27363 Studierende aus Tübingen konnten am 8. und 9. Dezember die neue Besetzung des Studierendenrates wählen. 2076 der Wahlberechtigten beteiligten sich an der Wahl, woraus 28276 gültige Stimmen resultierten. Gleichzeitig konnten Studierende Repräsentant*innen ihrer eigenen Fakultäten wählen. Anlässlich dieser Wahlen hatten wir die Möglichkeit, mit einigen Hochschulgruppen ins Gespräch zu kommen.
Die GHG als Sieger der StuRa-Wahlen
Mit 8918 Stimmen erreichte die Grüne Hochschulgruppe (GHG) bei der allgemeinen StuRa-Wahl die meisten Stimmen. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Wahlergebnis und sehen dieses als Bestätigung unserer Arbeit für eine gemeinsame Studierendenvertretung“, erklären Mitglieder der GHG. Trotz der großen Überraschung über die vielen Mandate fühlen sich die Mitglieder der GHG darin bestärkt, dass ihre Werte wie „Antifaschismus, Nachhaltigkeit, Gleichstellung sowie Mitbestimmung für alle“ nach wie vor relevant für die Tübinger Studierenden sind. Einen wichtigen Faktor für das Wahlergebnis sehen die Mitglieder der GHG auch in ihrer „stärkeren Zusammenarbeit übers Jahr mit anderen Hochschulgruppen, zum Beispiel in gemeinsamen Bündnissen“. Für das kommende Semester im StuRa haben sie zentrale Anliegen: „Coole Veranstaltungen, politische Bildungsangebote, die Leerräume des direkten, gesellschaftlichen Dialogs während der Pandemie zu füllen, mehr Menschen zur Mitbestimmung motivieren, sozial gerecht und solidarisch die Corona-Krise und Klimakrise gemeinsam zu überwinden helfen“. Ein weiteres zentrales Ziel ist aber auch im Hinblick auf die nächsten StuRa-Wahlen die Wahlbeteiligung, die bei dieser Wahl bei gerade einmal acht Prozent lag, zu erhöhen. „Wir wollen stärker für hochschulpolitisches Interesse werben. Studentische Interessenvertretung muss präsenter sein, damit auch StuRa-Wahlen relevant für die Studierenden werden.“ Abgesehen von der Beteiligung an der StuRa-Wahl seien auch „offene Arbeitskreise, die im Rahmen gewisser Grenzen frei handeln können, Fachschaften und weitere Universitätsgruppen“ weitere hochschulpolitische Partizipationsmöglichkeiten.
Die FSVV setzt sich für studierendenfreundliche Lösungen ein
Auch die Liste der Fachschaften (FSVV) hatte allen Grund zur Freude: Bei den allgemeinen StuRa-Wahlen erzielten sie 6216 Stimmen. „Wir haben uns das letzte Jahr über sehr stark für Studierende eingesetzt und freuen uns, dass sich das auch in den Wahlergebnissen so widerspiegelt“, erklärt Jacob. Besonders die aktuelle Covid-19-Pandemie hat in diesem Jahr einiges verändert: „Die Fachschaften haben sich an den jeweiligen Fachbereichen und Fakultäten, in den zentralen Unigremien und auch überregional auf Landes- und Bundesebene für möglichst studierendenfreundliche Regelungen und Hilfen eingesetzt“. Auch die FSVV möchte zukünftig mehr Studierende in die Hochschulpolitik einbinden. Darüber hinaus ist vor allem das kommende Sommersemester in Planung: „Auch im Sommer werden viele Studierende noch mehr als sonst Pflegearbeit ausüben, sich um ihre finanziellen Probleme kümmern oder schlicht einer Risikogruppe angehören und deshalb nicht zu viele Leute treffen können“. Außerdem sollten die Kapazitäten der Digitalisierung weiter ausgeschöpft werden: „Wir glauben, dass Digitalisierung viel mehr zu bieten hat als das Aufzeichnen von Vorlesungen“.
Der SDS will die digitale Lehre weiter ausbauen
Die Digitalisierung im Unialltag ist auch bei der Hochschulgruppe Linke Liste SDS, die 2042 Stimmen für sich gewinnen konnte, ein wichtiges Thema. Neben der zentralen Forderung, die Wohnungsnot zu thematisieren, möchten sie im kommenden Semester vor allem „die Chancen der digitalen Lehre nutzen, aber auch die Belastung für Studierende verringern, zum Beispiel durch die Forderung nach einer einheitlichen Lernplattform.“ Darüber hinaus sollen im Hinblick auf die neuen StuRa-Wahlen neue Möglichkeiten für den Wahlkampf – auch digital – gefunden werden. „Hoffentlich können wir wieder aktiv auf die Studierenden zugehen, ins Gespräch kommen und herausfinden, was ihnen im StuRa wichtig ist.“
Die Jusos wünschen sich mehr Kontakt zu Studierenden
Ins Gespräch kommen mit Studierenden – das ist auch der Juso-Hochschulgruppe, die 4326 Stimmen erreichte, wichtig: „Wir müssen weiter daran arbeiten, auch online unsere Zielgruppe zu erreichen.“ Aufgrund der Pandemie konnte der Wahlkampf nicht wie gewohnt hauptsächlich über Flyer und Plakate ausgeführt werden, sondern auch Online-Methoden kamen zum Einsatz. Um die Wahlbeteiligung weiter ausbauen zu können, erachten die Jusos eine „Öffentlichkeitskampagne“ des StuRas als notwendig. Für das kommende Semester haben sie jedoch auch viele weitere, aktive Umsetzungsvorhaben: „Wir möchten uns dafür einsetzen, dass die Vorteile, die wir in den Corona-Semestern mit Online-Vorlesungen erlebt haben, nicht sofort wieder verschwinden, wenn wir zurück zur Präsenzlehre kommen.“ Dazu zähle auch, den digitalen Lehrbuchbestand zu erweitern. Außerdem verkündet Bastian: „Wir wollen uns auch im Bereich Feminismus und Geschlechtergerechtigkeit stark machen.“ Dazu fordern sie Programme zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft sowie eine gendergerechte Sprache an der Universität.
Die LHG ist motiviert für die nächsten Wahlen
Im Gegensatz zu den anderen Hochschulgruppen ist die Liberale Hochschulgruppe (LHG) mit ihren 2618 gewonnenen Stimmen „völlig unzufrieden mit dem Ergebnis“. Einen möglichen Faktor für das Wahlergebnis sieht Vorsitzender Nicolas in dem durch die Pandemie erschwerten Wahlkampf. „Andere Hochschulgruppen haben ihren Wahlkampf viel besser auf digitale Formate umgestellt, was sich auch im Wahlergebnis manifestiert hat“, erklärt er. Das soll sich beim nächsten Wahlkampf allerdings auch auf Seiten der LHG verbessern. Außerdem soll das „Engagement im StuRa und in den AKs noch intensiver genutzt werden, um liberale Werte mit Überzeugung zu vertreten.“ Auch die Zusammenarbeit mit anderen Hochschulgruppen soll weiter gefördert werden. Und auch sie möchten im kommenden Semester „in den persönlichen Dialog mit den Studierenden treten, um deren konkrete Anliegen besser wahrnehmen zu können.“ Des Weiteren möchte die LHG sich für den Erhalt der Vorteile der digitalen Lehre auch nach Ende der Pandemie, einen Tamponautomaten sowie den Austritt aus dem bundesweiten Dachverband fzs einsetzen.
Zusammengefasst wird deutlich: Auch die Hochschulgruppen und deren Organisation leiden unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie. Doch mit zentralen Zielsetzungen wie dem Ausbau und stetigen Verbesserung der digitalen Lehre, neuer Motivation für den Wahlkampf im kommenden Semester, intensiverem Kontakt zu den Studierenden sowie der aktiven Umsetzung individueller Vorhaben, schauen sie voller Hoffnung in das neue Semester.
Die genauen Wahlergebnisse und neuen Verteilungen im StuRa findet ihr hier.
Beitragsbild: Sina Gramlich