Manchmal kann eine Pandemie alles verändern. Bars und Kneipen sind plötzlich geschlossen, Konzerte und Partys wurden abgesagt – da bleibt nicht mehr viel an kultureller Inspiration übrig. Oder doch? In unserer neuen Artikelreihe „die Kupferblau-Schmöker-Ecke“ stellen wir euch thematisch abgestimmte Empfehlungen für Bücher, Podcasts und Serien zusammen. Von aktuellen Sachthemen, über True-Crime, bis hin zum interstellaren SciFi-Abenteuer – hier ist für alle etwas dabei. Zum Schmökern bieten wir euch heute (Fach-)Wissen an.
Buch der Woche: “Factfulness”
Wenn wir an Themen wie globales Bevölkerungswachstum oder extreme Armut denken, breitet sich schnell ein mulmiges Gefühl in uns aus. Besonders jetzt, in Zeiten der globalen Corona-Pandemie, klingt in vielen Gesprächen eine Mischung aus Zukunftsangst und Weltuntergangs-Zynismus an. In seinem Buch „Factfulness – wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist“ stellt Hans Rosling diese Sichtweise von Grund auf infrage. Dabei lässt der Titel schon vermuten, worum es in dem weltweiten Bestseller geht – um die ermutigende Kraft der Fakten.
Vom Test zum Buch
Als Dozent für „Internationale Gesundheit“ am Karolinska Institutet erstellte Rosling für seine Studierenden einen freiwilligen Test mit 13 Fragen über die gesundheitliche, sowie kulturelle Entwicklung auf der Welt. Je Frage gab es drei Antwortmöglichkeiten. Auch bei zahlreichen internationalen Vorträgen und TED-Talks lies Rosling seine Testfragen vom Publikum beantworten. Von den insgesamt 12.000 Befragten aus 14 Ländern wurden im Schnitt 2 von 13 Fragen richtig beantwortet. Diese Tatsache brachte den schwedischen Arzt zum Nachdenken. Schließlich lagen die Ergebnisse damit in den meisten Fällen deutlich unter dem Erwartungswert von vier richtigen Antworten. „Jede Gruppe, die ich befragt habe, glaubt, die Welt sei weitaus bedrohlicher […] als sie in Wirklichkeit ist“, stellt Rosling im Buch fest:
„Alle scheinen ein vollkommen falsches Bild von der Welt zu haben.“
Mit klarer, eindringlicher Sprache beschreibt der schwedische Arzt insgesamt zehn kategorische Missverständnisse, die unsere Sichtweise auf die globale Gegenwart verzerren und dem Lesenden einen kritischen Spiegel vor Augen halten. Man ertappt sich förmlich selbst beim unbewussten Schwarzweißmalen der Welt. Dabei nimmt der Autor immer wieder Bezug auf eigene Fehlschlüsse. In ehrlichen Anekdoten reflektiert Rosling seine alltäglichen Erlebnisse – vom Fahrstuhlfahren bis zum Schwertschlucken! Diese Einsichten schaffen eine hohe Sympathie zwischen Autor und Lesendem. Die zahlenmäßig angemessen Grafiken verleihen „Factfulness“ dabei eine abwechslungsreiche Struktur und belegen zugleich Roslings Plädoyer, für eine faktenbasierte Weltsicht einzustehen und Nachrichten, politische Stellungnahmen und eingefahrene Denkmuster nicht einfach nur hinzunehmen, sondern kritisch zu hinterfragen – das ist es, was einem dieses Buch mit auf den Weg geben kann. Besonders als Studierende ist das ja auch unser Job.
„Factfulness“ bietet einem das passende intellektuelle Handwerkszeug, Fakten zum Tanzen zu bringen. „Wenn wir eine faktenbasierte Perspektive einnehmen“, so Rosling, „können wir erkennen, dass die Welt nicht so schlecht ist, wie sie erscheint – und wir können erkennen, was wir tun müssen, um sie besser zu machen.“
Podcast der Woche: „Das Thema“
Keiner darf raus und doch passiert da draußen einiges? Also, alle paar Minuten Instagram oder die Tagesschau-App aktualisieren – man kennt es. Mit wem führt man überhaupt noch weltbewegende Gespräche, wenn man selbst nichts erlebt und alles andere irgendwie schon gesagt ist? Dann müssen wir uns unsere Anregungen eben vom erlaubten Draußen holen – dem Internet. Durch einen Podcast wie „Das Thema“ der Süddeutschen Zeitung beispielsweise. Dort unterhalten sich Laura Terberl und Vinzent-Vitus Leitgeb alle zwei Wochen eine halbe Stunde lang über die unterschiedlichsten Themen. Unkompliziert, humorvoll und gründlich recherchiert erforschen sie in jeder Folge die Hintergründe eines speziellen Problems, das die Welt bewegt und zur Zeit viel diskutiert wird. Durchzogen ist dieses Konzept immer wieder von Einblicken in gesellschaftliche Diskussionsfelder wie das Darknet, Depressionen oder #MeeToo. So werden nicht nur aktuelle politische Entwicklungen, wie die US-Wahlen oder Corona-Einschränkungen, durchleuchtet, sondern auch verjährte Mordfälle aufgerollt oder der Bruch der künstlichen Intelligenz mit gesellschaftlichen Ethik-Auffassungen analysiert. Im Gespräch mit, auf die jeweiligen Fachthemen spezialisierten Autorinnen und Autoren der SZ, werden dem Bildschirm-orientierten Leseformat seit November 2017 auch Stimmen hinter den Artikeln verliehen. Der Podcast ist kostenlos und ganz einfach zu finden: auf iTunes, Spotify, Deezer, SoundCloud und Co. Also lasst euch diese Empfehlung durch den von der Uni viel zu vollgestopften und gleichzeitig leeren Kopf gehen. Gönnt euren müden Augen eine Auszeit, während bester Journalismus durch eure Ohren fließt.
Serie der Woche: “Explained“
Bei dem breiten Angebot an Doku-Serien heutzutage, weiß man oft gar nicht was einen interessieren könnte und was nicht. Wenn man gerade ein bisschen Zeit hat und sich anstatt sinnloser Videos etwas anderes gönnen möchte, dem möchte ich die Netflix Doku-Serie “Explained“ empfehlen. Die Länge der Episoden variiert zwischen 14 und 25 Minuten und behandelt mittlerweile in ihrer zweiten Staffel die unterschiedlichsten Themen. Von K-Pop, Astrologie, aktuellen Themen wie dem Klimawandel, bis hin zu existenziellen Fragen von Schönheit und ewigem Leben, es ist alles dabei. Die Episoden sind sehr visuell und anschaulich gestaltet und nebenbei bekommt man zu jedem Thema immer auch die Meinung von Experten eines gewissen Gebietes zu hören.
Buntes Spektrum an Themen
Mittlerweile gibt es auch mehrere “Spin-Offs“ der Serie, die sich auf bestimmte Themen spezialisieren. Zum einen gibt es “The Mind, Explained“, welche vor allem über psychologische Vorgänge in unserem Gehirn informieren. “Sex, Explained“ deckt alles, von gewissen sexuellen Fantasien bis zur Geburt eines Kindes, ab. Seit neuestem gibt es auch eine limitierte Serie mit dem Titel: “Coronavirus, Explained“. Hier werden falsche Informationen zu der momentanen Pandemie gekonnt aus der Welt schafft.
Persönlich finde ich die Serie gut für zwischendurch, man muss nur aufpassen, dass aus der zwanzigminütigen Pause kein 5-stündiges Fiasko wird, da diese Serie, so wie andere auch, durchaus Suchpotenzial besitzt. Wer kein Netflix hat kann beruhigt sein, da auf dem YouTube Kanal “Vox“ hin und wieder die ein oder andere Episode veröffentlicht wird und nebenher noch andere kurze Wissensvideos geboten werden!
Text: Buchempfehlung von Hagen Wagner, Podcastempfehlung von Katharina Steffen , Serienempfehlung von Anna-Karina Ulbert.