Themenwoche

Auf Zuckerentzug?

In den Semesterferien die Füße hochlegen? Nicht mit der Kupferblau! Wir wollen über uns hinauswachsen! Deshalb haben wir uns spannende Herausforderungen ausgedacht, die wir euch jede Woche an unserem Motivation-Monday präsentieren!
Challenge 2: Zucker steckt in etlichen Lebensmitteln. Das ist kein Geheimnis. Doch wie viele setzen sich mit Zucker in der Ernährung auseinander? Komplett ohne Zucker essen? Geht das heutzutage überhaupt noch? Die Herausforderung, eine Woche auf jeglichen industriell hinzugefügten Zucker zu verzichten, zeigt: Ein Leben ohne Zucker ist möglich, aber unglaublich schwierig.

Eine Woche ohne Zucker, das wird doch wohl zu schaffen sein, dachte ich am Anfang meiner selbstgewählten Challenge. Kleiner Spoiler Alert: Ich habe versagt. Denn eine allgemein gesunde Ernährung bedeutet eben nicht, dass eine zuckerfreie Woche automatisch einfach wird.

Die Challenge habe ich mir ausgesucht, um einen Blick dafür zu bekommen, wie oft ich tatsächlich Lebensmittel zu mir nehme, die zuckerhaltig sind. Mir ging es vor allem darum, auf industriell hinzugefügten Zucker zu verzichten. Der prüfende Blick auf die Zutatenliste meiner Lebensmittel war daher obligatorisch. Doch da kommt auch sofort die Tücke. Der Zucker hat nämlich viele Namen. Saccharose, Dextrose, Raffinose, Glukose, Fruktosesirup, Glukosesirup, Glukose-Fructose-Sirup, Stärkesirup, Karamellsirup, Maltose, Maltodextrin, Malzextrakt. Wer nicht gerade zufällig auf dem Berg studiert, wird sicherlich überrascht sein über die vielen Verwandten des Zuckers. Ich jedenfalls war es.

Wie ich bereits in den ersten zwei Tagen versagte

Naja, wird doch wohl machbar sein, oder? Die Schokolade habe ich schließlich schon präventiv vernichtet bevor meine Challenge-Woche anfängt; hier kann ich also schon mal nicht schwach werden. Aber ohje, die veganen Bratwürste im Kühlschrank, die bald ablaufen und die ich doch unbedingt mal ausprobieren wollte, habe ich nicht mit einberechnet. Nach einem stressigen Unitag gehe ich hungrig an meinen Kühlschrank und finde die Würstchen. Ein kurzer Blick auf die Zutatenliste. Ich sehe keinen industriellen Zucker (Spoiler Alert: Zucker ist drin). Also brate ich die veganen Würste, bin zufrieden und denke mir: „Ach, läuft doch alles.“ Am nächsten Tag habe ich noch ein paar Würste übrig, die ich mir direkt nochmal anbrate. Während des Essens kommen mir plötzlich Zweifel, ob diese Würste denn tatsächlich so zuckerfrei sind, wie ich das angenommen habe. Verarbeitete Lebensmittel haben doch eigentlich immer Zucker drin. Ich stehe auf, hole die Verpackung aus dem Altpapier und sehe prompt: Dextrose. Na super. Ich habe bereits an den ersten zwei Tagen meiner Challenge versagt. Aber nochmal von Vorne anfangen ist nicht drin; die Challenge läuft und Fehler passieren nun mal.

Jetzt heißt es also aufpassen. Vor allem bei verarbeiteten Lebensmitteln.

An apple a day… keeps my daily sugar dosis away?

Wie ich erneut versagte

Nach meinem holprigen Start habe ich langsam den Dreh raus. Ich weiß, was zu beachten ist und verzichte von nun an auf verarbeitete Lebensmittel. Die Toasts von Edeka allerdings haben keinen Zucker; darüber bin ich überrascht. Mein Frühstück kann ich also wie gewohnt fortfahren. Ich achte auf zuckerfreie Aufstriche und lasse die Marmelade weg. Das Kochen ist nun auch kein Problem mehr. Aber dann ist plötzlich eine spontane Feier bei Freunden angesagt. Natürlich wollen wir zusammen essen. In der Gastronomie zu speisen, ist etwas schwierig, außer ich möchte mit meinen Fragen zu eventuellen zuckerhaltigen Zutaten dem gesamten Personal auf die Nerven gehen. Also schlage ich vor, dass wir in der Wohnung selbst Essen zubereiten. So kann ich immerhin auf die Zutaten achten. Wir wollen Sandwiches machen. Easy. Immerhin esse ich schon die ganze Woche Toasts. Wir gehen ins Kaufland. Da der Toast im Edeka keinen Zucker enthält, erwarte ich dasselbe vom Kaufland-Toast. Aber falsch gedacht. Prompt sehe ich auf der Zutatenliste Zucker. Und es stellt sich heraus, dass es gar nicht so einfach ist, zuckerfreien Toast zu finden. Nur beim Bio Toast werde ich schließlich fündig. Und mein studentisches, schwäbisches Herz blutet, da er dreimal so viel kostet wie die billige, aber zuckerhaltige, Variante. Was tut man nicht alles, um nicht weiterhin zu versagen. Denselben Fehler bei der veganen Salami mache ich jedenfalls nicht noch einmal, die können die anderen essen. So bleibt mir Käse und Gemüse. Und so läuft der Abend recht erfolgreich ab, ich wähne mich in Sicherheit. Bis wir unsere Feier in der Altstadt fortsetzen. Nach einigen Bieren verliere ich den Fokus auf meine Challenge (Und ja, Bier geht, weil kein industrieller Industriezucker hinzugefügt wurde! Jedenfalls achte ich auf Bier, das mit dem Deutschen Reinheitsgebot gebraut wurde und wer bei Bier an Radler gedacht hat, dem ist eh nicht mehr zu helfen). Wenn der Alkohol wirkt, denkt Mensch eben nicht mehr allzu viel nach. Wir sitzen in einer Bar und ich bestelle feuchtfröhlich einen Lillet. Und ja, es dauert eine Weile bis mir mein gravierender Fehler bewusst wird. Selbstverständlich ist da Zucker drin und obendrein nicht wenig.

Peinlich, naja.

Na ja, letzten Endes habe ich meine Challenge nicht bestanden. Für eine 4,0 reicht diese Leistung nicht aus. Aber ich kann etwas Positives daraus ziehen. Auch wenn ich sie nicht musterhaft durchgezogen habe, wie anfangs mein selbstbewusster Plan war, habe ich die eingangs erwähnten Erkenntnisse bekommen. Nicht nur habe ich gelernt, dass ein zuckerfreies Leben gar nicht so einfach ist, auch ist mir bewusst geworden, wie oft ich Zucker zu mir nehme, obwohl ich mich sehr gesund ernähre. Tatsächlich ist es recht einfach, auf Zucker zu verzichten, wenn man selbst kocht. Alles außerhalb davon, wie das Essen bei Freunden oder in der Gastronomie, gestaltet sich schon sehr schwerer. Wenn früher einmal Veganer*innen lästig erschienen, sind es heute jene, die sich zuckerfrei ernähren. Ich bin jedenfalls froh, nach meiner Challenge wieder nach Schokolade greifen zu können und nicht mehr haargenau die Zutatenliste meiner Lebensmittel zu studieren. Auch wenn Letzteres vielleicht gar nicht so blöd wäre. Wie oft schaufeln wir uns Dinge rein, ohne zu wissen, was wirklich drin ist?

Fotos: Sina Gramlich

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