschafft Erinnerungen, die ein ganzes Leben halten.
Warum Dungeons and Dragons?
Ich schreibe hier über D&D, da es das erste und berühmteste Pen&Paper Rollenspiel ist und ich persönlich das Spiel-System und das Mittelalter-Fantasy-Setting am besten mag. Doch es gibt unzählig viele andere Pen&Paper Rollenspiele. Stehst du auf epische Weltraumschlachten und willst die Unterwelt des Imperiums erkunden? Dann ist Star Wars: Edge of the Empire dein Spiel. Bist du eher ein Fan von Horror-Detektiv-Geschichten aus den 1920ern, kann ich Call of Cthulhu nur empfehlen. Oder magst du es rasant und abgefahren? In Crash Pandas spielt ihr als Waschbären, die die illegale Streetracing Szene aufmischen – es ist für alle etwas dabei.
Vorteile von D&D
Da man in D&D aktiv in einer Geschichte mitspielt die ein offenes Ende hat, baut man eine emotionale Bindung zu dem eigenen Charakter auf und fühlt sich während des Spielens als wäre man ein und die selbe Person, man weiß, dass die eigenen Taten im Spiel Konsequenzen haben, doch traut man sich mehr als im echten Leben, da es ‘nur’ eine Geschichte ist. Man kann also die beste Version von sich selbst spielen und somit Qualitäten, die man an sich selbst mag, ausbauen und auch ins echte Leben mitnehmen. Auf der anderen Seite kann man auch Empathie lernen, indem man einen Charakter spielt, der/die ein anderes Geschlecht oder eine andere Sexualität von der Eigenen hat. Durch das Schauspielelement des Spiels werden zusätzlich soziale Kompetenzen erlernt und ausgebaut. Man hat in den letzten Jahren herausgefunden, dass dies tiefgreifende Wirkungen auf Personen hat die ASS (Autismus-Spektrum-Störungen)1 haben. Es wurden sogar Versionen des Spiels herausgebracht, die wie ein Trainingsmodul extra dafür ausgelegt sind wie z.B.: Critical Core.
Wo fängt man an?
Mit den verschiedenen Regelwerken und Zusatzbüchern kann das Einsteigen sehr überwältigend wirken – aber lass dich dadurch nicht abschrecken! Es gibt unzählige Erklärungs- und Tippvideos auf Youtube und Webseiten auf denen die Regeln erklärt werden. Du musst nicht alles auswendig können um anzufangen zu spielen. Wenn du etwas nicht weißt oder dir nicht sicher bist, suche im Internet einfach danach. Es gibt auch keine einheitliche Spielweise, jeder hat einen eigenen Spielstil und es gibt keinen falschen Weg D&D zu spielen, so lange ihr Spaß habt spielt ihr richtig. Als Spielleiter*in ist man auch nicht gezwungen gleich eine eigene Welt zu erschaffen, für Einsteiger*innen gibt es vorgefertigte Abenteuer nach denen man spielen kann. Das D&D 5th Edition Starter Set ist hier zu empfehlen, dieses so wie die Würfelsets sind in jedem lokalen Gamestore zu finden. Doch alles was man eigentlich braucht sind Freunde, ein paar Würfel und gute Laune.
Schlusswort
D&D hat in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt, die gerade auch nach Deutschland herüber schwappt. Dies liegt hauptsächlich an der neuen und sehr einsteigerfreundlichen 5th Edition von D&D und Streams und Podcasts wie z.B.: Critical Role, welchen ich nur sehr empfehlen kann. Als ich vor knapp 4 Jahren hier in Tübingen als Spielleiter angefangen habe, kannte ich niemand der/die zuvor D&D gespielt hatte, doch das Interesse war groß und wuchs mit der Zeit stark. Zu Bestzeiten habe ich 3 Spiele die Woche geleitet, viele meiner damaligen Spieler*innen leiten mittlerweile ihre eigenen Gruppen und wenn dieser Artikel dein Interesse an D&D geweckt hat, frag in deinem Freundeskreis nach ob jemand auch daraf Lust hat, vielleicht kennst du ja schon Leute die spielen und kannst bei denen einsteigen oder mach deine eigene Gruppe auf und begeistere noch mehr Menschen von diesem wundervollen Hobby.
1 Fein, Elizabeth. “Making meaningful worlds: Role-playing subcultures and the autism spectrum.” Culture, Medicine, and Psychiatry 39.2 (2015): 299-321.
Fotos: David Endl, D&D presse kit: Baldur’s Gate: Descent into Avernus, Dice & Miscellany