Hochschulpolitik Politik

Sitzung bis 1 Uhr nachts: StuRa-Inside vom 20. Oktober 2025

Diese StuRa-Sitzung zählt wohl zu den längsten Sitzungen jemals. Bis spät in die Nacht befasste sich der StuRa mit der Wahl neuer Arbeitskreiskoordinator*innen sowie der Besetzung weiterer Ämter. 

Zu Beginn der Sitzung wurde wie üblich über eingereichte Anträge abgestimmt. Der erste Antrag des Abends zielte darauf ab, die georgischen Proteste für Demokratie und einen Beitritt Georgiens in die Europäische Union sichtbar zu machen. Nachdem die Ethnologie-Studentin Emilia die Proteste im vergangenen Jahr in einer eigens durchgeführten Feldforschung verfolgt hat, möchte sie ihre Ergebnisse nun auf dem Tübinger Schloss ausstellen, wofür sie eine finanzielle Förderung beantragte.

„Das ist insbesondere jetzt, wo die Berichte zu den Protesten hierzulange sichtbar abnehmen, wichtiger denn je“, betonte die Antragstellerin vor den Vertreter*innen des StuRas. Dabei, so die Studentin, sei das Land ein Paradebeispiel dafür, wie Russland von innen heraus Demokratien zerstöre.

Die Eigeninitiative der Studentin wurde belohnt. Mit großer Mehrheit beschloss der StuRa die beantragte Summe von 506 Euro zu fördern. Damit steht der Veranstaltung nichts mehr im Weg: Ab dem 28. November können Interessierte auf dem Tübinger Schloss einen Eindruck der georgischen Proteste erhaschen. Zufällig ist das Datum nicht gewählt, denn genau an diesem Tag jähren sich die Proteste. Die Ausstellung wird 12 Wochen gehen.

Die umstrittene Parlamentswahl vor einem Jahr brachte in Georgien viele Menschen auf die Straße. Bild: Sheldon Kennedy auf Unsplash

Klimaschutz und Kurdistan

Auch die anschließende Antragsteller*in hatte Grund zur Freude. Im Rahmen der Fotoausstellung Klimabewegung: Ursprünge, Höhepunkte, Perspektiven hält die eingeladene Referent*in Menekse Kizildere am 30. Oktober einen Vortrag zum Thema Kurdistan und Ökologie. They ist Umweltingenieur*in und Politiker*in der DEM-Partei, der Grünen Linkspartei in der Türkei, die sich für einen ökologischen Sozialismusausspricht.

In dem Vortrag will Kizildere aufzeigen, wie Klimaaktivismus und Klimaschutz außerhalb von Europa funktioniert und dabei auch über die Auswirkungen der Klimakrise in Kurdistan sowie den kurdischen Umgang mit der Klimakrise sprechen. Die beantragte Fördersumme von 450 Euro wird vom StuRa übernommen, die Ausstellung und der Vortrag sind kostenlos.

Podiumsdiskussion zu Department-Strukturen

Nachdem die Vertreter*innen der Studierendenschaft anschließend kurz über interne Finanzangelegenheiten gesprochen hatten, ging es weiter zum nächsten Antrag. Die DGB-Hochschulgruppe organisiert mit Professor*innen der Geschichtswissenschaft eine Veranstaltung zu sogenannten Department-Strukturen, die vom StuRa mitbeworben werden soll.

Department-Strukturen bilden einen Gegenentwurf zur üblichen Struktur der Lehrstühle: Während es an den meisten Universitäten in Deutschland üblich ist, dass Mitarbeitende bei den entsprechenden Professor*innen angestellt sind, werden bei Department-Strukturen Mitarbeitende direkt am Institut angestellt.

Department-Strukturen trennen Forschung und Lehre und sollen so zur Professionalisierung beitragen. Bild: Cytonn Photography auf Unsplash

Diese Trennung von Forschung und Lehre soll laut Antrag der DGB-Hochschulgruppe die interne Hierarchie an Lehrstühlen reduzieren. Außerdem könne eine solche Umstrukturierung mehr Dauerstellen schaffen und die oft üblichen befristeten Verträgen ersetzen. Andererseits betont der Antrag auch, dass eine derartige Struktur die akademische Selbstverwaltung schwäche.

Nach einem Impulsvortrag von Tobias Rosefeldt von der Humboldt-Universität zu Berlin – im dortigen Institut für Philosophie gibt es seit einem Jahr Department-Strukturen – wird es eine Podiumsdiskussion geben, an der unter anderem Rektorin Karla Pollmann teilnehmen wird.

Bevor es zur Abstimmung kam, äußerte die Finanzreferentin Pauline Zweifel darüber, ob die Veranstaltung tatsächlich Studierende anspricht und daher eine Bewerbung des StuRas angemessen sei. Ihrem Eindruck nach sei die Veranstaltung in erster Linie auf Dozierende ausgerichtet. Jakob von der FSVV betonte, dass es darauf ankomme, sowohl bei der Bewerbung der Veranstaltung als auch während der Podiumsdiskussion zu betonen, dass auch Studierende von einer derartigen Umstrukturierung profitieren sollten. Schlussendlich stimmte der StuRa für den Antrag.

Nach vielen Stunden sind einige Stellen nun besetzt

Anschließend widmete man sich den Wahlen zur Besetzung einiger StuRa-Ämter. Gewählt wurden neben den Posten für die Notlagenstipendiumsvergabekommission und den Nutzendenrat der UB auch die*der stellvertretende Finanzreferent*in für Digitalisierung sowie die Arbeitskreis-Koordinator*innen (AKK) für die Qualitätssicherungsmittel, für öffentliche Kommunikation und Pressearbeit, für Umwelt und politische Bildung, für Gleichstellung sowie für Soziales und Arbeit.

In geheimer Wahl stimmte der StuRa über verschiedene Posten ab. Bild: Element5 Digital auf Unsplash

Die entsprechenden Bewerber*innen stellten sich dem StuRa vor und beantworteten anschließend dessen Fragen zu bisherigen Erfahrungen in der Hochschulpolitik und ihren Ambitionen für die entsprechende Stelle. Auf die Diskussion über die Bewerber*innen, welche dafür den Raum verlassen mussten, folgte die Abstimmung.

Keine Berichte aus den AKs

Die üblicherweise am Ende der Sitzung vorgestellten Berichte der Arbeitskreise und -gruppen,  Exekutive und AK-Koordinator*innen fielen der fortgeschrittenen Zeit zum Opfer. Die übermüdeten StuRa-Mitglieder stimmten für das Vertagen dieses letzten Tagesordnungspunkts. So endete diese Sitzung des Studierendenrats um 1 Uhr nachts.

Beitragsbild: Johanna Grün

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