Kommunalwahl 2024 Politik

Kommunalwahl: Wie kann der Tübinger Einzelhandel gestärkt werden?

Der Einzelhandel steht landesweit unter Druck. Die Schuld daran wird oftmals der Konkurrenz aus dem Internet gegeben, doch die Gründe sind vielseitig. Klar ist jedoch: Um eine leere Innenstadt zu vermeiden, braucht es politischen Willen.

Immer mehr alteingesessene Geschäfte in Tübingen schließen. Das hat viele Gründe: Zum einen sind das enorm hohe Mieten, zum anderen auch die Konkurrenz durch Amazon, Temu, Ebay und generell der Onlinehandel. Dass lebendige Innenstädte auch einen lebendigen Einzelhandel brauchen, versteht sich von selbst. Jedoch scheiden sich die Geister darüber, wie ein solches Ziel erreicht werden kann. Vor der Gemeinderatswahl hat Kupferblau die Listen gefragt: „Wie wollen Sie den Tübinger Einzelhandel stärken?“

Die PARTEI / Stammtisch „Unser Huhn
Indem wir dafür sorgen, dass die Altstadt nicht zu einer pseudo-historisierten Puppenstube musealisiert wird, zum ausschließlich Kaffeetrinken und Alte-Häuser-angucken, sondern lebendiger Ort für Handel, Gewerbe und Wohnen bleibt, wo Menschen zusammenkommen, gefeiert wird und es bisweilen auch laut sein darf. Von der Eventkultur profitiert der Einzelhandel. Diese muss allerdings, ebenso wie die Altstadtsatzung, immer wieder an veränderte Bedürfnisse und Trends angepasst werden.

AL/Grüne
Wir sind an der Entwicklung des Altstadtrahmenplans aktiv beteiligt. Dieser entsteht in Kooperation mit Handel, Gastronomie, Bewohnerschaft und weiteren Akteuren. Das Programm der Stadtverwaltung, Läden anzumieten und diese dann für eine befristete Zeit zu sehr günstigen Konditionen an Menschen mit innovativen Geschäftsideen weiterzuvermieten, soll ausgebaut werden. Leerstand von Läden kann so verhindert werden. Der Einzelhandel in Tübingen hat vor allem dann eine Chance, wenn er originell ist. Die Hauseigentümer sind aufgefordert, ihre Mietvorstellungen zu überprüfen. Die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt soll durch weitere Verkehrsberuhigung verbessert werden, dann bleibt mehr Platz für Fußgänger*innen, für Begrünung und zum Verweilen. Weniger Autos in der Innenstadt erhöhen die Lebensqualität und machen das Einkaufen zum Erlebnis. Für die heißen Wochen im Jahr sollen Schattenplätze attraktiv hergerichtet werden, mit Bänken und Trinkwasserbrunnen.

SPD
Nur wenn wir den Einzelhandel und die Nahversorgungszentren erhalten, bleibt unsere Stadt in der Breite lebenswert. Ein zentrales Problem sind die hohen Mieten für Gewerbeimmobilien in der Innenstadt:  Bereits letztes Jahr haben wir hierfür einen Vorschlag gemacht. Wir wollen, dass Vermieter:innen dann städtische Zuschüsse für eine (häufig dringend notwendige) energetische Sanierung ihrer Immobilie bekommen, wenn sie im Gegenzug nur moderate Mieten verlangen. Daneben muss die seit 40 Jahren bestehende Altstadtsatzung überarbeitet werden: „Mixed Use“, also Läden mit Gastronomie und Einzelhandel befürworten wir dabei ebenso sehr wie mehr Gastronomie. Durch ein erfolgreiches Stadtmarketing könnten zum Beispiel mehr Tourist:innen angelockt werden, die dann auch in der Stadt einkaufen, unabhängig von Großevents wie dem umbrisch-provenzalischen Markt oder der Chocolart.

Tübinger Liste
Wir wünschen uns einen klaren Dialog der Stadt mit den Vermietern, die durch überzogene Miethöhen Leerstände und Geschäftsaufgaben produzieren. Die Hausbesitzer und Vermieter sollten dafür sensibilisiert werden, schon bei sich abzeichnenden Kündigungen oder Leerständen die städtische Wirtschaftsförderung (WIT) anzusprechen. Sie könnte mithelfen bei den Fragen: Welche Nutzung passt in das Umfeld, wie können Flächen benachbarter Häuser vielleicht zusammengelegt werden, wie lässt sich möglichst problemlos eine Nutzungsänderung erreichen, welche Interessenten sind auf der bei der Wirtschaftsförderung geführten Interessentenliste, wie lassen sich moderate Mieten durchsetzen? Aber auch die Aufenthaltsqualität muss verbessert werden: Wir brauchen eine gepflegte Stadt, Bänke und Trinkbrunnen unter Bäumen, wo man auch ohne Konsumzwang verweilen kann. Und um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, muss gewährleistet sein, dass die Fußgängerzone nur den Fußgängern vorbehalten ist.

CDU
Die Gewerbesteuer darf in den kommenden Jahren unter keinen Umständen weiter erhöht werden, um die Attraktivität unseres Wirtschaftsstandortes nicht durch übermäßig hohe Standortkosten zu gefährden. Unsere Altstadt soll auch weiterhin lebendig bleiben. Zu diesem Zweck sprechen wir uns u.a. für eine weitere Ausweitung der Außengastronomie aus. Zulassungsregeln für Handels- und Gastronomiebetriebe („Mixed-Use“) sollen flexibilisiert werden und um Leerstände zu vermeiden, sollen neue Verkaufsformen (z.B. „Pop-up-Stores”) ermöglicht werden, die durch die Wirtschaftsförderung WIT gefördert werden. Denn wenn ein Unternehmer eine gute Idee hat, muss er diese auch ausprobieren können. Zudem muss die Altstadt für Anlieger und Zulieferer weiterhin mit dem Pkw erreichbar bleiben. Touristenströme sollen durch ein neues Touristenleitsystem auch vom Westen her in die Innenstadt geleitet werden, damit auch die nicht an den Hauptrouten liegenden Geschäfte besser erschlossen werden können.

Die Linke
Der Einzelhandel in der Innenstadt profitiert vor allem von guter Erreichbarkeit mit dem Nahverkehr im Kombination mit möglichst günstigen Tickets. Das zeigt der kostenlose Samstag. Gut wäre die Ausweitung dieses Angebots auf den gesamten Landkreis. Auch die Erreichbarkeit mit dem Fahrrad, wollen wir durch einen zügigen Ausbau des Radverkehrs und mehr Radabstellmöglichkeiten in der Innenstadt verbessern.

FDP
Wir möchten einen Ausbau des Angebots von Tiefgaragen im Bereich der Innenstadt. Mit dieser Maßnahme ließe sich die Attraktivität Tübingens für Personen von außerhalb bereits um ein Vielfaches steigern. Mit Hilfe der städtischen Wirtschaftsförderung WIT muss Tübingen zudem für innovative und vielfältige Geschäftskonzepte attraktiver werden.

Demokratie in Bewegung
Die Eigentümer brach liegender Verkaufsflächen in der Innenstadt dürfen angesprochen werden, um durch so hoffentlich vermehrt akquirierte Ladenflächen das Pachtpreisniveau zu senken. Wir dürfen über privilegierten Zugang zu Einzelhandelsflächen diskutieren, insofern es sich um einen individuellen Ansatz handelt, anstatt einer weiteren „Franchise-Filiale“ eines großen Konzerns. Bei Zweitem muss die Filiale bzw. das Unternehmen zwingend tarifgebunden sein und entsprechend die Angestellten vergüten.

Klimaliste
Gelegenheit bringt Kundschaft: Der Einzelhandel in Tübingen lebt von einer lebendigen Innenstadt, die stressfrei und komfortabel zu erreichen ist und in der sich Menschen gerne aufhalten. Hierzu trägt maßgeblich die autofreie Innenstadt bei – mit der Verkehrswende hin zur sanften und klimafreundlichen Mobilität wird die Innenstadt künftig schnell und bequem vor allem mit dem Rad, zu Fuß, per ÖPNV oder mit unterschiedlichen Sharing-Angeboten zu erreichen sein.

Der Aufenthalt in der Innenstadt muss für alle Menschen und auch bei steigenden Temperaturen möglich und angenehm sein, das fördert auch den Einzelhandel. Unsere Vision ist eine Innenstadt mit Grünflächen und Wasserläufen für ein angenehmes Stadtklima. Gegen Hitze helfen Möglichkeiten zum Sitzen und Ausruhen im Schatten, öffentliche kühle Räume, Trinkbrunnen, Anlagen mit Wassernebel. Konsumfreie Aufenthaltsbereiche und öffentliche Toiletten, Tauschregale und Bewegungselemente verlängern die Verweildauer.

 

Vor der Kommunalwahl hat die Kupferblau den einzelnen Listen verschiedene Fragen zu Themen gestellt, die Tübingen bewegen. Die bereits vorausgegangenen Fragen: 

 

Die Rechte an den Logos liegen bei den jeweiligen Listen.
Beitragsbild:

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert