Zweiter Teil: Wien
Deutschsprachig oder doch eine Fremdsprache? Großstadtflair oder Naturnähe? Viele Möglichkeiten haben sich uns geboten, als wir auf der Suche nach einem Auslandsstudienplatz waren. So ging die eine nach Wien und die andere nach Aix-en-Provence. Wir nehmen dich mit und geben Einblicke in das Leben als Auslandsstudierende – in zwei verschiedenen Ländern zur selben Zeit.
Servus in Österreich!
„Die Straßen Wiens sind mit Kultur gepflastert. Die Straßen anderer Städte mit Asphalt.“ ― die Worte von Karl Kraus, ein österreichischer Schriftsteller, beschreiben die Hauptstadt Österreichs präzise und prägnant. Schon beim Flanieren durch den ersten von 23 Bezirken lassen sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten entdecken. Die Hofburg, das Parlament oder die Oper – nur um wenige von vielen zu nennen. Auch ist stetig das Gefühl präsent, man stecke noch in Kaisers Zeiten. Schon seit dem Jahr 1137 existiert die Stadt Wien und das lässt sich auch spüren. Gefühlt verkehren mehr Pferdekutschen als Fahrradfahrer, und Mehlspeisen essen in einem Kaffeehaus aus dem frühen 19. Jahrhundert gehört zur Normalität. Zwar vergisst man schnell, dass man sich eigentlich im Ausland befindet, aber bei genauerem Hinsehen und Zuhören lassen ich doch einige Unterschiede erkennen. In beiden Ländern wird deutsch gesprochen, dennoch unterscheidet sich das Vokabular. Aus Weinschorle wird Spritzer, aus Quark wird Topfen, aus Hackfleisch wird Faschiertes und so weiter. Der größte Unterschied im Charakter ist der Stolz, vor allem der Nationalstolz. Unter den ca. 1,9 Millionen Einwohner*innen verhält sich so manche Wienerin, als wäre sie Kaiserin Sisi höchst persönlich. Im Ausgleich hierfür besitzen Wiener*innen einen „Wiener-Charme“, der jeden um die Finger wickelt. Allgemein lässt sich sagen, dass Wien nicht umsonst bereits zehn Mal zur lebenswertesten Stadt der Welt ausgezeichnet wurde.
Studentenleben nach Wiener Art
So toll der Wienercharme ist und der Tourismus boomt, so schwer ist es auch, näher mit Wiener*innen in Kontakt zu treten. Einfach ausgedrückt: Österreicher bleiben gerne unter sich! In den tiefen engeren Kreis schafft es kaum einer, doch unter gewissen Voraussetzungen besteht die Möglichkeit zumindest das fünfte Rad am Wagen zu werden. Aus Unterhaltungen mit anderen Erasmusstudent*innen konnte ich heraushören, dass deutschsprachige Mitteleuropäer*innen die besten Chancen haben, um Anschluss zu finden. Alle anderen haben es schwerer, vor allem wenn eine Person „exotisch“ (so nennen es die Wiener*innen, um ihren Rassismus zu kaschieren) aussieht. Außerhalb der Universität und vor allem mit anderen Erasmusstudent*innen lässt sich die Stadt sowohl am Tag als auch bei Nacht erkunden.
Da musste naaah! – Lieblingsorte in Wien
Parkanlagen: Selten hat eine Großstadt so viel Grünfläche wie Wien. Demnach ist es auch nicht verwunderlich, dass auch die Parkanlagen ein Highlight für sich sind. Ein Picknick im Burggarten mit Aussicht auf die Hofburg ist zwar kostenlos aber die Atmosphäre unbezahlbar.
360 Grad Ocean Sky: Das Ocean Sky ist eine Roof Top Bar im 17. Stock vom Haus des Meeres. Dort gibt es Spritzer (Weißweinschorle) ab 3,90€ und die Aussicht über Wien ist kostenlos.
Strandbars: Am Donaukanal in der Nähe des Schwedenplatzes gibt es viele preiswerte Bars. Die meisten sind wie Strandbars gestaltet, wodurch der Wienersommerabend an die Küsten der Adria erinnert, und ein Urlaubsgefühl vermittelt.
Ab zur Kassa!
Wien sieht nicht nur teuer aus, sondern ist es auch. Zwischen den Unterkünften für Student*innen gibt es große Preisspannen, jedoch sollten für die Miete rund 400€ eingeplant werden. Auch sind die Steuersätze in Österreich höher als in Deutschland, weshalb die Lebensmittelpreise zwar nicht extrem hoch sind, aber dennoch teurer als in Deutschland. Beim Auswärtsessen kommt es freilich darauf an, welche Lage und welche Speise gewählt werden. Kaiserschmarrn lässt sich schon für rund 10€ kaufen, wohingegen für ein klassisches Wiener Schnitzel mindestens 20€ gerechnet werden muss.
Wie schon am Anfang erwähnt, wird Kultur in Wien großgeschrieben, die Preise hierfür allerdings überraschenderweise klein. Restplätze oder Plätze mit Sichteinschränkung können schon ab 10€ erworben werden. Auch gibt es Rabatte für Student*innen oder Personen unter 27 Jahren. So ist es durchaus erschwinglich, mindestens einmal im Monat die beste Garderobe anzuziehen, sich unter die Wiener Oberschicht zu mischen und den Stücken Mozarts oder Vivaldis zu lauschen.
Macht Wien nicht teurer als es ist
Die Sachertorte in Wien ist ein Muss! Verzichte allerdings darauf ins Hotel Sacher zu gehen, um sie dort zu speisen, sondern gehe lieber zu einer Aida-Konditorei und genieße dort dein Tortenstück mit den Einheimischen zu einem viel günstigeren Preis.
Nutze die Chance und besuche eine Konzert oder eine Ballettaufführung in einen der historischen Gebäuden. ACHTUNG: Kaufe deine Karten vor Ort oder online! In den touristischen Bereichen Wiens sind einige Betrüger in Mozartkostümen unterwegs, die dich sowohl um einen schönen Abend bringen als auch um dein Geld.
Meine Reisetipps
Wien ist nicht weit entfernt von den typischen „Ostblockländern“, da lohnt es sich, auch mal über die Grenze zu fahren. Je nachdem, wohin du fährst, kannst du innerhalb einer Reisezeit von 45 Minuten bis hin zu drei Stunden die Hauptstädte Europas erkunden. Selbstverständlich bietet Österreich auch bezaubernde Skigebiete, die im Winter für dein Snowboard und im Sommer für deine Wanderschuhe geeignet sind.
- Die Hauptstadt von Kroatien Zagreb
- Die Hauptstadt von Slowenien Ljubljana
- Die Hauptstadt von Ungarn Budapest
- Die Hauptstadt der Slowakei Bratislava
- Skigebiete innerhalb Österreichs, beispielweise Ötztal oder Pitztal
Den Artikel unserer Redakteurin im Auslandssemester in Aix-en-Provence findet ihr hier.
Fotos: Bianca Hörsch.
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