Aus Atlanta, Georgia, kamen sie mit mehr Synthesizern als Bandmitgliedern. Am Dienstag, den 06. Juli spielten CDSM (Celebrity Death Slot Machine) im Blauen Salon. Nach gemächlichem Beginn des Konzerts, eine Stunde später als angesagt, brauchte die sechsköpfige Band keinen ganzen Song, um den Salon zum Hüpfen zu bringen. Im Interview danach sprach die Band unter anderem über kommende Musik und was ihnen am Touren in Europa besonders gefällt.
Die Ruhe vor dem Sturm
Dass Konzerte im Blauen Salon nicht immer pünktlich beginnen, ist den regelmäßigen Gästen bewusst. Gibt es ein Konzert, so öffnet der Blaue Salon seine Türen gegen 21 Uhr, das Konzert selbst startet eine halbe bis eine ganze Stunde später. Doch um eine lange Schlange an der Tür muss man sich keine Gedanken machen, denn Eintritt wird nie verlangt. So kann man die Zeit bis zum Beginn mit ein, zwei Bier und Getratsche rumbringen, bevor es heiß hergeht. Diesmal ließen sich Band sowie Gäste aber gut Zeit: zum angesagten Beginn um 21.30 Uhr ist es recht leer, im Blauen und vor dem Haus. Einzelne Bandmitglieder sind auf dem Weg zwischen Tresen und Innenhof der Münze (der zeitweilige Backstagebereich) zu beobachten, während sich nach und nach die Leute einfinden. Als gegen 22.30 Uhr der Saal langsam voll wird, kommen auch die Musiker in aller Ruhe aus dem Hinterhof, sprechen sich mit der Tontechnikerin ab und beschließen, sie sind so weit, sie können loslegen. Kurzer Soundcheck, es funktioniert noch alles. Die ersten Töne erklingen und die Band steht in den Startlöchern, um eine der besten Shows ihrer Tour zu spielen.
Kurz und knackig
Die bisher so gemütliche Crowd avanciert schon kurz nach dem ersten Lied zu einem tanzenden und hüpfenden Mob, der spürbar die Sau rauslassen möchte. Das Warten hat sich gelohnt. Doch auch die Band ist von einem Moment auf den anderen wie ausgetauscht und geben, so scheint es, alles, was sie haben. CDSM, die ursprünglich aus Atlanta, Georgia in den Vereinigten Staaten kommen, sind auf Europa-Tournee und fühlen sich auf der kleinen Empore sehr wie zu Hause. Eng aneinander stehend hauen sie in die Tasten, wobei sie das tanzende Publikum fast alt aussehen lassen. Trotz großen Platzmangels bleibt keines der Bandmitglieder still, der Platz vor der Bühne gehört wie selbstverständlich auch zum bespielten Bereich und der Sänger Ben schmeißt sich mit vollem Einsatz auf die Knie, während er das Mikrofon fast verschlingt. Diese Energie bleibt den Abend über erhalten, auch wenn die Bühnenbesetzung durchrotiert. Jedes Mitglied der Band findet einen Weg, sich die Bühne und den Platz davor zu eigen zu machen. Nach knapp einer Stunde voller Bewegung, Schweiß und knackigen Synthesizer-Tönen wird bereits das letzte Lied angesagt. Zum Schluss ruft die Crowd „One more! One more!“, doch John (ebenfalls Sänger) muss das Publikum abwimmeln: „Sadly, these are all the songs we know. It’s all we have for you. But we will come back next year, with more music!” und somit endet ein weiteres, intensives Konzert im Blauen Salon.
Nach Tübingen ist vor Tübingen
Nach einer kurzen Verschnaufpause für die Musiker (und auch für mich) gehen die drei Sänger der Band, Ben, John und Tyler, mit mir ums Eck, wo es ruhig ist. Strahlend kommen sie vom Merchstand an und erwarten meine erste Frage mit gespannten Blicken. Zuerst erzählen sie ein wenig über die Bandgeschichte. Sie hatten schon lange in ähnlichen Zusammensetzungen gemeinsam in anderen Bands gespielt bis sich CDSM geformt hat. Der Name ist dabei eine Zusammensetzung aus einigen früheren Ideen, die sie dann zusammengewürfelt haben. Früher spielten sie vor allem Punkshows, was man heute nicht nur in der Musik, sondern auch in der energetischen Bühnenperfomance noch deutlich spüren kann.
“We’re playing on a post-it stamp, but I’m still getting down. I’m wanna jump off the speaker, I’m gonna climb on the drums, I’m wanna do something, and it’s gonna look cool. Even if it sounds bad, it’s gonna look good.”
John Restivo Jr, Celebrity Death Slot Machine
Wie sie ihre Musik einordnen würden, sind sich die drei Songwriter der Band nicht sicher. Es wird mit einigen Nischen-Genres herumgeworfen, bis sie sich einig sind, dass “Dark Disco Punk” eine ausreichend zutreffende Beschreibung ist.
Über den Gig in Tübingen haben sie sich im Nachhinein sehr gefreut. Ihnen sind die kleineren Orte deutlich lieber, und in Europa fühlen sie sich oft sogar etwas wohler als in ihrer Heimat in den Staaten. “We played two festivals on this tour, and they were big stages. And it’s almost like we don’t even know what to do.” sagt John. Wie er bereits am Ende ihres Sets angekündigt hat, haben sie alle Lust darauf, nächstes Jahr wieder in Tübingen zu spielen. In Europa würden sie gerne auch mal länger spielen, meint Tyler. Für 2024 planen die Jungs nicht nur einen längeren Europa-Aufenthalt, sondern es soll auch ihre erste LP geben. Die erste Single “Gogo” gibt es bereits zu streamen. Vor einem Jahr erschien bereits die erste EP “Hell Stairs”, die es ebenso nicht nur auf Spotify, sondern auch auf allen anderen gängigen Plattform zu streamen gibt.
Zum Schluss machen wir noch kurz ein Foto für den Artikel und verabschieden uns herzlich. Mir wurde versichert, man sehe sich in einem Jahr wieder. Mit mehr Musik und noch mehr halsbrecherischer Energie.
Fotos: Lukas Lummer