Unileben

Käsefüße und abblätternder Nagellack – Klischees in der Boulderhalle

Boulderhallen sind ein Ort mit absurd bunten Wänden und grunzenden Menschen, es riecht dort nach Käsefüßen und ofenfrischen Brezeln. In die Kletterhalle des Deutschen Alpenvereins in Tübingen kommen dann die verschiedensten Menschen zusammen. Vom Familienvater bis zur Jura-Studentin sind alle dabei und springen, schleichen oder schieben sich die Wände herauf. Dabei vertreten einige Menschen zuverlässig die Klischees der Boulder-Szene. Vielleicht findest du dich hier auch wieder?

Es sind doch immer wieder die gleichen Klischees

Bouldern erreicht eine stetig wachsende, sehr vielfältige Zielgruppe an Sportler*innen. Es gibt jedoch bestimmte Menschen, die mit ein bisschen Geduld wirklich in jeder Boulderhalle anzutreffen sind. Irgendwann kommt zum Beispiel der linke Erziehungswissenschaftsstudent mit Ohrring und abblätterndem Nagellack durch die Tür getreten. Er ist typischerweise  zweimal die Woche mit Freund*innen am Bouldern, arbeitet fleißig an seiner Fußtechnik und trägt erheblich zum Umsatz der Club-Mate Brauerei bei. 

Bouldern
Bouldern in der Halle. Foto: Pavel Danilyuk.

Auf der anderen Seite der Boulderhalle streift der alte Kletterhallen-Opa umher. Sein von zahlreichen Abenteuern wettergegerbtes Gesicht und seine sportliche Figur entlarven ihn als alten Kletter-Hasen, der die besten Tipps parat hat und diese meistens auch ungefragt verteilt. Wurde ihm eigentlich schonmal gesagt, dass es auch Spaß macht, an einem Boulder-Problem allein rum zu tüfteln?  Das könnte vielleicht mal die Freundesgruppe in Angriff nehmen, die immer irgendwo auf der Matte im Weg rumsitzt und mehr über die Routen redet, als sie wirklich zu klettern. 

Frauen in der Boulderhalle

An dieser Stelle möchte ich auf all die super starken Frauen hinweisen, die in so einer Boulderhalle herumspringen! Klettern ist ein Sport, der als ziemlich geschlechterneutral gesehen werden kann, die oberen Schwierigkeitsgrade werden allerdings zu großen Teilen von männlich gelesenen Personen dominiert. Es gibt aber immer mehr weiblich gelesene Personen, die dort mitmischen können! Würden die Hipster-Typen und Kletter-Opas ihre Mensplaining-Tipps zurückschrauben, würden sich auch noch mehr Frauen schwierigere Routen zutrauen. Die Muskelprotze sind meist nicht wenig überrascht, was Mensch alles so wegziehen kann, ohne einen Klimmzug zu schaffen.

Boulder*in
Boulderin in der Boulderhalle. Foto: cottonbro studio.

Anfänger*innen und Profis

Spannend an so einem Ort ist auch das Aufeinanderprallen der Anfänger*innen und Geübten. Jede*r erfahrene*r Kletterer*in erkennt den blutigen Anfänger in der Boulderhalle, der von seinen Freund*innen mitgeschliffen wurde, an den Socken in den Leihschuhen und der umfunktionierten Fußballhose. Er macht seine fehlende Klettertechnik mit seinem Bizeps wieder gut, sagt überrascht sowas wie: „Boar, das ist aber anstrengend!“ und ist nach einer halben Stunde platt. 

Nebenbei ziehen sich gerade die Boulder-Bros ihre Patagonia T-Shirts aus. Sie haben bereits herausgefunden, dass sich ihre Leistung dadurch um mindestens einen Schwierigkeitsgrad steigern lässt. Sie stecken ihre Hände allzu gerne in die Einkaufstüten-großen Chalk-Bags und bestäuben sie mit so viel Chalk, dass keine Haut mehr zu sehen ist. 

Hände mit Chalk
Mit dem Chalk bekommen die Hände mehr Reibung auf den Griffen. Foto: cottonbro studio.

Egal welcher Schwierigkeitsgrad bezwungen wird und ob wir das erste oder hundertste Mal in die Boulderhalle gehen, jede*r kommt dort auf seine/ihre Kosten und findet Spaß daran, der Schwerkraft zu trotzen. Wir alle sind doch für den gleichen Grund da: um unsere Füße in viel zu kleine Schuhe zu zwängen und nach bunten Griffen zu hechten!

Beitragsbild: Pavel Danilyuk, pexels.com

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