Ob im Sommerurlaub, mit nacktem Oberkörper an den Strand, in die pralle Sonne legen oder doch in der Heimat ins Solarium gehen – eine gewisse Sonnenbräune gilt hierzulande als schick und begehrenswert. Dabei trägt die Haut nicht erst bei einem Sonnenbrand Schäden davon: Expert*innen warnen seit Jahren vor den gesundheitlichen Auswirkungen von zu viel UV-Strahlung. Aber wie hoch ist das Risiko tatsächlich? Gibt es eine Sonnenbräune, die gesundheitlich unbedenklich ist? Und welchen Einfluss spielen Sonnenschutzmittel dabei?
Dass wiederkehrende Sonnenbrände aufgrund von DNA-Schäden das Hautkrebsrisiko erhöhen, ist mittlerweile den meisten Leuten bewusst. Dennoch scheinen viele das Risiko direkter Sonneneinstrahlung über längere Zeit noch immer zu unterschätzen und platzieren ihren Körper weiterhin mitten in der Sonne, um möglichst viel Bräune aus dem Urlaub mitzubringen. Doch wie genau entsteht diese Bräune, was passiert dabei im Körper?
Mythos ‚gesunde Bräune‘
Sonnenbräune entsteht als eine Abwehrreaktion des Körpers auf zu viel ultraviolette Strahlung (UV) und soll als körpereigener Schutzmechanismus vor weiteren Hautschäden fungieren. Das bedeutet, dass sobald eine Bräunung der Haut auftritt, die DNA in den Zellkernen unserer Hautzellen bereits Schaden genommen hat. Bei direkter oder auch indirekter zu starker Sonneneinstrahlung reagiert unsere Haut daher mit dem Bilden von Melanin, dem Farbpigment, das der menschlichen Haut allgemein Farbe verleiht. Das Melanin legt sich als Schutzmantel über die Zellkerne und soll vor der UV-Strahlung schützen, hat dabei allerdings lediglich eine Wirkung von Lichtschutzfaktor vier bis sechs, bringt also fast nichts. Stattdessen ist Sonnenbräune immer ein Zeichen einer Hautschädigung. Da wir pro Minute etwa 30.000 bis 40.000 Hautzellen verlieren, müssen sich diese ständig reproduzieren, also erneuern. Dabei wird das Erbgut in den Zellkernen kopiert. Ist das Erbgut bereits beschädigt, vermehren sich “kranke” Zellen. Je mehr es davon gibt, desto weniger kann der Körper dieses Erbgut reparieren und desto höher ist das Risiko für Krebs. Es gibt also grundsätzlich keine gesunde Bräune, da mit jeder noch so kleinen Schädigung unseres Erbguts das Risiko für Hautkrebs und andere dermatologische Erkrankungen steigt.
Das UV-Licht der Sonne lässt sich in verschiedene Wellenlängen unterteilen: UV-A, UV-B und UV-C. Die langwellige UV-A-Strahlung hat mit 315-400 Nanometern (nm) eine höhere Frequenz als UV-B, welche mit 280-315 als mittel- bis kurzwellig gilt. Langwellige Strahlung dringt tiefer in unseren Körper ein, ist aber weniger energiereich und somit auch ungefährlicher als kurzwellige Strahlung. Wer bereits die Erfahrung gemacht hat, im Urlaub schnell braun zu werden, aber kaum zu Hause angekommen, diese Bräune gleich wieder zu verlieren, hat sich einigermaßen gut geschützt und hauptsächlich die auf kurze Sicht weniger gefährliche UV-A-Strahlung abbekommen. Diese sorgt für eine umgehende, aber nur kurz anhaltende Bräune, wohingegen die Pigmentierung durch UV-B-Strahlung erst nach 24 Stunden eintritt und nach drei bis sechs Tagen am stärksten ist. Über längere Zeit kann allerdings auch die in die tieferen Hautschichten eindringende UV-A-Strahlung die Haut schädigen, gerade innerhalb der eigenen vier Wände, da Fensterscheiben zwar UV-B nahezu vollständig absorbieren, aber etwa 60% der UV-A-Strahlung durchlassen. Auch diese kann eine längerfristige Sonnenbräune hervorrufen, allerdings eher eine gräuliche Bräune und erst in sehr hohen Dosen.
Was bringen Sonnenschutzmittel?
Wenn es also keine gesunde Bräune durch Sonnenlicht gibt, wie schützt man sich richtig? Die Antwort ist erst Mal, bei praller Sonne möglichst lange Kleidung zu tragen, die die Haut möglichst gut bedeckt. Dabei macht es natürlich einen Unterschied, ob man eine dünne Strickjacke und eine Feinstrumpfhose trägt oder ein Baumwollshirt und eine lange, lockere Stoffhose. Weiße Kleidung ist dabei am UV-durchlässigsten und schützt damit am wenigsten, schwarze schützt hingegen am besten. Den Kopf gilt es am meisten zu schützen, wobei natürlich nur die Bereiche auch geschützt werden, die von der Kopfbedeckung auch tatsächlich bedeckt oder beschattet werden.
Darüber hinaus ist es natürlich immer ratsam, auf Sonnenschutzmittel zurückzugreifen – nicht nur für den Strandbesuch, sondern auch schon für alle Aktivitäten, zu denen man das Haus verlässt, wenn die Sonne entsprechend vom Himmel brennt. Die Strahlung wird durch winzige Nanopartikel in den Schutzmitteln zum einen Teil absorbiert und zum anderen Teil reflektiert. Allerdings verwenden die meisten Menschen nur ein Viertel bis die Hälfte der notwendigen Menge an Sonnencreme, um eine wirklich effektive Schutzschicht aufzubauen. Eine ausgewachsene Person durchschnittlicher Körpergröße sollte für einmal Eincremen am Strand 30-40 Milliliter Creme verwenden, etwa vier gehäufte Esslöffel.
Der notwendige Lichtschutzfaktor ergibt sich dabei aus der Sonnenexpositionszeit in Minuten geteilt durch die sog. Eigenschutzzeit, also die Zeit, die man ungeschützt in der Sonne verbringen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Bei Menschen mit sehr heller Haut (Hauttyp 1) sind das etwa fünf bis zehn Minuten, bei Menschen mit Hauttyp 4 können das auch mal 30 Minuten sein. Will man also 5 Stunden (300 Minuten) bei entsprechend hohem UV-Index (Intensität der Sonnenstrahlung) an der frischen Luft verbringen und hat eine Eigenschutzzeit von zehn Minuten, sollte man mindestens auf Lichtschutzfaktor 30 zurückgreifen.
„Aufenthalte in großen Höhen, auf Schnee, am Wasser und in sonnenreichen Regionen erfordern ein Sonnenschutzmittel mit einem sehr hohen Lichtschutzfaktor (50+)“ (Bundesamt für Strahlenschutz)
Umgekehrt rechnet das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS): Eine Person mit einer Eigenschutzzeit von zehn Minuten kann mit Lichtschutzfaktor 20 bis zu 200 Minuten in der Sonne verbringen. Allerdings benennt das BfS damit nur die mögliche Expositionszeit, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Da die Haut aber schließlich auch schon vorher Schaden nimmt, empfehlen Expert*innen allgemein, nach zwei Drittel der berechneten Zeit in den Schatten zu gehen. Das verlängert zwar nicht die gesamte Dauer des Schutzes, da nach einer gewissen Zeit in der Sonne keine Sonnencreme der Welt mehr hilft, hält den Schutz aber aufrecht. Da durch Schweiß und Reibung (und natürlich auch Wasser) Sonnenschutzmittel abgetragen werden, empfiehlt es sich außerdem, gegebenenfalls nach einiger Zeit weitere Creme aufzutragen. Wirklich wasserfeste Sonnenschutzmittel gibt es nicht, da alle zum Teil wasserlösliche Partikel enthalten. Sonnencremes, die als „wasserfest“ vermarktet werden, müssen allerdings nach zweimaligem Wasserkontakt von je 20 Minuten noch mindestens 50 Prozent des Lichtschutzfaktors an Schutz aufweisen. Darüber hinaus sollte man in unseren Breitengraden nicht nur im Juli und August, sondern von März bis Oktober das Eincremen grundsätzlich in Betracht ziehen.
Die Menge macht das Gift
Nun mögen diese Expertenratschläge für manche vielleicht übervorsichtig wirken, und tatsächlich hat Sonnenstrahlung auch positive Effekte auf den Menschen. Die Helligkeit des Sonnenlichts ist gut für die menschliche Psyche und durch UV-B-Strahlung erhalten wir Vitamin D3. Auf der anderen Seite aber ist jede Sonnenbräune bereits Zeichen einer Hautschädigung. Wie geht man also mit dieser Ambiguität um?
Tatsächlich funktioniert unsere Haut, was das angeht, wie ein Bankkonto, ein Sonnenkonto sozusagen: Wir können eine gewisse Menge an UV-Strahlung aushalten und unser Körper eine gewisse Anzahl an Schäden wieder reparieren. Wenn wir unsere Haut aber stärker beziehungsweise schneller schädigen als unser Körper die Schäden wieder abbauen kann, wird es ziemlich problematisch.
Der Züricher Dermatologe Prof. Ralph Braun formuliert es in einem Interview mit dem Schweizer Rundfunk folgendermaßen: „Es geht nicht darum, die Sonne um jeden Preis zu meiden, sondern bewusst damit umzugehen.“ Wenn ihr also das nächste Mal, nachdem ihr draußen wart, merkt, dass ihr braun geworden seid, solltet ihr euch nächstes Mal besser schützen – auch wenn ihr nicht aktiv in der Sonne gebadet habt.
Beitragsbild: Etienne Girardet auf Unsplash