Politik

Stura-Inside vom 06.07.2020

Der Studierendenrat, kurz StuRa, tagt alle zwei Wochen, um die Interessen aller Studierenden an der Uni Tübingen zu vertreten. Wie genau laufen die öffentlichen Sitzungen ab und was wird dort besprochen? Das Wichtigste aus der StuRa-Sitzung vom Montag, 6. Juli, erfahrt ihr hier.

Pünktlich 20.17 Uhr geht es auch diese Woche mit der StuRa Sitzung via Online-Plattform Jitsi los. Neben Mitgliedern der verschiedenen Hochschulgruppen ist der GA (Geschäftsführende Ausschuss), einige Gäste sowie Jonathan und Moritz als Vertreter des Exekutivorgans anwesend. 

Die Kreideaktion der Veganen Hochschulgruppe

Der erste Antrag beinhaltet die Anfrage der VHG, für eine Förderung von Sprühkreide und Schablonen. Sie wollen eine URL auf öffentlichem Grund kreiden, um anhand einer verlinkten Dokumentation auf das übermäßige Konsumverhalten aufmerksam zu machen. Darauf folgten einige Nachfragen bezüglich des Inhalts („this will make you cry“) und der Lokalisation des Kreidezuges (auch auf der Morgenstelle möglich). Letztere erging sich in einer knappen Debatte über die Sinnhaftigkeit der Kreideaktion. Auch wurde nachgehakt, inwieweit dies mit den Ordnungsämtern abgesprochen sei – die Rücksprache ist gegeben. Schließlich machte sich der StuRa Gedanken, wie seine Beteiligung der Förderung bekannt gemacht werden sollte. Dazu schlug ein Mitglied vor, einen Post zu erstellen, welcher aufgrund des Stromverbrauches jedoch kritisch zu sehen ist. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit angenommen.

Die Uni und ihre Namensgeber

Das Hauptthema der Sitzung nahmen die (Änderungs-) Anträge zum Namen der Eberhard-Karls-Universität ein. Im ursprünglichen Antrag der Jusos wird erläutert, dass Herzog Karl und Graf Eberhard nicht in allen Belangen mit ihrem Wirken als Vorbilder zu sehen sind. Während Karl sich „seinen ausschweifenden Lebensstil“ durch den Verkauf von Kindersoldaten an ausländische Armeen finanziert hat, ist Eberhard als Antisemit schon zur damaligen Zeit wahrgenommen worden. Der von Jon vorgestellte Antrag fordert unter anderem, dass sich die Uni einem kritischen Umgang mit den Universitätsgründern stellen muss, alternative Namensvorschläge gesammelt und auch das Motto der Uni („Attempto“) sowie das Logo (Palme) überdacht werden sollen. Als sehr bewegendes und gut zu durchdenkendes Anliegen, diskutierten die Anwesenden über eine mögliche Internationalisierung des Namens der Uni („University of Tübingen“), den Mehrwert des gesamten Antrages und darüber, dass die Auseinandersetzung stattfinden sollte.

Zu dem ursprünglichen Antrag der Jusos wurden zwei weitere Änderungsanträge eingereicht. Im Änderungsantrag von Seiten der Jusos werden die Gründe für die Ablehnung eines Namens mit antisemitischem Zusammenhang aufgrund der Null-Toleranz-Politik ausgeführt. Zudem wurde angefügt, dass bei Namensvorschlägen ein Bezug zur Uni gegeben sein muss und dass bis zu einer endgültigen Entscheidung der neutrale Name „Universität Tübingen“ verwendet werden sollte.
Im Änderungsantrag der liberalen Hochschulgruppe wird die Streichung einiger Passagen, z.B. der internationalisierten Version des Namens oder der Forderung für die Überarbeitung des Logos und Mottos, verlangt. Während der Antrag der Jusos angenommen wurde, wurde der Antrag der LHG abgelehnt.

Eine sehr spannende Diskussion, bei welcher sich in „naher“ Zukunft vielleicht einige Änderungen ergeben werden. Die Hoffnung liegt darin, dass die Kommunikation mit den Studierenden bei Namensvorschlägen und Ähnlichem von Seiten der Uni erwünscht wird.

Die monetäre Seite des StuRas und weiteres des Exekutivorgans

Moritz stellt den Quartalsbericht des StuRas vor: Offenbar sind die Ausgaben aufgrund der Corona-Situation geringer, sodass sich Rücklagen gebildet haben. Eine Nachfrage darüber beinhaltet, ob die Semestergebühren gesenkt werden könnten. Dies benötigt größeren Vorlauf, wird jedoch als Möglichkeit festgehalten.

Des Weiteren berichtete Jonathan über den derzeitigen Stand des Notlagenstipendiums. Hierbei hat die Uni mehrere Anmerkungen und Rechtsbedenken. Eine Überarbeitung findet bis Ende des Jahres statt.

Als letzter Punkt erfolgte ein Bericht über die Wahl der Prorektor*innen, bei welcher die derzeitigen Amtsinhaber*innen auf acht Jahre erneut gewählt wurden. Dies sei als bedenklich anzusehen, da demokratische Strukturen nicht nur auf Kontingenz von Personen gegründet werden können.

Aus den AKs

Fine aus dem AK für Überregionale Studierendenbeziehungen berichtet von der Arbeit von CIVIS, einem Bündnis zwischen sieben europäischen Hochschulen, welches sich für eine bessere europäische Zivilgesellschaft einsetzt. Auch hier wird erhöhte Kommunikation mit den Studierenden gewünscht.

Eine lange und inhaltlich tragende Sitzung, welche kurz vor 23 Uhr beendet wurde.

In Kürze:

  • Ein kritischer Umgang mit dem Namen sowie die Umbenennung der Eberhard-Karls-Universität werden gefordert.
  • Die Prorektor*innen der Uni wurden erneut gewählt.
  • Ein Notlagenstipendium ist in Arbeit.

Die nächste StuRa-Sitzung findet am 20. Juli um 20:15 Uhr online statt und ist wie immer öffentlich. Die Arbeitskreise freuen sich über Mitarbeit. Mehr Informationen zum StuRa und den AKs findet ihr auf deren Website  oder per Email an ga@stura-tuebingen.de.

Grafik: Yvonne Pless

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