Am Freitag stellten die „Omas gegen Rechts“ in der Begegnungsstätte Hirsch ihre Initiative vor und berichteten über ihre bisherige Arbeit. Die Gruppe sucht den Dialog mit Menschen, um über die Inhalte der AfD aufzuklären – viele Interessierte möchten sich ihnen anschließen. Für die Zukunft ist viel geplant.
Das Interesse an der Einladung der Tübinger Ortsgruppe der „Omas gegen Rechts“ in die Begegnungsstätte Hirsch am 26. März 2024 war groß, 26 Gäste waren anwesend.
Gestartet hätten sie mit vier Omas, so die frühere SPD-Kommunalpolitikerin Renate Sieblitz-Obermeier, die die Gruppe in Tübingen 2020 gemeinsam mit anderen Omas gegründet hat. “Wir wollten einen Gegenpol zum rechtspopulistischen Aufstieg bilden”. Sie wollten die eigenen Erfahrungen aus der Nachkriegszeit teilen und so dazu beitragen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. „Wir Omas haben aus der Geschichte gelernt“, meint die frühere Politikerin.
Die Mitgliederzahlen steigen rasant an
Mit der Zeit seien immer mehr Menschen dazugekommen, besonders in letzter Zeit sei die Zahl der Mitglieder explosionsartig gestiegen, erinnert sie sich gemeinsam mit den anderen Mitgliedern der Gruppe. Aktuell zählt die Gruppe 35 Mitglieder – darunter auch Männer. Bundesweit sind über 30.000 Menschen Mitglied. Bei den „Omas gegen Rechts“ sind alle Menschen willkommen, die sich mit den Grundsätzen der Gruppe identifizieren können: Sie setzt sich gegen Faschismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Frauenfeindlichkeit und die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen, alten Menschen und Ausländer*innen, sowie den Sozialabbau ein. Die Gruppe engagiert sich laut eigenen Angaben für eine demokratische und freie Gesellschaft mit einem Rechtsstaat.
Aktionen der „Omas gegen Rechts“
Mechthild von Luxburg stellte die bisherigen Aktionen der Initiative vor. Die Gruppe hat in den letzten Monaten viel gemacht: Die Mitglieder haben sich intensiv mit den Wahlprogrammen der AfD für die Europawahl auseinandergesetzt und an Infoständen vor dem Nonnenhaus in Tübingen über die Inhalte der Partei aufgeklärt. Man wolle vor allem potenzielle AfD-Wähler*innen und Partei-Sympathisant*innen erreichen, so Gerti Boost, Mitglied bei den „Omas gegen Rechts“. “Viele wissen gar nicht, was sie da wählen”. “Wir möchten nicht von oben herab mit den Menschen kommunizieren – der Dialog soll auf Augenhöhe stattfinden”, meint Sieblitz-Obermeier. Außerdem hält die Gruppe Vorträge und nimmt an Demonstrationen wie den Demos gegen Rechts in Tübingen teil. „Wir wollen zusammenhalten, uns vernetzen und laut sein“.
Auffallend sei, dass die Gruppe besonders von jungen Menschen Zuspruch erhalte, so Gerti Boost. “Ich bin auch öfters auf Demos von jungen Leuten angesprochen worden, die gefragt haben, ob wir eine Kontaktadresse haben, weil sie das gerne ihrer Mutter erzählen wollen”. Es sei ermutigend, dass sich so viele junge Menschen heute politisch engagieren würden. “Lange war man ein bisschen frustriert und hat gedacht, die Jugend ist so unpolitisch”. In Zukunft möchte die Gruppe auch vermehrt mit Student*innen in den Austausch kommen.
Von der Politik erwartet die Gruppe mehr: “Ich würde mir generell von der Politik ein stärkeres Signal wünschen gegen rechts. Ich find das ganz schön, wenn der Bundeskanzler sagt, ‘toll, dass ihr demonstriert habt’ , aber da passiert ja nichts. […] Da muss man überlegen, wie man Menschen wieder mehr begeistern kann für Demokratie, und wie man sie mehr beteiligen kann. Kann man Bürgerräte einrichten? Was kann man denn machen, dass es lebendiger wird mit der Demokratie?” , so Boost.
So geht es in Zukunft weiter
Aufgrund der vielen Neumitglieder möchte sich die Gruppe nun stärker organisieren. “Wir haben zurzeit wirklich unheimlich viel um die Ohren”, meint von Luxburg. Die „Omas gegen Rechts“ haben noch viel vor – eine stärkere Internetpräsenz, vielleicht auch in den sozialen Medien. Weitere Infostände seien geplant und auch bei einer großen Veranstaltung des Bündnisses für Demokratie wolle die Gruppe teilnehmen.
Beitragsbild: Sonia Leibold