Wer seine Studienzeit nicht nur in Tübingen verbringen will, der konnte sich am Mittwoch beraten lassen: Auf dem Internationalen Tag 2024 wurde jede Information geboten, die man braucht, um einen Studienaustausch zu machen. Rund 550 Studierende folgten der Einladung in das Gebäude des „Kino Museum“. Von der Bewerbung bis zur Lebensweise vor Ort konnte man dort zu jedem Thema Fragen stellen.
Auf die Frage, was der wichtigste Grund sei, einen Austausch nach Neuseeland zu machen, muss Tim nicht lange überlegen: „Die Natur in Neuseeland ist einzigartig und wunderschön,“ erzählt er sofort.„Außerdem ist das Land so dünn besiedelt, dass man sich ganz darin verlieren kann.“ Er berichtet von der immergrünen Flora und den entspannten Leuten seines Heimatlandes. Wie viele andere Austauschstudierende vertritt der Neuseeländer beim Internationalen Tag sein Land an einem der zahlreichen Tische.
Die Messe wird jedes Jahr vom International Office organisiert, um Studierende für einen Aufenthalt im Ausland zu begeistern. An den knapp 35 Ländertischen kann man sich beraten lassen, sowohl von Studierenden aus dem jeweiligen Land, die zur Zeit in Tübingen sind, als auch von Tübinger Studierenden, die bereits von dort zurückgekehrt sind. Zudem gibt es eine Menge Info-Material, die die Partneruniversitäten der Uni Tübingen ans International Office geschickt haben. Darunter sind zum Beispiel Flyer und Broschüren, die die jeweilige Universität bewerben.
Die Tische durften die Studierenden selbst gestalten, und viele waren überaus kreativ: Viele haben persönliche Gegenstände aus den Ländern ihres Austausches mitgebracht, die sich als Dekoration eignen. „Das hier ist eine Flasche, die von innen bemalt ist,“ erzählt David von dem kleinen Glasfläschchen in seiner Hand. Er hat in China studiert und vertritt nun das Reich der Mitte an dessen Tisch. „Ich weiß nicht, wie das gemacht wurde, aber es ist jedenfalls sehr cool.“ Außerdem zeigt er eine Perle, die mit winzigen chinesischen Schriftzeichen bemalt ist, die man mit einer eingebauten Lupe lesen kann.
Die Bandbreite der Ländertische ist groß, jeder Kontinent ist vertreten. Von der grünen Insel erzählt Lara am Irland-Tisch, sie hat ein Semester an der University of Limerick verbracht. „Die meisten Sachen haben wir selbst mitgebracht, die Deko haben wir bestellt.“ Jedoch haben sie und die anderen Studentinnen an ihrem Tisch auch eine Diashow mit ihren besten Fotos und Videos aus ihrer Zeit in Irland zusammengestellt. Von dieser Zeit berichtet sie gerne: „Es war einfach schön, Irland hat so offene Menschen und so eine schöne Natur,“ schwärmt sie. „Außerdem ist das Land recht klein, und ich fand es toll, dass ich in einem Semester fast alles sehen konnte. Ich würde es jederzeit wieder machen!“
Alle Kontinente sind vertreten
Neben dem Erasmus-Austausch bietet die Uni natürlich auch außereuropäische Programme. Einer der größten Stände ist der der USA, schließlich betreibt die Uni Tübingen eines der größten USA-Austauschprogramme Deutschlands. Der Besucherandrang an dem Tisch ist dementsprechend groß. „Ich freue mich, ein bisschen von meinen eigenen Erlebnissen erzählen zu können,“ berichtet Laura, die selbst ein Jahr in Michigan verbracht hat. Der Tisch ist gelungen, es gibt viel Dekoration aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, einige Landkarten, Flaggen der Bundesstaaten und noch mehr. „Vieles hatten wir aus den Vorjahren da, aber wir haben auch vom International Office ein kleines Budget bekommen, mit dem wir etwas Deko bestellen konnten“, sagt Laura. „Außerdem haben wir natürlich alle den Merch unserer Gastunis an,“ sagt sie und zeigt auf den Michigan-Schriftzug auf ihrem Pullover.
Auch viele Länder, die vielleicht weniger auf dem „Austausch-Radar“ erscheinen, sind vertreten. Darunter sind zum Beispiel Senegal und die Elfenbeinküste, ebenso wie Thailand, die Türkei, Kolumbien, Peru und Mexiko. Ein Austausch in eins dieser Länder sollte jedoch auf keinen Fall unterschätzt werden. „Das beste war, glaube ich, die Lebensfreude der Mexikaner“, erzählt Lili, die ein Semester an einer der zwei Partneruniversitäten in Puebla verbracht hat. „Ich habe mich in meinem Leben noch nie so entspannt gefühlt!“ Sie ist die einzige Tübingerin, die das Land der Sonne vertritt, außer ihr sind fünf Studierende aus Mexiko anwesend.
Die Messe findet jedes Jahr statt, und immer ändert sich die Zusammensetzung der Tische ein bisschen. Dieses Jahr sind zum Beispiel Chile und Ecuador nicht vertreten, da sich keine Studierenden dafür angemeldet haben, dafür gibt es Tische für die Elfenbeinküste, Senegal und die Slowakei, die letztes Jahr noch nicht dabei waren.
„Besonders beliebt sind natürlich immer Australien und Neuseeland, da gibt es immer mehr Bewerbungen als Plätze“ erzählt Franziska Waschek, die im International Office arbeitet und an der Organisation der Messe maßgeblich beteiligt war. „Bei den Asien-Austauschen ist es aber jedes Jahr anders“, erzählt sie. Bei China und Taiwan sei es etwas schwierig, sie vermutet, dass die angespannte Situation zwischen den zwei Ländern für Zögern sorgt. „Ich bekomme öfters E-Mails von Studierenden, die mich dann fragen, ob das überhaupt sicher ist“, berichtet sie. Viele hätten jedoch dennoch Interesse an einem Austausch in Richtung Osten. „Früher wollte fast niemand nach Thailand, aber inzwischen gibt es dafür immer einige Bewerbungen“, erzählt sie.
Der Studienaustausch – eine unersetzliche Erfahrung
„Auch bei den USA sind die Zahlen etwas rückläufig“, erzählt ihre Kollegin Nicole Sauer. Woran das liegt, wisse sie nicht genau, aber die Kosten eines Austausches seien ebenso wie die aktuelle Weltlage bestimmt ein Faktor. „Bei Erasmus bekommt man ja automatisch ein Stipendium, bei Übersee-Austauschen bekommt man das nicht sofort,“ fügt Frau Waschek hinzu.
Der Besucherandrang auf dem diesjährigen Internationalen Tag zeigt jedoch, dass das Interesse an den Austauschprogrammen trotz allem hoch ist. „Schließlich ist das eine einmaligen Erfahrung, zu der man sonst nicht nochmal die Gelegenheit bekommt,“ meint Frau Sauer aus dem International Office. Natürlich stehe dabei nicht nur der Spaß im Vordergrund, sondern auch, wie viel man auf so einem Austausch lerne, und damit meint sie nicht nur Sprachkenntnisse. „Ich denke, es sind vor allem auch Soft Skills, die man mitnimmt, zum Beispiel wie man sich selbst in einem fremden Umfeld organisiert.“ Man solle keine Angst vor einem Austausch haben, auch wenn das Zielland weit weg und die Sprache fremd ist.
Tim aus Neuseeland bereut es jedenfalls nicht, nach Tübingen gekommen zu sein. „Es ist ein tolles Erlebnis, komplett in eine andere Kultur eingetaucht zu sein!“ Klar, Deutschland sei von Neuseeland aus weiter weg als fast jedes andere Land auf dem Planeten. Diese Distanz spürt er jedoch inzwischen kaum noch, denn er fühlt sich wohl hier: „Eigentlich fühlt es sich gar nicht so weit weg an!“
Mehr Informationen zu den Austauschprogrammen der Universität Tübingen findet ihr hier.
Beitragsbild: Max Maucher