Wie trifft man gute Entscheidungen in einer komplexen Welt voller Unsicherheiten? Gerd Gigerenzer, international renommierter Risikoforscher und Psychologe, plädiert für mehr Risikokompetenz – und ein gesundes Vertrauen in die eigene Intuition. Am 08. Mai 19 Uhr c.t. gibt er im Kupferbau Einblicke in seine Forschung. Auch per Live-Stream.
Was haben Pandemien, Aktienmärkte und Gesundheitswesen gemeinsam? In all diesen Bereichen fehlt es oft an einem: echter Risikokompetenz.
„Wir leben in einem Land, wo Risikokompetenz zu einer der am wenigsten entwickelten Eigenschaften gehört. Und das Interessante ist: Die meisten Menschen bemerken es nicht.“
Gerd Gigerenzer. Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz
Risikokompetenz ist dabei die Fähigkeit, informierte und gelassene Entscheidungen in Bezug auf Risiken zu treffen. Doch gerade dort, wo fundierte Heuristiken und kompetente Beschlüsse nötig wären – etwa in Medizin, Finanzen oder in der digitalen Welt –, fehle es laut Gigerenzer gerade in Deutschland an Kompetenz. „Wir leben in einem Land, wo Risikokompetenz zu einer der am wenigsten entwickelten Eigenschaften gehört. Und das Interessante ist: Die meisten Menschen bemerken es nicht.“
Über Zahlen und Intuition – Das Harding-Zentrum für Risikokompetenz
Gerd Gigerenzer, langjähriger Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, möchte dieser gesellschaftlichen Lücke entgegenwirken. Als Leiter des Harding-Zentrum für Risikokompetenz an der Universität Potsdam begleitet er menschliche Entscheidungsprozesse und klärt vor allem auf, wie Zahlen, Wahrscheinlichkeiten und Statistiken mit Blick auf die Entscheidungsfindung richtig ausgewertet werden können. Fundierte Entschlüsse fassen, sollte einen nicht überfordern. Vielmehr kann man sich auf ein wichtiges Werkzeug berufen: Intuition.
Intuition wird nach Gigerenzer dabei nicht als etwas Willkürliches verstanden. Sondern stellt gefühltes Wissen dar, das auf langjährige Erfahrung beruht. „Kein sechster Sinn. Nichts Mystisches. Wenn man Erfahrung hat mit einem bestimmten Gegenstand, dann kann man auf seine Intuition vertrauen.“
Vortragsreihe „Rhetorik und Wissen“
Einblicke in seine Expertise und Heuristiken wird der Professor im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Rhetorik und Wissen“ geben. Das Format des Forschungszentrum für Wissenschaftskommunikation der Uni Tübingen soll relevante Themen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Welche Botschaft soll auf jeden Fall rübergebracht werden? „Habe den Mut zu wissen – und übernimm Verantwortung für dein Leben.“ Man solle Lust daran bekommen, Entscheidungen zu treffen. „Denn wenn man entscheidet, kann man einen Fehler machen. Dann kann man daraus lernen. Wenn man nicht entscheidet, wird man nichts lernen.“
Wenn man nicht entscheidet, wird man nichts lernen.
Gerd Gigerenzer
Um 19 Uhr c.t. startet die diesjährige „Rhetorik und Wissen“ Veranstaltung im Kupferbau. Wer es nicht in den Hörsaal 25 schafft, kann zumindest digital in die Welt der Risikokommunikation eintauchen und sich über den Live-Stream zuschalten.
Beitragsbild: Arne Sattler
