Unileben

Kein Salatblatt, dafür Zucker satt: Aufruhr um die Snackautomaten

Eine „süße“ Überraschung, die einigen bitter aufstößt: Die Befüllung des Snackautomaten auf dem Sand wird nicht mehr vom StuWe übernommen. Der neue Betreiber ist ein Dienstleister namens Süsse Oase. Statt frisch belegte Brötchen erhalten Studierende Produkte mit Zucker, die Spuren von Schalenfrüchten enthalten können. Wir haben den Betreiberwechsel und die Folgen untersucht.

Die Süsse Oase ist seit 2024 ein Kooperationspartner des Studierendenwerks Tübingen. Der Betrieb der Snackautomaten in verschiedenen Gebäuden der Universität wird nach und nach von dem Dienstleister mit Sitz in Dettenhausen übernommen. Dies führt auch zu neuen Produkten in den Snackautomaten, welche insbesondere für Studierende auf dem Sand eine qualitative Verschlechterung des Lebensmittelangebots bedeuten. 

Von frisch belegt zu tagelang haltbar

Während das Studierendenwerk die Automaten Anfang 2024 noch mit frisch belegten Brötchen aus der Cafeteria befüllte, ist das Wort „frisch“ in Bezug auf die neuen Produkte unpassend. Das Angebot von Süsse Oase ist, wie der Name bereits verrät, größtenteils zuckerhaltig. Auf der Website des Dienstleisters wird deutlich, dass dieser auf Kaffee und ungesunde Snacks spezialisiert ist. Frische Lebensmittel sind nicht im Repertoire. 

Die Snack-Auswahl nach dem Betreiberwechsel. Bild: Fiona Kunz
Ein Sticker verweist auf den neuen Automaten-Betreiber. Bild: Fiona Kunz

Die salzig belegten Gebäcke, die sich nun in den Snackautomaten im Gebäude 13 auf dem Sand und anderen Uni-Gebäuden befinden, stammen von einem Hersteller namens freshcompany GmbH. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe verrät jedoch, dass statt frischen Zutaten Konservierungsstoffe enthalten sind, wodurch zum Beispiel die Bagels über eine Woche haltbar sein sollen.  

Memes als Zeichen des Protests

Besonders auf dem Sand-Gelände sorgt der Betreiberwechsel für Aufruhr. Im Dezember 2024 erreichten uns Bilder von Studierenden, die durch Zettel auf dem Snackautomaten zum Boykott aufriefen. 

Memes auf dem Snackautomat in Gebäude 13. Bild: Fachschaft Informatik

Zum Beispiel wird das Meme Format aus der Serie The Office verwendet: Zwei Bilder werden mit der Bitte, den Unterschied zu finden, gezeigt. Ein Bild von einer Laugenstange und ein Bild von einem Schwamm wird hochgehalten. Und die Figur Pam, welche die Süsse Oase repräsentieren soll, sagt: „They‘re the same picture.“ Dieses Meme scheint Betrachtenden mitzuteilen, dass die Laugenstange des Betreibers Süsse Oase kaum von einem Schwamm zu unterscheiden ist.

Im selben Format vermittelt das Meme darunter, dass Süsse Oase den Unterschied zwischen vegetarischem Essen und einem Wurstbrot nicht zu kennen scheint. Hierbei wird implizit darauf hingewiesen, dass sich vegetarische Brötchen gewünscht wurden, aber der Snackautomat hauptsächlich Wurstbrote anbietet. Andere Memes machen auf den Wunsch nach Eiern und Salat aufmerksam. Weitere Zettel weisen darauf hin, dass die Qualität schlechter als vorher sei und der Preis zu hoch sei.

Die Umstände auf dem Sand-Gelände

Wir waren vor Ort im Gebäude 13 auf dem Sand, um uns ein Bild von der Lage zu machen und haben Meinungen zu dem Betreiberwechsel des Snackautomaten eingeholt.

Die früheren Inhalte waren deutlich besser, die Brötchen waren frisch […]

David Neuheuser, Informatikstudent

Wir haben auch gefragt, ob es auf dem Sand eine Alternative zu dem Snackautomaten gibt. Informatikstudent Erik Sabel teilt uns mit, dass er sich nur beim Automaten bediene, da dieser die einzige Versorgungsquelle direkt vor Ort sei. Eine weitere Quelle bestätigt uns, dass die nächste Mensa erst auf der Morgenstelle ist, welche nicht so schnell erreicht werden kann. Außerdem erfahren wir, dass Dienstag ein Food Truck vorbeikommt, aber das zu selten sei.

Es gibt sonst im ganzen Viertel nichts, für die Studenten ist das dramatisch, ich bleibe beim Home-Office […]. Vorher war es immerhin selbst gemacht, jetzt gibt es abgepackte Industrieware.

Marc Mausch

Es wird deutlich, dass die Studierenden auf dem Sand auf den Snackautomaten angewiesen sind. 

Verschlechterung statt Verbesserung

Bereits vor dem Betreiberwechsel seien die Studierenden auf dem Sand unzufrieden mit der Versorgungssituation gewesen, erklären Evelyn Esther Stange und Sebastian Walter von der Fachschaft Informatik in einer Mail. Mit dem Betreiberwechsel wurde diese Unzufriedenheit noch gesteigert. Bereits in der Vergangenheit hätte die Fachschaft den Wunsch geäußert, mehr vegetarische und vegane Optionen im Sortiment zu erhalten, sowie auf frische und nachhaltige Produkte zu achten. Jetzt „besteht die einzige vegane Option darin, Nüsse zu kaufen; Brötchen sind meist mit Tierprodukten und Fleisch, selten vegetarisch“, bemängelt die Fachschaft.

Viel Plastikmüll und kaum vegane Optionen. Bild: Fiona Kunz

Auch in Punkto Frische überzeugt die Süsse Oase nicht. „Ein MHD auf ,frischen‘ Backwaren von knapp zehn Tagen sagt eigentlich schon gut aus, wie viele Konservierungsstoffe da reingepackt worden sind. Die Liste mit Inhaltsstoffen ist erschreckend lang. Als gesunde Mahlzeiten oder Snack können die Angebote somit gar nicht eingestuft werden; fatal, bedenke man, dass wir auf dem Sand sonst keine weiteren vorfinden können“, so die Fachschaft weiter. Auch die überwiegende Verpackung der Snacks in Plastik wird von der Fachschaft kritisiert. „Zusammenfassend haben wir die Auffassung, als ob jemand die ,Wunschliste‘ der Studierenden gelesen und exakt das Gegenteil umgesetzt hätte“, bedauern Walter und Stange in der Mail. Auch Marc Mausch wünscht sich mehr Frische bei dem neuen Angebot: „Salat wäre vielleicht auch mal sinnvoll“, findet er.

Vom Verzehr der Snacks wird abgeraten

Nachdem wir uns ein Bild von der Situation auf dem Sand gemacht hatten, waren wir im Brechtbau, wo der Snackautomat nun ebenfalls von Süsse Oase befüllt wird. Dort ist der Betreiberwechsel noch nicht allen Studis aufgefallen. Ein paar Studierende sagen uns, dass sie den Snackautomaten im Brechtbau nicht nutzen. Im Tal stehen den Studierenden im Vergleich zum Sand alternative Lebensmittelquellen in der Nähe zur Verfügung, wie die Cafeteria in der UB, die Mensa in der Wilhelmstraße und die Innenstadt in Reichweite. Somit scheint der Automaten-Betreiberwechsel im Brechtbau bisher nicht allzu folgenschwer. Trotzdem sorgen die neuen Produkte vereinzelt für Empörung.

Snackautomat im Brechtbau. Bild: Fiona Kunz

Ein MeWi-Student, welchen wir im Brechtbau antreffen, rät dringend davon ab, die Bagels zu probieren:

Die neuen Snacks sind widerlich. Die Bagels sind nicht zumutbar, es ist eine Abzocke für 2,50 € […]

Pascal Schäfer, MeWi-Student

In der weiteren Beschreibung des Geschmackes der Bagels fallen die Worte: „feucht“, „kalt“ und „Pampe“.

Selbsttest und ein Blick auf die Inhaltsstoffe

Auch wenn uns davon abgeraten wurde, haben wir einen Selbsttest vorgenommen, um eins der neuen Produkte möglichst neutral zu bewerten. Wir wählten die einzige vegetarische Option der belegten Gebäcke, ein Bagel mit Frischkäsezubereitung. Der „Cream Cheese“-Belag erinnert optisch stark an Rasierschaum. Geschmacklich enttäuscht uns sowohl der schaumige Aufstrich als auch der kalte Bagel. Es fehlt eine frische Zutat, wie ein Salatblatt, um den künstlichen Nachgeschmack zu überdecken.

Die Konsistenz ist nicht überzeugend. Bild: Fiona Kunz
Inhaltsstoffe eines Bagels von freshcompany GmbH. Bild: Fiona Kunz

Der Aufstrich ist auf Frischkäsebasis, die genauen Inhalte dieser Basis werden nicht genannt. Weitere Bestandteile des Aufstrichs sind jedoch gelistet: Wasser, Stärke, modifizierte Stärke, Speisesalz, Dextrose, Aroma, Flohsamenschalen, Gewürze und der Konservierungsstoff Kaliumsorbat. Der Belag enthält also Stoffe, welche die Haltbarkeit verlängern sollen. Probiert haben wir den Bagel am 16. Januar 2024. Auf der Rückseite steht, dass das Produkt noch mindestens bis zum 24. Januar 2024 haltbar ist, also noch weitere acht Tage. Es ist jedoch nicht bekannt, wann der Bagel verpackt wurde. Dies gibt uns kein gutes Gefühl. Der Bagel beziehungsweise das Mehrkornkleingebäck mit Malzerzeugnissen, enthält ebenfalls Zucker und erinnert im Geschmack stark an ungetoasteten Toast.

Gründe für den Betreiberwechsel

Laut dem Studierendenwerk sei die Umstellung des Betreibers unumgänglich gewesen. In der Vergangenheit habe es zu oft technische Probleme mit den Geräten gegeben. Durch die Süsse Oase könne nun wieder „eine zuverlässige und flächendeckende Automatenversorgung“ gewährleistet werden, so Pressesprecher Phillipp Mang auf eine Anfrage der Kupferblau. In einer Mail an die Fachschaft Informatik wies Mang außerdem auf einen Personalengpass im Cafeterien-Team hin, der ebenfalls zu der Entscheidung beigetragen habe. 

Eine nachhaltige Entwicklung?

Auch nachhaltige Überlegungen hätten eine Rolle gespielt, so Mang weiter. In der Vergangenheit hätten oft größere Mengen an frisch belegten Brötchen weggeworfen werden müssen. Durch die länger haltbaren Snacks von Süsse Oase sei dieses Problem gelöst worden. 

Hinsichtlich einer Erweiterung des vegetarischen und veganen Angebots würde das StuWe bereits mit den neuen Betreibern in Austausch stehen, berichtet Mang.

Zu den Beschwerden der Studierenden äußert sich Mang folgendermaßen: „Wir sind uns bewusst, dass diese Umstellung für alle Nutzer*innen der Automatenstation eine Veränderung darstellt. […] Bitte seien Sie versichert, dass es weiterhin unser Ziel ist, allen Studierenden und Universitätsangehörigen eine möglichst gute Versorgung auf dem Sand zu bieten.“ Ob diese mit der Süssen Oase gegeben ist, lässt sich jedoch anzweifeln. 

Frisches Obst? Danach sucht man mittlerweile auch im Brechtbau vergeblich. Bild: Ann-Sophie Becker

Ausblick

Anfang diesen Jahres wird die Süsse Oase auch die Automaten in der Cafeteria Wilhelmstraße betreiben, so das StuWe. Die Fachschaft Informatik möchte die Entwicklungen auf dem Sand nicht in Kauf nehmen. Sie hat weitere Gespräche mit Vertreter*innen des StuWes sowie eine friedliche Protestaktion verbunden mit einer Infokampagne geplant. 

Beitragsbild: Fiona Kunz

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