Ein 2,3 Kilometer langer Tunnel wartet auf seine Genehmigung. Durch den Schindhaubasistunnel soll dann die neue B27 verlaufen. Über den Nutzen des Tunnels wird seit Jahrzehnten gestritten.
Seit 2004 laufen offiziell die Planungen für den Schindhaubasistunnel. Aktuell befindet sich der Tunnel im Genehmigungsverfahren. Die 2,3 Kilometer langen Tunnelröhren sollen von der Gartenstadt bis zum Tübinger Kreuz quer durch den Schindhau gebaut werden. Auf der vierspurigen Straße soll dann in dem Tunnel die Bundesstraße 27, die bislang durch die Tübinger Südstadt verläuft, umgeleitet werden. Man erhofft sich durch den Tunnelbau mehr Verkehrssicherheit sowie die Umweltbelastungen in der Südstadt zu reduzieren. Die Gesamtkosten für das Vorhaben werden auf knapp 340 Millionen Euro geschätzt. Die Kupferblau hat die Listen gefragt: „Soll der Schindhaubasistunnel gebaut werden?“
Tübinger Liste
Die Anwohner der Südstadt und der Stuttgarter Straße leiden unter einer ständigen Lärm-, Abgas- und Feinstaubbelastung. Um diese Belastungen auf ein Minimum zu reduzieren, muss der Schwerlast- und PKW-Verkehr ausgedünnt werden. Das ist effektiv nur mit dem Schindhaubasistunnel möglich. Mit diesem Tunnel wird der Verkehr um diese betroffenen Bereiche herumgeführt und es entsteht wieder ein lebenswertes Umfeld für Anwohner. Pförtnerampel, Tempo 30-Zone, Schwerlastverkehr auf die Schiene führen nicht zu den notwendigen Verbesserungen oder sind gar nicht umsetzbar. Durch den Rückbau der Stuttgarter Straße könnten dringend benötigte Flächen für die Stadtentwicklung und den Wohnungsbau in der Südstadt erschlossen werden. Des Weiteren wird durch den Tunnel der Verkehr aus dem Süden und von Stuttgart her nicht nur um Tübingen herumgeleitet, sondern der Verkehrsfluss und die Qualität des Verkehrsablaufes wird verbessert.
CDU
Wir fordern den sofortigen Baubeginn des Schindhaubasistunnels. Die Realisierung des Projekts und damit der Ausbau der B27 darf nicht weiter verzögert werden. Er ist neben dem Bau der Regionalstadtbahn das zentrale Verkehrsprojekt in der Region Neckar-Alb. Das Bauvorhaben dient der Stärkung der zentralen Nord-Süd-Verkehrsachse in unserer Region sowie der Reduzierung der Lärm- und Schadstoffbelastung zwischen dem Tübinger Kreuz und dem Bläsibad. Dem Projekt sind weitreichende Beratungen sowie Prüfungen auf Bundes- und Landesebene, Beschlüsse des Tübinger Gemeinderats und die Kommunikation mit den Anwohnern des Tübinger Südens vorangegangen.
Der Schindhaubasistunnel ist beschlossene Sache. Eine fortlaufende Verzögerung aus ideologischen Gründen untersagt sich deshalb. Dies gilt es auch seitens der Gegner des Projekts zu respektieren, um die demokratische Willensbildung in unserer Demokratie zu achten.
Die Linke
Der Klimaschutz verbietet Projekte, die zusätzlichen motorisierten Verkehr auslösen. Für den Straßenbau vorgesehene Mittel müssen in den Ausbau der Bahn fließen. Der Schindhaubasistunnel dient zur Entlastung der Anwohner:innen an der B 27. Ob er noch nötig ist, soll eine neue Bedarfserhebung klären. Die Anwohner:innen an der B 27 brauchen jetzt Entlastung von Lärm und Luftverschmutzung, deshalb haben wir uns im Gemeinderat für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 40 und zusätzliche Überwege eingesetzt.
FDP
Ja, der Schindhaubasistunnel im Süden Tübingens muss gebaut werden. Dies ist notwendig, um den Auto- und Lieferverkehr zu bewältigen und die Mobilität der Arbeitskräfte zu gewährleisten. Diese Entlastung für die Einpendler muss schnellstmöglich geschaffen werden. Mit den ursprünglich veranschlagten Kosten von 217,1 Millionen Euro (Stand 2014) wird ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von 4,8 erreicht, was auf eine hohe Förderfähigkeit hinweist. Auch bei mittlerweile gestiegenen Kosten wird das Kosten-Nutzen-Verhältnis weiterhin bei einem Wert über 1,0 bleiben. Zudem zeigt die gleitende Langfrist-Verkehrsprognose des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, dass die Gesamtverkehrsleistung auf der B27, insbesondere der LKW-Verkehr, bis 2051 deutlich zunehmen wird. Der Tunnel ist daher essentiell für die langfristige Verbesserung der Verkehrsbedingungen in der Region.
Demokratie in Bewegung
In Zeiten von Klimawandel und den damit dringend notwendigen Maßnahmen und neuen Konzepten in der Mobilität, kann es für uns nicht die Lösung sein, weiterhin auf den Ausbau des Individualverkehrs in Blechbüchsen zu setzen! Wir erachten daher das Projekt bzw. den Bau des Schindhaubasistunnel als anachronistisch, und lehnen diesen ab.
Klimaliste
Ein klares Nein von der Klimaliste. Als der Schindhaubasistunnel geplant wurde, schien er eine sinnvolle Lösung der Verkehrsprobleme in der Südstadt zu sein. Im Angesicht der Klimakrise ist der Tunnel aber nicht mehr zeitgemäß. Beim Bau würden Unmengen an CO2 freigesetzt und weitere Flächen versiegelt. Es entstünde eine Investitionsruine, bei der Geld und Ressourcen verschwendet würden für eine Infrastruktur, die so in Zukunft nicht mehr benötigt wird. Denn zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels von Paris ist es erforderlich, den motorisierten Individualverkehr bis 2035 auf die Hälfte zu reduzieren. Durch den Tunnel würde dieses Ziel konterkariert und stattdessen noch zusätzliches Verkehrsaufkommen erzeugt.
Statt noch 15 Jahre auf einen unnötigen Tunnel zu warten, brauchen die Menschen entlang der B27 endlich kurzfristige und klimafreundliche Sofortmaßnahmen, z.B. Pförtnerampeln, Tempo 30 und Querungshilfen oder P+R-Parkplätze am Stadtrand mit Shuttlebussen zum Bahnhof.
Die PARTEI / Stammtisch „Unser Huhn“
Ja, möglichst bald. Zwei Röhren für die Stadtbahn, eine für einen Schnellradweg. Die Stadtbahn wollen wir entlang der B27 zum Flughafenbahnhof bauen, damit man auf der Schiene nicht einen 71 km langen Umweg durchs Neckartal nach Stuttgart fahren muss.
AL/Grüne
Die Planungen zum Schindhaubasistunnel sind mehrere Jahrzehnte alt. 2002 gab es gute Gründe, den Tunnel im Tübinger Gemeinderat zu beschließen. Wir sind der Ansicht, dass die Planungen überprüft werden müssen. Die Belastung der Südstadt durch den Autoverkehr ist hoch, der Tunnel könnte für diesen Stadtteil eine Entlastung bringen, wobei sich ein Teil der Belastung mit dem Tunnel nach Lustnau verlagern würde. Allerdings wird es noch viele Jahre dauern, bis der Tunnel gebaut werden kann, Erleichterungen für die Südstadt braucht es früher. Der Bau des Tunnels erzeugt große Mengen CO2 und bedeutet Kosten von ca. 400 Millionen Euro, die primär den Autoverkehr fördern. Das muss angesichts des Zieles der Klimaneutralität hinterfragt werden. AL/Grüne haben durch einen Antrag im Gemeinderat erreicht, dass viele Aspekte rund um den Tunnelbau nochmals genauer untersucht werden. Sobald diese Informationen vorliegen, werden wir die Abwägung zwischen den Pro- und Kontra-Argumenten vornehmen.
SPD
Ja, da durch den Tunnel die Verkehrs-, Lärm- und Umweltbelastung in der Südstadt erheblich abnehmen wird. Zudem kann die Wohnbebauung der Südstadt vollendet werden und die jetzige Trennung des Stadtteils durch die B 27 hätte ein Ende. Die Verkehrssicherheit wird für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen erheblich verbessert. Insbesondere die Schüler:innen der Grundschule am Hechinger Eck und der Schulen im Feuerhägle müssten auf dem Schulweg keine Bundesstraße mehr queren. Zudem ist der Tunnel kein Projekt, von dem nur Tübingen profitiert, sondern eine Investition in die Infrastruktur der gesamten Region.
Vor der Kommunalwahl hat die Kupferblau den einzelnen Listen verschiedene Fragen zu Themen gestellt, die Tübingen bewegen. Die bereits vorausgegangenen Fragen:
Die Rechte an den Logos liegen bei den jeweiligen Listen.
Beitragsbild: Max Maucher