Politik

„Die AfD sieht uns Gewerkschaften als Feind – zurecht!“ – Kundgebung in Tübingen zum 1. Mai

Am Mittwoch, den 1. Mai fand in Tübingen wie jedes Jahr eine Kundgebung zum Tag der Arbeit statt. In den Reden auf dem Marktplatz wird bei bestem Wetter klar gemacht, wie wichtig der Kampf der Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen nicht zuletzt für unsere Demokratie ist.

Der Demozug startet pünktlich um 10:30 Uhr am Europaplatz. Es sind Trommeln, Pfeifen und Sprechchöre zu hören. Unter den Teilnehmenden finden sich sowohl ältere Gewerkschafter*innen als auch Studierende. Die Stimmung ist durchaus kämpferisch; auf dem Weg in die Altstadt wird sich lautstark für niedrigere Mieten und höhere Löhne oder auch das Streikrecht stark gemacht. Der Demozug endet auf dem Marktplatz, wo es Infostände von verschiedenen Organisationen, Essensstände und eine Hüpfburg für Kinder gibt. Als die Kundgebung beginnt, ist der Marktplatz voll gefüllt.

Der Demozug führt vom Europaplatz durch die Altstadt zum Marktplatz. Bild: Janne Geyer

Margrit Paal, Vorsitzende des Personalrates der Universität Tübingen, begrüßt alle Anwesenden zur Kundgebung und macht deutlich, dass Gewerkschaft auch bedeutet, füreinander da zu sein. Sie hebt einen besonderen Erfolg der letzten Monate in Tübingen hervor: die Verhinderung der Privatisierung der Tübinger Müllabfuhr (wir berichteten). Auch geht sie auf die Demonstrationen gegen Rechts ein, die es vor einigen Monaten auch in Tübingen gab und macht deutlich, dass die Gewerkschaften geschlossen gegen die AfD stehen.

„Die AfD sieht uns Gewerkschaften als Feind – zurecht!“

Margrit Paal, Vorsitzende des Personalrates der Universität Tübingen

Die nächste Rednerin ist Mai Schäffer, die für den Verein zur Bewahrung der Demokratie, der von IG Metall gegründet wurde, auf der Bühne steht. Sie macht klar: „Der Kampf gegen Rechts ist ein Kampf für unsere Interessen“. Sie betont, dass es ein Erfolg sei, dass die AfD in Tübingen nicht zur Gemeinderatswahl am 09. Juni antrete, aber dass die rechte Welle dennoch weiterrolle. Hier gelte es, die Ursachen zu bekämpfen. Aber auch die anderen Parteien stehen in der Kritik: Politiker*innen von FDP und CDU denken an eine Einschränkung des Streikrechtes und die FDP will laut ihrem 12 Punkte-Plan zur Beschleunigung der Wirtschaftswende unter anderem Sanktionen für Bürgergeldempfänger*innen erhöhen. Und auch die Ampel sei mitverantwortlich dafür, dass „die Mauern um Europa immer höher gezogen werden“. Schäffer macht klar: Reiche müssen endlich mehr Steuern zahlen.

Margret Paal führt die Teilnehmer*innen durch die Kundgebung. Bild: Janne Geyer

Nach einer Schweigeminute für Gewerkschafter*innen weltweit, die für ihren Kampf um bessere Arbeitsbedingungen ihr Leben verloren haben, tritt Ralf Jaster von der IG Metall auf die Bühne. Er betont, in welch schwieriger Situation wir uns befinden: Die multiplen Krisen führten zu einer gefühlten Perspektivlosigkeit für die Menschen. Er kritisiert, dass inzwischen nur noch 51 Prozent der Beschäftigten in Deutschland unter einen Tarifvertrag fallen. Das sei ein großes Problem, für dessen Lösung auch die Gewerkschaften in der Verantwortung stünden. Tarifflucht führe auch zu geringeren Sozialabgaben, worunter wiederum alle leiden. Deshalb fordert er, dass öffentliche Aufträge nur noch an tarifgebundene Unternehmen vergeben werden sollten.

„Am Ende des Geldbeutels ist zu viel Monat übrig“

Ralf Jaster, Gewerkschaftssekretär IG Metall

Ralf Jaster betont, dass nicht zu wenig Geld da sei, sondern es nur in den falschen Händen sei. Die fünf reichsten Familien besäßen so viel wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung. Auch das Thema Aufrüstung kommt zur Sprache: Es sei wichtig, danach zu fragen, wie wir den Frieden und nicht den Krieg gewinnen. Letztendlich komme es darauf an, für gute Arbeitsbedingungen einzutreten, das sei praktischer Antifaschismus.

Arbeitslose und Arbeitende nicht gegeneinander ausspielen

Auch vom Tübinger Arbeitslosentreff ist eine Rednerin auf der Bühne. Es sei wichtig, dass Arbeitslose und Arbeitende nicht gegeneinander ausgespielt werden. Gerade wenn das Klima rauer werde, seien Arbeitslose neben Geflüchteten oft die Sündenböcke. Sie prangert die Hetze an, die sich gegen Leute, die Bürgergeld beziehen, richtet. Die Behauptung, die Menschen wollten nicht arbeiten, sei schlichtweg falsch, die allermeisten, die Bürgergeld beziehen, könnten nicht arbeiten. Auch macht sie deutlich: Nicht das Bürgergeld ist zu hoch, sondern die Löhne miserabel. Es brauche unbedingt einen höheren Mindestlohn; sie schließe sich der Forderung von Ver.di nach 15 Euro Mindestlohn an.

Der Markplatz ist bei der Kundgebung zum 1. Mai gut gefüllt. Bild: Janne Geyer

Nach einigen spannenden Reden endet somit die Kundgebung zum Tag der Arbeit am ersten Mai in Tübingen. Es ist klar geworden, wie wichtig der Kampf für gute Arbeitsbedingungen nicht nur für die einzelnen Menschen sondern auch für unsere Demokratie ist.

Beitragsbild: Janne Geyer

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