Es war ein historisches Ereignis: Beim Wulle Beerpong Open am Mittwochabend spielte Limonchillin’ als erstes Team, das aus zwei Frauen besteht, im Finale. Sie unterlagen den Kings of the Pongos, deren erneute Glanzleistung ihren Ruf als beinahe unbesiegbar nur festigte. Doch wer steckt hinter dem ersten Frauenteam im Finale?
Fallon Sherrock gewann 2019 als erste Frau ein Spiel bei einer gemischten Darts-WM. Das Bierpong-Turnier im Kuckuck kann sich sogar mit ein wenig mehr Diversität rühmen als die professionelle Darts-Welt. Beim letzten Turnier schafften es bis ins Halbfinale drei Frauen und fünf Männer. Die Kings of the Pongos, bestehend aus Sven und Rick, traten gegen Team Rüssel, bestehend aus Leonie und Daniel, an. Die Kings of the Pongos siegten, als ihre Gegner*innen noch drei Becher zu treffen hatten.
Zeitgleich spielte Limonchillin’ (Laura und Mini) gegen Haeusi 96 (Benni und Sammy). Zu Anfang lag Haeusi 96 vorne, doch Limonchillin’ holte auf und traf alle Becher, während auf der anderen Seite zwei stehen blieben.
Der Einzug ins Finale war gelungen und das war bereits eine historische Leistung, denn zuvor hatte es noch nie ein Team, das aus zwei Frauen besteht, ins Finale des Kuckuck-Bierpongturniers geschafft. Bevor das Finale, das hochspannend zu werden versprach, beginnen konnte, musste das Spiel um den dritten Platz zwischen Haeusi 96 und Rüssel ausgetragen werden: Rüssel siegte drei zu null und sicherte sich den dritten Platz.
Meisterleistungen im Finale
Im Finale nun zeigten beide Teams Meisterleistungen: Relativ zu Beginn des Spiels sicherte sich Mini einen Trickshot, indem sie den Ball, der nicht den Becher getroffen hatte, wieder fing. Mit der Hand hinter ihrem Rücken warf sie erneut und traf tatsächlich. Limonchillin’ ging in Führung und stellte zum ersten Mal die Becher zusammen. Die Kings of the Pongos jedoch holten schnell auf, es stand fünf zu fünf.
Nun trafen beide Kings of the Pongos in einem Zug, wodurch sie drei zu fünf in Führung gingen. Es gelang Limonchillin’ nur, einen weiteren Becher zu treffen, bevor die Kings of the Pongos ihren letzten Becher trafen.
Fünfter Sieg der Kings of the Pongos
Nun hatte Limonchillin’ noch einmal die Chance zu kontern: Wenn sie nun treffen würden, hätten die Kings of the Pongos noch nicht gewonnen und das Spiel würde weitergehen. Sie konterten tatsächlich, doch kurz darauf trafen die Kings of the Pongos wieder den letzten Becher und das Spiel endete mit ihrem vierten Sieg in Folge, dem fünften insgesamt. So oft hat noch kein Team gewonnen.
Obwohl sie schon so oft gewonnen haben, waren die Kings of the Pongos nach dem Turnier noch immer sprachlos und überglücklich. Am wichtigsten war es ihnen, dem Kuckuck und der Organisation, besonders Eldin, zu danken. Ihr Geheimnis zum Erfolg? „Wir ergänzen uns. Ist der eine nicht so gut, ist der andere besser.“
Auch Rüssel ließ sich nicht mehr zu langen Reden hinreißen, weil sie ihren Bus erwischen mussten. Das einzige, was sie zu sagen hatten, war: „Das war erst der Anfang von Team Rüssel.“
Wer ist Limonchillin’?
Doch nun zu der Frage, die wir uns alle stellen: Wer verbirgt sich hinter dem Team Limonchillin’, dem diese großartige Leistung gelang? Laura und Mini spielen schon Bierpong, seit das Spiel vor fünf Jahren im Kuckuck eingeführt wurde. Damals arbeiteten sie dort zusammen als Barkeeperinnen. Laura hat 2019 schon einmal eine Meisterschaft gewonnen, gemeinsam mit Ryan im Team „Tall Guy Laura Cup“.
Unter anderem wegen Corona und weil sie nun andere Jobs haben, nahmen beide schon seit einer Weile nicht mehr an einem Turnier teil. Im Februar dieses Jahres gründete sich „Limonchillin’“ ganz spontan, weil beim Turnier noch Plätze frei waren. Das Team ist nach der WG-Katze der beiden Mitbewohnerinnen, Limoncello, benannt. Daher tragen sie beim Turnier auch Katzenohren und ein T-Shirt mit der Aufschrift „Limonchillin’“.
Chillen ist auch ihre Geheimtipp für ein erfolgreiches Spiel. „Man muss einfach Spaß haben, darf das ganze nicht zu verbissen sehen. Außerdem hilft es, wenn man von seinen Freunden angefeuert wird.“ Üben ist natürlich auch von Bedeutung, sowohl mit als auch ohne Bier. Wenn man mit Wasser übt, kann man ein besseres Gefühl für den Ball bekommen.
Sexismus im Bierpong
Dass noch nie ein Frauenteam bei einem Turnier gewonnen hat, liegt laut den beiden auf keinen Fall daran, dass Frauen schlechter spielen. Der einzige körperliche Vorteil, den viele Männer haben, ist, dass sie aufgrund ihrer Statur und Größe mehr Alkohol vertragen und so noch länger besser zielen können. Bedeutsamer ist aber wahrscheinlich, dass insgesamt viel mehr Männer als Frauen mitspielen und dass die, die mitspielen, es ernster nehmen.
Könnte auch unterschwelliger Sexismus, die selbstverständliche Annahme, dass Frauen schlechter spielten als Männer, allein die Existenz von Sprüchen wie „Du wirfst wie ein Mädchen“ ein Grund für schlechtere Leistungen von Frauen sein? Laura und Mini haben mit blöden Sprüchen schon viele Erfahrungen gesammelt – das Ego einiger Männer kommt offenbar nicht damit zurecht, gegen Frauen zu verlieren – sie lassen sich davon aber nicht mehr runter ziehen. Beide haben so lange als Barkeeperinnen oder an der Einlasskontrolle im Kuckuck gearbeitet, dass sie abgehärtet sind.
„Über so etwas können wir uns nur lustig machen, wir stehen drüber“, sagt Mini. „Sollen sie doch ihre Sprüche machen – am Ende haben wir sie mit unseren Glitzerkatzenöhrchen trotzdem fertig gemacht.“