Kultur

Stilwild: Lifestyle- & Designermesse

Von Fuck-you-Kerzen über Foodtrucks bis hin zu cleveren Gadgets für den Alltag wird den Besucher*innen auf dem Stilwild Lifestyle- und Designmarkt in Tübingen (12.11-13.11.) jeder Wunsch erfüllt. Doch wer steht dort lächelnd und werbend an den Ständen? Ein Blick hinter die Kulissen lässt uns mehr erfahren über die Geschichten der Verkäufer*innen und ihre Produkte.

Stilwild – eine kleine Einführung ins Business

Fuck-You, Peace und Teufelhorn-Handzeichen © Jana Svetlolobov

Der Stilwild Lifestyle- und Designmarkt wird seit 2014 zweimal im Jahr in Tübingen veranstaltet. Einmal im Frühjahr und einmal im Winter. Die Veranstaltung bietet in zwei größeren Hallen und einem Outdoor Bereich jungen Designer*innen und Handwerkskünstler*innen die Gelegenheit, ihre Produkte vorzustellen. Alles hier ist handgemacht, noch kaum bekannt und besonders für diejenigen, die nach einzigartigen Geschenken oder Einrichtungsstücken suchen, genau der richtige Ort. Der Eintritt liegt bei 6 Euro, die Besuchszeiten der Messe sind von 11 bis 16 Uhr.

Ein kurzer Blick auf die andere Seite des Stands

Simone Koob umgeben von ihren Aufstrichen © Jana Svetlolobov

In der ersten Halle treffen wir  auf Simone Koob und ihre Feinschleckerei. Die hauptberufliche Lehrerin kommt aus der Pfalz und bietet seit 2018 ihre deftigen und süßen Aufstriche an. Sie ist fast jedes Wochenende auf solchen Messen, verrät sie, während sie uns einen der süßeren Aufstriche anbietet. Angefangen hätte das Ganze als eine Leidenschaft zuhause, alles ist handgemacht und ein One-women-job. Als die Kupferblau sie fragt, wie sie das denn schaffe, meint sie lächelnd: „Viel Vorbereitung und Planung. Aber das gute an den Aufstrichen ist, dass sie nicht schnell schlecht werden, dass bedeutet auch, dass man sie auch ein wenig im Voraus machen kann“

Stefan Steinhauer stolzer Besitzer der Eierlikörlokomotive © Jana Svetlolobov

Der nächste Stand ist auffällig. Eine kleine Lokomotive fährt unentwegt auf ihren Schienen und transportiert kleine, glänzende Gläser zu ihren Gästen. Hinter dem Stand steht Stefan Steinhauer, der Gründer des Hop Hop Premiumlikör. Ursprünglich kommt der enthusiastische Herr aus Bayern, doch für diese Messe hat er die Reise nicht gescheut. „Das Rezept der Liköre kommt ursprünglich von meiner Oma und ist ein kleines Familiengeheimnis“, erzählt er. „Meine Frau hat es auch erst dann bekommen, als sie mir das Ja-Wort gegeben hat. Seitdem leiten wir das Geschäft zu zweit“– er lächelt verschmitzt bei seiner Aussage. Während sich die Kupferblau erkundigt, wie das Geschäft entstanden sei, klirren die Shotgläser, als der Zug auf eine weitere Fahrt aufnimmt: „Angefangen haben wir klein. Haben den Likör öfter mal für Freunde und Kollegen gemacht und die waren immer begeistert.  Das richtige Geschäft  haben wir dann 2019 begonnen, zu Corona-Zeiten, aber es lief nicht schlecht und – nun ja – jetzt sind wir hier.“ Wie viele andere Verkäufer*innen hier setzt auch Stefan auf Fairtrade und Nachhaltigkeit der Produkte, was vielleicht den guten Geschmack erklärt. 

Zuletzt treffen wir auf die Trüffelmanufaktur und werden mit Trüffelbutter, Trüffelhollondaissoße und Trüffelkäse bekannt gemacht. „Die Trüffelbutter kann man gut mit Nudeln kombinieren. Das macht aus dem einfachsten Gericht was Besonderes, ohne großen Auffand“, erklärt uns der Herr in  einer hellblauen Schürze und lächelt. Ein gutes Werbeversprechen, insbesondere für die karge Studierendenküche. Eine Kostprobe später wird das Versprechen erfüllt, es schmeckt nussig und würzig zugleich, als würden Muskatnuss, Salz, Pfeffer und eine vierte, unbekannte Komponente eine Fusion erleben. Lächelnd verrät uns der Mann auch, dass die Butter länger hält, wenn man sie in kleine Stücke portioniert und einfriert: „So wird nichts schlecht und es ist auch noch praktisch! Einfach eins der Stücke mit den Nudeln in die Pfanne für 10 min und das Essen ist fertig.” Ein Versprechen, das man ausprobieren sollte!

Schätze suchen, Schätze finden 

Iris-Fotographie-Stand © Jana Svetlolobov

In den weiteren beiden Indoor Hallen  sind den Grenzen des Kaufwunsches keine Grenzen gesetzt. Von Indoor-Wellen-Reiten, Schmuck-Ständen, originellen Notizbüchern, Bauchtaschen, Tätowierer*innen (die dir auch vor Ort dein Motiv stechen), ätherischen Ölen bis hin zu Iris-Fotographie erstrecken sich die Stände bis in die letzten Ecken der Hallen. Die Verkäufer*innen sind alle zuvorkommend, nett und meist neu im Business. Viele von ihnen haben erst vor kurzen ihr Geschäft eröffnet oder arbeiten an ihren Etsy-Shops oder Online-Seiten. Alle wollen ihre Produkte, aber vor allem auch ihre Arbeit vorstellen. 

Katrin Ebenhard inmitten ihrer Schätze © Jana Svetlolobov

So auch sie: Katrin Eberhard, die Gründerin von Schmuckelster. Die zweifache Mutter hat sich erst vor zwei Jahren selbstständig gemacht. Sie schloss zuvor die Ausbildung zur Goldschmiedin ab und arbeitet nun mit einigen Minen in Madagascar und Brasilien zusammen. Selbst die Diamanten sind bei ihr künstlich hergestellt: „Damit man weiß, woher sie kommen“, meint sie. Und erklärt später, dass dieser Weg für sie eine Möglichkeit sei ‘Nein’ zum konventionellen Diamantenabbau zu sagen, der immer mit Umweltzerstörung und der Ausbeutung von Menschen einhergeht.  Auch sie legt Wert auf Nachhaltigkeit und erklärt, dass sie deswegen Altschmuck verwende, um ihre neuen Schätze zu schaffen. Das alles macht sie noch bei sich zuhause in der Werkstatt und schafft mit jedem ihrer Stücke ein wunderschönes Unikat. 

Einen erfahrenen  Hasen auf der Messe findet man in Wolfgang. Er  leitet das JOSEFundJOSEFINE,  einem Vintage Wandkarten Verkauf.  Hierbei handelt es sich nicht um einfache Drucke – nein, er und seine Frau sammeln alte Lehrtafeln, die einst in Universitäten und Schulen verwendet wurden und drucken diese dann nach. „Denn, wenn diese Muster einmal weggeschmissen sind, dann sind sie verloren“, meint Wolfgang.

Eine kulinarische Reise durch die Foodtrucks 

Lächelnde Verkäuferin bei Die Gute Laune © Jana Svetlolobov

Im Outdoorbereich finden die Gäste eine Reihe an vegetarischen, veganen  und auch fleischliebenden Foodtrucks. Diese bieten kleine kulinarische Vergnügen zwischen 2,50 bis 9,00 Euro an. Genießen kann man das Essen auf den einladenden Sitzgelegenheiten, die über das Gelände verteilt sind. Besonders überzeugt wurde die Kupferblau vom hausgemachten Bio-Apfelpunsch des Die Gute Laune-Trucks und von den warmen Buns des BUNNANAs. Diese waren auch innerhalb weniger Stunden ausverkauft.

Die Fotobox © Jana Svetlolobov

Ein weiterer kleiner Tipp ist die Fotobox. Denn dort lassen sich wunderschöne Erinnerungen mithilfe von witzigen Pomps und einer coolen Location festhalten. Und das für nur für einen Euro pro Bild. 

Fazit

Die Stilwild Lifestyle und Design Messe ist ein absolutes must-do für all diejenigen, die es lieben, kleine Schätze für den eigenen Kleiderschrank, Küche oder Wohnung zu finden. Oder für diejenigen, die Wert auf Produkte mit Geschichten legen. Dennoch muss gesagt werden, dass die Messe nicht das studentischste Budget hat. Allein Eintritt und Essen liegen bei einem Minimum von 8,50€.  Käufe jeglicher Art sind auf dem Markt nicht gerade günstig. Dementsprechend bildeten auch Familien und ältere Pärchen den Großteil der Gäste. Doch für diejenigen, die keine Fans von H&M oder ähnlichen Fast Fashion Marken sind, und bereit, eine Investition für ihre Besitztümer zu tätigen, ist die Messe eine gute Gelegenheit, den Horizont zu erweitern.

Bildrechte: © Jana Svetlolobov

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