Politik

Kommunalwahl in Tübingen – Eine außergewöhnliche Podiumsdiskussion

Am Freitag machte die Initiative „Team Tomorrow“ mit einer etwas anderen Podiumsdiskussion auf die anstehende Kommunalwahl aufmerksam. Im Kampf um die besten Argumente wurde auf dem Tübinger Holzmarkt wortwörtlich am Rad gedreht.

Unter dem Motto „Ich dreh am Rad!“ versammelten sich vergangenen Freitag etwa 20 Menschen, um der Veranstaltung von „Team Tomorrow“ zuzuschauen. Bei der Aktion wurden alle zur Kommunalwahl antretenden Listen in Tübingen eingeladen. In drei zeitlich begrenzten Runden standen sie dem Publikum Rede und Antwort. Für die erste Runde hatten alle Kandidierenden 60 Sekunden Zeit, um sich und ihre politischen Ziele kurz vorzustellen. In einer zweiten Runde durften die Vertretenden von Grünen, CDU, SPD, FDP, Linke, Tübinger Liste, Demokratie in Bewegung (DiB), Die Partei/Stammtisch unser Huhn und der Klimaliste an einem Glücksrad drehen. Zu jeder der vier Farben auf dem Glücksrad wurde den Kandidierenden eine Frage aus einem ganz bestimmten Bereich gestellt. Blieb das Rad bei pink stehen, mussten die Kandidierenden sich einer Frage aus dem Bereich Nachhaltigkeit & Mobilität oder Bauen & Wohnen stellen, grün bedeutete eine Antwort zu Soziales oder Digitales & Wirtschaft zu geben, violett stand für Bildung & Kultur und bei schwarz durften sie eine Frage aus dem Publikum oder eine persönliche Frage beantworten. Dabei mussten sie sich kurz halten, denn für jede Antwort waren maximal 60 Sekunden vorgesehen.

Während die Klimaliste vor allem den Bau des Schindhausbasis-Tunnels vehement ablehnt und die Abschaffung der Bezahlkarte für Flüchtlinge fordert, möchte die FDP einen Ausbau aller Verkehrsmittel und der Gewerbeflächen erzielen, um die Stadt für Unternehmen attraktiver zu machen. DiB möchte mehr Bürgerentscheide auf kommunaler Ebene umsetzen, den Glasfaseranschluss vorantreiben und ist ebenfalls gegen den Schindhausbasistunnel. Die SPD befürwortet eine Quotenerhöhung von Personen mit Migrationshintergrund im Stadtrat, eine schnellere Ausländerbehörde und Bürokratieabbau.

Die Kandidierenden bereiten sich auf das Drehen des Glücksrads vor. Bild: Theo Andes

Die CDU setzt sich dafür ein, die Gewerbesteuer nicht zu erhöhen, damit lokale Unternehmen gestärkt werden. Auch die Infrastruktur der Teilorte soll ausgebaut werden. Außerdem möchte die CDU eine neue Bürger-App an den Start bringen und setzt sich für behördenübergreifende Vernetzung und eine zielführendere Bürgerkommunikation ein. Die Linke hält den Leerstand in der Altstadt für moralisch fraglich, wenn es zeitgleich so viele Wohnungssuchende gibt. Sie spricht von Verstaatlichung mit Sozialbindung und lehnt Spekulationen mit Immobilien ab. Weiterhin soll es laut der Linken kostenloses Schulessen, Nachhilfe und Nachmittagsbetreuung geben, sowie kostenlosen ÖPNV für alle. Die Tübinger Liste spricht sich für eine autofreie Innenstadt und Campus aus, konkrete Vorschläge blieben jedoch aus. Die Forderungen von Die Partei waren mehrheitlich satirisch, so wollen sie sich etwa für eine Fischtreppe auf den Österberg einsetzen. Die Grünen befürworten den Kulturpass für Ehrenamtliche, einen Ausbau des ÖPNV im Stadtgebiet und mehr Jugendbeteiligung. Weiterhin wollen sie sich für mehr Radwege, den Regelbetrieb an Kitas und einen besseren Takt des Nahverkehrs einsetzen.

Auch wenn die Kategorien vorgegeben waren, konnten die Kandidierenden eigene Akzente setzen und ihre persönlichen Anliegen vortragen. Viel Interaktion mit den anderen Parteien gab es jedoch nicht, lediglich am Ende wagten es einige Kandidierende auch ihren Joker einzusetzen, um das Gesagte der anderen Kandidierenden kritisch zu kommentieren. Hitzig wurde die Debatte dann ganz am Schluss, als es um die Bebauung des Saiben ging. Während vor allem CDU, FDP und SPD das Neubaugebiet unbedingt umsetzen wollen, um dem Mietendruck entgegenzuwirken, intervenierten Klimaliste und Linke und sprachen sich für eine gerechtere Verteilung der Wohnungen und einen Mietendeckel aus. In einer dritten Runde hatten die Kandidierenden nochmal 90 Sekunden Zeit, ihre Positionen zu stärken und möglichst überzeugende Abschlussstatements zu formulieren. Als Abschlussplädoyer betonte der FDP-Kandidat, wie wichtig der gegenseitige Dialog in einer Demokratie ist und damit endete die Veranstaltung harmonisch.

„Team Tomorrow“ ist eine überparteiliche politische Organisation, welche sich zum Ziel genommen hat Brücken zwischen Jugend und Politik zu schlagen und somit das zivilgesellschaftliche Engagement zu stärken. Besonders in Bezug auf die Wahl am 9. Juni engagiert sich die Initiative Kommunale Politik für junge Menschen mit Aktionen wie „Ich dreh am Rad“ oder „Political Speed Dating“ in Stuttgart und Tübingen nahbarer zu machen.

Beitragsbild: Theo Andes

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