Stetig steigende Mieten und knapper Wohnraum sind auch in Tübingen eine ständige Diskussion. Über die Erschließung eines neuen Wohngebiets auf dem Saiben wird derzeit noch gestritten. Die Kupferblau hat die Listen nach ihren Vorschlägen gegen die Wohnungsnot gefragt.
Mieten in Städten sind allgemein teuer. In Tübingen liegt allein die Basismiete laut dem Mietspiegel bei 11,21 Euro pro Quadratmeter. Je nach Lage in der Stadt und Ausstattung der Wohnung können dann noch weitere Zuschläge oben drauf kommen. Damit liegen Mietpreise in der Universitätsstadt deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 8,30 Euro pro Quadratmeter. Auch WGs sind in der Stadt teuer. Zwischen 400 und 600 Euro müssen Studierende oftmals für ein Zimmer auf den Tisch legen. Die Kupferblau hat daher die Listen gefragt: „Wie wollen Sie mit den hohen Mieten und dem Wohnraummangel umgehen?“
SPD
Die Stadt muss zum einen entschieden gegen Mietwucher und Leerstand vorgehen, u.a. durch eine Milieuschutzsatzung für die Südstadt und konsequenteres Auftreten gegenüber Vermietern, die illegal handeln. Gleichzeitig muss deutlich mehr gebaut werden. Wir wollen dabei endlich einen echten großen Wurf wagen und jetzt mit den Planungen für einen neuen Stadtteil auf dem Saiben beginnen, damit dieser zügig entstehen kann. Zwischen Derendingen und Weilheim können dort durch gemeinwohlorientierte Träger geförderte Mietwohnungen und genossenschaftliche Projekte für 3.000 bis 3.500 Menschen entstehen – ökologische und soziale Modellprojekte. Parallel müssen die Innenverdichtung sowie Bauprojekte in den Teilorten weiter vorangetrieben werden. Auch für Studierende muss mehr Wohnraum geschaffen werden: Wir hoffen, dass durch den Wechsel an der Spitze des Studierendenwerks nun endlich Schwung in den Bau von Wohnheimen kommt und wollen, dass die Stadt hier weiter Druck auf das StuWe ausübt.
Tübinger Liste
Es ist darauf hinzuwirken, dass verfügbarer Wohnraum mit allen der Stadt zur Verfügung stehenden verhältnismäßigen Mitteln aktiviert wird. Soweit Wohnraum wegen Sanierungsrückständen oder wegen anderer Nutzung nicht dem Wohnungsmarkt zur Verfügung steht, sollen Sanierung und Dachgeschossausbau erleichtert werden. Ohne Neubau ist der Bedarf aber nicht abdeckbar. Vorrangig gilt es die städtische Wohnbaugesellschaft GWG zu stärken, damit sie ihren Auftrag insbesondere zu sozialem Wohnungsbau erfüllen kann. Außerdem muss das Studierendenwerk neue Wohnheime errichten. Auch die Eigentumsbildung weiter Kreise der Bevölkerung sollte ermöglicht werden, um vor allem Familien und Beschäftigen in Tübingen eine Heimat zu geben. Nachdem die Grenzen der Innenverdichtung erreicht oder gar überschritten sind, sind neue, ökologisch ausgerichtete Wohngebiete vorrangig in den Teilorten und im Saiben zu planen. Alle diese Maßnahmen können dazu beitragen, den Anstieg der Mietpreise zu dämpfen.
CDU
Wir können in Tübingen nach der Maxime der Sozialen Marktwirtschaft die Mieten nur dauerhaft senken, wenn das Angebot die Nachfrage deckt. Daher müssen wir in Tübingen mehr bauen, etwa auf dem Saiben. Insgesamt gilt es jedoch, nachhaltig und verantwortungsvoll mit den verfügbaren Flächen zu wirtschaften sowie die notwendige Infrastruktur an das Wachstum anzupassen. Eine höhere Flächeneffizienz kann etwa durch eine angepasste Wohnungsaufteilung, wie auch die Aufstockung von Gebäuden erreicht werden, die wir ermöglichen wollen. So wird zusätzlicher Wohnraum geschaffen, ohne dass neue Flächen versiegelt werden müssen. Die Bebauung muss angemessenes und bezahlbares Wohnen in jedem Alter und jeder Lebensphase ermöglichen. Dazu gehören Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser für Familien ebenso wie der Geschosswohnungsbau, „Tiny Houses“, Mitarbeiterwohnungen, Mehrgenerationen-Modelle und Senioren-WG‘s. Studentenwohnungen müssen zügig von dem StuWe auf vorgesehenen Flächen ausgebaut werden.
Die Linke
Wohnen ist ein Menschenrecht. Alle Menschen, die in Tübingen leben, studieren und arbeiten, müssen hier wieder bezahlbaren Wohnraum finden. Das Problem: Für knapp 30.000 Studierende gibt es gerade einmal 3.700 Wohnheimplätze. Viele Studierende müssen auf WGs auf dem privaten Wohnungsmarkt ausweichen und konkurrieren dort mit Familien um große Wohnungen. Dass Studierendendorf in WHO wollen wir erweitern. Auch auf dem Schiebeparkplatz können Studiwohnheime gebaut werden. Wir wollen, dass die Stadt wieder selbst eine zentrale wohnungspolitische Akteurin wird. Auf den wenigen noch verbleibenden städtischen Baugebieten sollen bezahlbare Mietwohnungen gebaut werden. Boden ist ein öffentliches Gut, Spekulation damit verteuert das Wohnen. Deshalb sollen städtische Grundstücke nicht mehr verkauft, sondern von der Stadt bebaut oder in Erbpacht an gemeinwohlorientierte Akteurinnen wie die GWG, Genossenschaften, selbstverwaltete Wohnprojekte oder gemeinwohlorientierte Unternehmen vergeben werden.
FDP
Wir brauchen dringend mehr Wohnraum in Tübingen, um dem Druck auf dem Miet- und Wohnungsmarkt entgegenzuwirken. Dabei spielt die Bebauung des Saibens eine wesentliche Rolle. Potenziale sehen wir auch in der Weiterverdichtung, im Geschossausbau und im Schließen von Baulücken, wobei hier die ökologische Nachhaltigkeit zentral ist. Einen besonderen Stellenwert hat für uns eine lebensphasenübergreifende Wohnungsbaupolitik, etwa für studentisches Wohnen, Wohnraum für Familien und altersgerechten Wohnraum. Bei Neubauten setzen wir auf vorausschauende Architektur und den Umbau von vorhandenen Wohnungen in altersgerechten Wohnraum. Unser Ziel ist es, kleinere Einheiten für Seniorenwohnen in jedem Quartier und in allen Teilorten zu ermöglichen und die dafür notwendige Infrastruktur bereitzustellen. Ebenfalls geplant ist der Ausbau von Begegnungsräumen, wie den von ehrenamtlichen Akteuren getragenen Stadtteiltreffs.
Demokratie in Bewegung
Wohnen erachten wir von DiB als Grundrecht! Im Austausch mit dem Land müssen Leerstände in unserer Stadt geprüft, und damit vorhandene Gebäude als sozialer Wohnraum genutzt werden. Wohnraum darf nicht als kapitalistisches Spekulationsobjekt herhalten! Im Kontext des Klimawandels und den dafür notwendigen Maßnahmen lehnen wir Flächenversiegelung und das zeitnahe Bebauen des Saiben ab. Weiter sehen wir im Konzept „Clusterwohnen“ (abgeschlossene barrierefreie eigene Wohnung plus Gemeinschaftsbereich für Begegnungen) Potential, im Speziellen für altersgerechtes Wohnen und sozialer Teilhabe. Da vor allem ältere alleinstehende Menschen ihre Wohnung und Eigentum nicht aufgeben wollen, liegt hier die Chance für Veränderung, wenn Menschen bessere Alternativen geboten werden! Der Gedanke, Wohnraum für Familien mit Kindern frei zu machen, schafft dem Abgebenden ein Gefühl sozialer Wärme und im guten Fall neue Beziehungen. Wir von DiB wollen den Raum des Austausches dafür schaffen!
Klimaliste
Gegen die Nachfrage nach Wohnraum können wir langfristig nicht anbauen. Neubaugebiete, z.B. im Saiben, werden die Preise nicht senken, stattdessen verschärfen sie Artensterben und Klimakrise durch Flächenversiegelung – für uns sind sie deshalb keine Option.
Den Wohnraummangel müssen wir im Bestand und im Innenbereich angehen, durch mehr geförderte und preisgedämpfte Wohnungen im Bestand, entschlossenes Handeln gegen Leerstand und Zweckentfremdung, Um- und Ausbau, qualifizierte Nachverdichtung, Wohnungstausch und gemeinschaftliche Wohnkonzepte.
Gemeinwohlorientierte Wohnungsunternehmen, Projekte und Genossenschaften müssen insgesamt gestärkt werden. Sie verhindern Spekulation und wirken mit preisgünstigem Wohnraum langfristig dämpfend auf den Mietspiegel.
Die PARTEI / Stammtisch “Unser Huhn”
Unser Vorschlag, die Uni unter die Erde zu verlegen hat sich bislang keine Mehrheit gefunden. Besser sieht es aus bei unserer damit verbundenen Forderung nach hohen Hochhäusern – höher als die Elfenbeintürme der Morgenstelle – um flächensparend Wohnraum zu schaffen und den Siedlungsdruck in den Ortschaften um Tübingen herum zu verringern, wo weiterhin überwiegend Einfamlienhaus-Zersiedlung praktiziert wird. Gerade Ökos sollten verstehen, dass es ökologischer ist, Tübingen zu vergrößern und zu verdichten, weil Verkehr und rücksichtslose Flächenvergeudung im Umland dadurch vermieden wird.
AL/Grüne
In Tübingen wird einiges gegen den Wohnraummangel getan. Die Stadt geht gegen Leerstand vor, sie berät ältere Menschen beim Umzug in kleine Wohnungen, sie unterstützt Vermieter*innen bei der Wohnungsvermietung an Geflüchtete. Die städtische Wohnbaugesellschaft GWG baut bezahlbare Wohnungen. Trotz dieser Anstrengung steigen die Mieten, Wohnraum bleibt knapp, es muss weitergebaut werden. Allerdings müssen gemeinwohlorientierte Projekte z.B. Genossenschaften bei der Grundstückvergabe stärker zum Zuge kommen. Wir haben einen Antrag gestellt, dass die GWG ein Azubi-Wohnheim baut, und fordern das Studierendenwerk auf, endlich wieder in den Wohnheimbau einzusteigen. Grundstücke stellt die Stadt zur Verfügung. Nach wie vor gilt nachhaltige Innen- vor Außenentwicklung. In der Weststadt, der Marienburgerstraße, den Mühlbachäckern, auf WHO gibt es Flächen für 2.000 Wohnungen. Den Saiben rühren wir nicht an, wir wollen ihn der nächsten Generation unbebaut übergeben.
Die Rechte an den Logos liegen bei den jeweiligen Listen.
Beitragsbild: Katja Anokhina auf Unsplash (Foto),
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