Kommunalwahl 2024 Politik

Kommunalwahl: Soll die Wilhelmstraße autofrei werden?

Tübingen ist wie andere Städte voller Autos. Mit der Initiative „Autofreie Wilhelmstraße“ setzten sich Fridays for Future, der Studierendenrat und der Jugendgemeinderat für einen autofreien Unicampus ein. Nicht überall stößt diese Idee auf Unterstützung.

Anstelle von vielen Autos, saßen viele junge Menschen auf der Wilhelmstraße und tranken an einem sonnigen Maitag Kaffee. Mit der Straßenblockade demonstrierte ein Bündnis von Fridays for Future, dem Studierendenrat (StuRa) und Jugendgemeinderat für eine autofreie Wilhelmstraße. Aus ihrer Sicht soll kein Auto mehr auf der Wilhelmstraße im Bereich der Universität fahren. Stattdessen will die Initiative „Autofreie Wilhelmstraße“ die Einbahnstraße um den Botanischen Garten und in der Hölderlinstraße aufheben. Diese Idee wird auch als eine mögliche Option im Klimaschutzprogramm der Stadt aufgeführt. Die Kupferblau hat die Listen gefragt: „Soll die Wilhelmstraße autofrei werden?“


Demokratie in Bewegung
Ja, insofern die Bedürfnisse der Bewohner*innen und Gewerbe usw. durch weitere infrastrukturelle CO2-neutrale Möglichkeiten kompensiert werden. Da diese Fragestellung viele Interessengruppen betrifft, sollte die Umsetzung durch einen repräsentativ gelosten Bürger*innenrat gestaltet werden.


Klimaliste
Ja. Wir unterstützen die Idee, die Wilhelmstraße im Bereich der Universität autofrei zu machen und dafür den Einbahnverkehr am Alten Botanischen Garten aufzuheben, so dass der Autoverkehr über die Hölderlinstraße läuft und am Rand der Wilhelmstraße nur noch in die Parkhäuser gelenkt wird. Auf der Wilhelmstraße dürfen dann höchstens noch Busse und natürlich Fahrräder fahren. Dies ist Teil der klimafreundlichen Verkehrswende und macht den Bereich rund um die Uni erheblich attraktiver und sicherer, vor allem für Menschen auf dem Rad und zu Fuß. Vor allem erreichen wir mit dieser Maßnahme endlich, dass aus den Einrichtungen der Universität an der Wilhelmstraße ein echter Uni-Campus entsteht.


Die PARTEI / Stammtisch „Unser Huhn
Das „E“ in PARTEI steht für Eliteförderung, das „A“ für Arbeit. Wir wünschen uns eine Autobefreiung nicht nur für die Elite im Unibibliotheksviertel, sondern auch in allen Arbeiterquartieren.


AL/Grüne
Wir wollen, dass in der Wilhelmstraße ein verkehrsberuhigter Uni-Campus entstehen kann. Wir haben deshalb die Stadtverwaltung aufgefordert, die Vor- und Nachteile aufzuzeigen, die die Auflösung des Einbahnstraßenrings um den Alten Botanischen Garten mit sich bringen würde. Eine Wilhelmstraße ohne motorisierten Individualverkehr, aber mit viel Platz für den Fuß-, Rad- und Busverkehr wäre für das Uni-Geschehen ein großer Gewinn. Wenn wir dann noch den Bierkeller wieder aktivieren könnten, könnte hier ein Uni-Campus mit hoher Aufenthaltsqualität entstehen.


SPD
Ja, wir wollen, dass endlich konkrete Konzepte für die Aufhebung des Einbahnstraßenrings um den Alten Botanischen Garten erarbeitet werden. In diesem Rahmen wollen wir eine autofreie Wilhelmstraße prüfen. Das können wir uns insbesondere gut für den Bereich hinter der Abzweigung an der Gmelinstraße vorstellen. So könnte ein echter und attraktiver Stadtcampus zwischen der Mensa Wilhelmstraße und der Universitätsbibliothek entstehen.


Tübinger Liste
Damit die Wilhelmstraße zum autofreien Bereich umgestaltet werden kann, müssen zuerst verkehrslenkende Maßnahmen geplant und umgesetzt werden. Hierfür muss für die Schmiedtor-Kreuzung eine praktikable Lösung gefunden und die Rümelin-, Hölderlin- und Mohlstraße müssen als Gegenverkehrslösung umgestaltet werden. Des Weiteren muss auch auf der Straße „Am Stadtgraben“ bis zum Parkhaus Altstadt-Mitte und weiter bis zum Lustnauer Tor für die Zu- und Abfahrt des Österbergs ein Gegenverkehr möglich sein. Für diese Maßnahmen ist die Bus- und Radspur in der Straße „Am Stadtgraben“ aufzuheben. Der Bus und die Fahrradfahrenden würden dann wieder im ganz normalen Straßenverkehr, ohne Sonderspur, teilnehmen. Wenn diese Umgestaltungen praktikabel, im verträglichen Maße und in einem wirtschaftlichen Verhältnis zum Nutzen stehen, könnte man sich eine autofreie Wilhelmstraße vorstellen. Der Stadtbus dürfte aber mit großer Wahrscheinlichkeit weiter durch die Wilhelmstraße fahren.


CDU
Auf keinen Fall. Wir lehnen den einseitigen Rückbau von Autostraßen zugunsten anderer Verkehrsteilnehmer entschieden ab. Hinzukommend ist die Wilhelmstraße ein zentraler Verkehrspunkt der Stadt. Könnte man diese nicht mehr befahren, müssen PKW wesentlich längere Strecken durch unnötige Umwege zurücklegen, welches zu einem erhöhten Stauaufkommen und immenser Umweltbelastungen führen würde. Eine Sperrung der Wilhelmstraße wäre ein verkehrspolitischer Totalausfall mit schwerwiegenden Folgen für sämtliche Bereiche.

Die Staubildungen durch die Umleitungen betreffen u.a. die lokale Wirtschaft seitens der Lieferanten und Arbeitnehmer, welche pünktlich zum Arbeitsplatz wollen, sowie die Rettungsorganisationen, welche durch Stauaufkommen länger zu Unfall- und Einsatzstellen brauchen. Die Blaulichtfamilie warnt aus denselben Gründen wie wir vor dem Vorhaben.


Die Linke
Wir gehen davon aus, dass mit der Frage ein autofreier Unicampus gemeint ist. Die Wilhelmstraße geht bis über die Adlerkreuzung in Lustnau. Ein autofreier Unicampus hat bei uns viele Sympathien. Es müssen allerdings zuerst die Auswirkungen auf den Stadtgraben untersucht werden, durch den bei Aufhebung des Einbahnstraßenrings in beiden Richtungen Autos, Busse und Fahrräder fahren müssten. Aktuell haben wir dort eine Spur für Busse und Fahrräder, das wäre bei Gegenverkehr nicht mehr möglich. Es muss vermieden werden, dass dann dort die Busse hinter Autos im Stau stehen und sich die Situation für den Radverkehr verschlechtert.


FDP
Der negative Effekt, den eine „autofreie Wilhelmstraße“ auf den bereits stark eingeschränkten PKW-Verkehr hätte, ist immens. Schon heute sind die Tübinger Bürgerinnen und Bürger sowie Pendler von außerhalb gezwungen, signifikant längere Strecken zu fahren, als notwendig sein müsste. Stattdessen streben wir als Tübinger FDP an, den Einbahnstraßenring aufzulösen und einen fließenden Verkehr für alle Verkehrsteilnehmer zu ermöglichen.

 

Vor der Kommunalwahl hat die Kupferblau den einzelnen Listen verschiedene Fragen zu Themen gestellt, die Tübingen bewegen. Die bereits vorausgegangenen Fragen: 

 

Die Rechte an den Logos liegen bei den jeweiligen Listen.
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