Mit dem Frühling kommt auch die Farbe wieder in die Natur und altbekannte Blumen und Kräuter erwachen aufs Neue aus ihrem Winterschlaf. Für welche heilsamen Pflanzen ihr auf eurem ersten Frühlingsspaziergang die Augen aufhalten müsst, verraten wir euch.
Das Leben im 21. Jahrhundert bringt viele Freuden und Erleichterungen mit sich – wer wenigstens einmal mit seinen Großeltern oder vielleicht sogar Urgroßeltern über die „alten Zeiten“ gesprochen hat, kann dies mit Sicherheit so unterschreiben.
Aber inmitten von moderner Medizin und rund ums Jahr gut bestückten Supermärkten ist es allzu leicht, den Blick für das Natürliche zu verlieren. Der Zyklus der Jahreszeiten und damit einhergehendes Wachstum von unzähligen heimischen Pflanzen findet in der globalisierten Welt, in der man auch im Dezember noch Tomaten und Wassermelonen kaufen kann, wenig Beachtung. Allmählich, so scheint es zumindest für den Großteil der Bevölkerung zuzutreffen, gerät altes Wissen über Kräuter, saisonales Obst und Gemüse oder auch über den Anbau heimischer Pflanzen, deren Aussaat, Pflege und Ernte, in Vergessenheit.
Kräuterspaziergang durch die Natur
Um Heilkräuter zu finden, muss man nicht ins Exotische reisen, nicht einmal die Landesgrenzen überschreiten. Mit dem Kommen des Frühlings kündigen sich auch altbewährte heimische Pflanzen an und sprießen Seite an Seite mit Narzissen und Krokussen aus dem Boden.
Bärlauch (Allium ursinum) – das perfekte Detox
Sicher kennt jede*r den berühmten Frühlingsblüher Bärlauch. Er riecht und schmeckt wie Knoblauch, hat aber überraschend vielseitige Heilwirkungen. Selbst die berühmte kräuterkundige Volksmedizinerin Eva Aschenbrenner rät zum Verzehr von Bärlauch, denn er reinigt Magen, Leber, Darm, Nieren, Galle und das Blut. Frisch gesammelt wirkt die Pflanze natürlich am besten, man kann Bärlauch aber auch weiter verarbeiten (zum Beispiel zu Pesto) oder einfrieren. Getrocknet verliert er allerdings seine Inhaltsstoffe.
Bitte Vorsicht beim Sammeln – Bärlauchblätter lassen sich leicht mit denen der hochgiftigen Herbstzeitlosen oder auch mit Maiglöckchen verwechseln! Am Geruch der Blätter nach Knoblauch, wenn man sie zum Beispiel leicht zerdrückt, lässt sich der Bärlauch aber erkennen.
Zinnkraut (Equisetum arvense) – geschickt als Tee und Tuch
Zinnkraut wird auch gemeinhin als Ackerschachtelhalm bezeichnet. Beim Ernten des Krautes sollte man darauf achten, dass nur die oberen 3/4 der Pflanze abgeerntet werden, damit diese wieder gut durchtreiben kann. Zinnkraut ist gut für das Herz, die Nieren und auch die Prostata und ist als Tee empfehlenswert. Dämpft man das Kraut für eine halbe Stunde, ist es auch als feuchter Wickel bei rheumatischen Beschwerden gut einsetzbar.
Fichte (Picea Abies) – vielseitiger Erkältungsbegleiter
Seit jeher werden Fichtennadeln gerne zu warmen Bädern dazugegeben, um Erschöpfung oder sogar rheumatischen Anfällen entgegen zu wirken. Aus den Fichtennadelspitzen kann man allerdings auch einen wunderbaren Hustensaft kochen. Dafür werden sie in einem Topf handbreit mit Wasser bedeckt, über Nacht eingeweicht und am nächsten Tag eine Stunde lang darin gekocht. Der Saft wird über Nacht ruhen gelassen und am nächsten Tag durch ein Tuch gepresst. In je einem Liter dieser Flüssigkeit werden nun 400 Gramm brauner Zucker aufgelöst und das Ganze nochmals fünf Stunden ohne Deckel gekocht und schließlich abgefüllt.
Spitzwegerich (Plantage lanceolata) – gesunder Kaugummi
Fast überall in Deutschland ist diese Pflanze wildwachsend zu finden – bereits Paracelsus empfahl, ein Blatt des Spitzwegerichs in die Schuhe zu legen, um die Füße zu erfrischen. Die Pflanze hilft hervorragend bei Insektenstichen, aber auch bei Halsweh und Heiserkeit. Hierfür muss man nur auf einem Blatt des Wegerichs kauen und schon nach wenigen Minuten zeigt sich eine wohltuende Besserung. Die Pflanze hat außerdem eine antibiotische Wirkung und empfiehlt sich als Tee (frisch oder getrocknet), gekocht als Pesto, gerne auch eingefroren (dann hat man auch im Winter Zugang) oder auch frisch im Salat oder als Infused Water.
Ringelblume (Calendula officinalis) – die berühmte Salbe
Aus den Blüten der leuchtenden Ringelblume kann man Teeaufgüsse zubereiten, die Nieren, Leber und Galle gut tun. Vielen bekannt ist sicher auch Ringelblumensalbe. Um diese herzustellen, nimmt man zwei Handvoll der Blüten und zupft die Blätter ab. Danach erhitzt man 125 Milliliter Sonnenblumenöl und 25 Gramm Bienenwachs und gibt die Blütenblätter nach und nach hinzu. Lass das Ganze für zehn Minuten quellen und achte mit einem Thermometer darauf, dass 70 Grad nicht überschritten werden. Die Salbe sollte 24 Stunden bei Raumtemperatur durchziehen. Dann ist sie fertig und einsatzbereit. Ringelblumensalbe hilft gegen trockene Haut, wirkt aber auch entzündungshemmend und wundheilend. Frau Aschenbrenner empfiehlt zudem eine Dreiersalbe aus Ringelblüten, Himbeerblättern und Schafgarbe.
Löwenzahn (Taraxacum officinale agg.) – Tipp für alle Veganer*innen
Der Löwenzahn ist eines der ersten Wildkräuter des Jahres. Er enthält Vitamine, Bitter- und Gerbstoffe und Mineralien. Er hilft vor allem bei Magen-Darm und Gallen-Problemen und ist bewährt gegen Blähungen. Im Frühling und Sommer können die Blätter geerntet werden (nicht die ganz großen, denn die sind zu bitter). Aus den Blättern kann Tee oder Suppe gekocht werden, aber sie schmecken auch frisch im Salat oder auf dem Brot. Die Stängel des Löwenzahn sind für Kinder giftig, also Vorsicht. Aus den Blüten der Blume kann ein veganer Honig hergestellt werden, der wunderbar schmeckt und sehr gesund ist. Im Herbst kann man noch immer die Wurzeln des Löwenzahn ernten und daraus einen heilsamen Schnaps herstellen oder sie beim Kochen verwenden.
Stiefmütterchen (Viola tricolor) – natürliche Facials
Diese hübsche Blume ist auf Äckern und Wiesen, aber auch oft in Gärten zu finden. Ernten sollte man das ganze Kraut zu Beginn der Blüte und es dann im Dunklen trocknen. Als Tuchmaske angewendet hilft das Stiefmütterchen gegen Akne und Hautkrankheiten. Dafür sollte man zwei Esslöffel des getrockneten Krauts in einer Tasse kochenden Wassers für zehn Minuten ziehen lassen, ein sauberes Tuch darin einweichen und für zehn Minuten auf das Gesicht auflegen. Als Teeaufguss helfen Stiefmütterchen gegen Husten, Halsentzündungen, Rheuma und Gicht. Allerdings handelt es sich bei diesen kleinen Blumen nicht um schnell heilende Pflanzen, sondern es wird auf lange Sicht bei regelmäßiger Anwendung Erfolg erzielt.
Gänseblümchen (Bellis perennis) – klein, aber heilsam
Sowohl die Blüten als auch die Blätter der Gänseblümchen sind essbar. Sie enthalten Saponine und reichlich Vitamin C, reinigen das Blut und wirken harntreibend. Außerdem empfehlen sich Umschläge mit Gänseblümchen bei Prellungen, Verstauchungen und Wunden. Hierfür sollte man die Blüten und Blätter zerstoßen, auf ein feuchtes Tuch geben und dies auf die betroffenen Stellen legen. In einem frischen Frühlingssalat sind die Köpfchen der Gänseblümchen absolut köstlich.
Brennnessel (Urtica dioica) – der Allrounder
Brennnessel-Blätter sind nicht nur ein Hit im Salat, sondern können auch getrocknet oder frisch als Tee aufgegossen werden (allerdings sollte man nicht länger als drei Wochen am Stück Brennnessel-Tee trinken, da dieser viele Mineralstoffe ausschwemmt). Die Brennnessel enthält Kalk, Magnesium, Eisen, Phosphor und Chlorophyll. Sie wirkt reinigend, harntreibend, ist darum bei Magnesium- oder Eisenmangel zu empfehlen. Außerdem kann man aus der Brennnessel eine wunderbare, wachstumsanregende Haarkur herstellen: Ein Sud aus den ausgekochten Blättern oder der Wurzel wird über Nacht ins Haar eingearbeitet. Seit Jahrhunderten wird die Brennnessel in der Volksheilkunde angewendet, unter anderem auch für niedrigen Blutdruck oder gegen Rheuma und Hexenschuss.
Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) – der Name ist Programm
Kräuterkundige empfehlen Frauenmantel in der Pubertät, während der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren. Mischt man Frauenmantel mit Schafgarbe (zu gleichen Teilen) entsteht eine wunderbare Teemischung, die gerne konstant täglich getrunken werden darf (mit einer Pause während der Monatsblutung). Sie verringert nachweislich Periodenkrämpfe. Frauen in den Wechseljahren wird ebenfalls ein Tee empfohlen, allerdings sollte zu Schafgarbe und Frauenmantel noch Salbei gegeben werden. Auch hier lohnt sich regelmäßiges Trinken dieses Tees (ein halber Liter pro Tag). Frau Aschenbrenner empfiehlt Frauenmantel auch gegen Zysten. Allerdings sollte die Anwendung nur bei abnehmendem Mond erfolgen.
Alle genannten Pflanzen und Kräuter sind auch oft in Apotheken oder Reformhäusern zu bekommen oder über Kräuterläden im Internet – wer sich also nicht 100% sicher beim Bestimmen der Pflanzen ist, sollte am besten auf diese Methode zurückgreifen.
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