Satire

Da er ja sowieso immer wiedergewählt wird: Boris Palmer soll zum König Tübingens auf Lebzeit ernannt werden

Tübingen hat gewählt und so wie es aussieht hat Deutschlands umstrittenster Oberbürgermeister es ein weiteres Mal geschafft, eine Mehrheit der Wähler*Innenstimmen für sich zu gewinnen. Das hat weitreichende Konsequenzen. Denn aufgrund der konstant hohen Unterstützung für Boris Palmer glauben Stadt und Landesregierung, dass man sich zukünftige Oberbürgermeisterwahlen ganz sparen kann. Der Kupferblau liegen exklusive Informationen vor, demnach Boris Palmer daher zum König Tübingens auf Lebzeit ernannt werden soll. Die letztwöchige Oberbürgermeisterwahl wäre dann auf absehbare Zeit die letzte ihrer Art, zumindest bis zum Tod seiner Majestät Boris I. – möge er ewig leben!

„Solche Wahlen sind ja auch nicht gerade billig.“ begründet ein Sprecher der Stadtverwaltung das gewagte Vorhaben gegenüber der Kupferblau. „Man muss auch bedenken, dass die Leute nach sechzehn Jahren Amtszeit von Boris Palmer, am Sonntag nur wählen gegangen sind, um ihn dann nochmal für weitere acht Jahre im Amt zu bestätigen. Da stellt sich schon die Frage, wozu es die Wahlen überhaupt noch braucht und warum man Palmer nicht einfach bis auf weiteres zum Amtsinhaber ernennt, wenn am Ende sowieso das Gleiche dabei herauskommt.“

Dass allerdings rechtliche Hürden bestünden, die es erschweren das Amt der Oberbürgermeisters ohne zeitliche Begrenzungen zu vergeben, sei schon vor längerem die Idee aufgekommen, diese zu umgehen, indem man Tübingen bei einer Wiederwahl von Palmer in eine semi-autonome Monarchie mit ihm als obersten Souverän und Monarchen umwandele.

Nach Informationen der Kupferblau unterstützt die Landesregierung die Pläne ausdrücklich. Dies sei auch deshalb der Fall, so ist der Sprecher der Stadtverwaltung bereit unter der Hand zuzugeben, weil offenbar einige Grünen-Mitglieder der Landesregierung bereit sind alles Erdenkliche zu tun, um nur endlich den Störenfried Palmer aus ihrer Partei loszuwerden. Als Monarch, der Kraft Gottes und nicht Kraft der Wählerschaft im Amt ist, hätte eine Parteimitgliedschaft für seine Majestät Boris I. wohl kaum einen Nutzen. Dies könnte ihn vielleicht dazu bewegen auf seine Mitgliedschaft bei den Grünen von sich aus zu verzichten, so die Hoffnung. Seine Majestät Boris I. – in Tübingen und ganz Deutschland seit je her bekannt als Inbegriff von Bescheidenheit – habe sich dabei schon früh daran interessiert gezeigt, Tübingen als  Alleinherrscher regieren zu dürfen.

Ebenfalls bislang noch unklar ist, wie sich Boris I. seiner Königswürde entsprechend fortan zu kleiden gedenkt. Nach dieser Konzeptzeichnung eines engen Mitarbeiters und angehenden Kämmerers seiner Majestät wünscht Boris I. sich auf jeden Fall mit Insignien zu zeigen, durch die sein Status als „stets siegreicher Feldherr gegen linken Wokeismus und Cancel Culture“, klar zu erkennen sind.

Städtebauliche Veränderungen sind geplant. Thronsaal und Pranger sollen so bald wie möglich errichtet werden

Eine Reihe von städtebaulichen Veränderungen sind bereits in Planung, um die Stadt auf den Herrschaftsantritt seiner Majestät Boris I. vorzubereiten. So soll im Schloss Hohentübingen, dem neuen königlichen Amtssitz, ein prachtvoller Thronsaal errichtet werden. In diesem können dann zukünftige Bittsteller*Innen Boris I. ihre Aufwartung machen. Fortan sind zudem Beleidigungen und Verleumdungen seine Majestät Boris I. innerhalb des Stadtgebiets Tübingen strikt untersagt. Bei Zuwiderhandlungen droht ein Einschließen am Pranger der – eine weitere der geplanten städtebaulichen Veränderungen – für sämtliche Subjekte seiner Majestät Boris I. gut einsehbar auf dem Marktplatz errichtet werden soll.

Es sind jedoch noch nicht alle rechtlichen Details geklärt. So ist bislang noch unklar, ob die Königswürde seiner Majestät Boris I. – möge er ewig leben – nach dessen Ableben auf Nachkommen übergehen könnte. Wäre dies der Fall, ist dies womöglich nur der Beginn einer neuen Dynastie, der Palmeriden. Dies und andere Fragen werden gerade aber noch geklärt, wie ein Sprecher der Landesregierung auf Anfrage der Kupferblau bekannt gab.

Das Schloss Hohentübingen. Von hier aus gedenkt Boris I. fortan als Alleinherrscher von Tübingen zu residieren.

Was für ein Monarch wird Boris I. sein? Historikerin ist zuversichtlich: Sich für besser und schlauer als alle anderen zu halten seien gute Startvoraussetzung

Doch als was für ein Monarch wird Boris I. in die Geschichte eingehen? Aus Sicht der Historikerin Dr. Anna Klein, die am Institut Für Geschichtswissenschaft der Uni Tübingen zu Adelsdynastien in Süddeutschland forscht, spricht vieles dafür, dass sich Boris I. als würdiger König erweisen wird. Immerhin habe er bereits die Charakterzüge eines typischen Monarchen, denn so Dr. Klein: „Die Idee, aus der heraus sich Monarchien und Aristokratien legitimieren, besagt im Kern, dass es eine kleine Minderheit von Adeligen gibt, die der Mehrheit des nicht-adeligen Pöbels überlegen sind und daher auch zu recht das Privileg innehaben über diese zu herrschen.“ Da seine Majestät Boris I. in der Vergangenheit bereits wiederholt gezeigt habe, dass er sich für besser und schlauer als alle anderen halte, glaube sie daher, dass er sich in der Rolle eines königlichen Alleinherrscher zumindest charakterlich aller Wahrscheinlichkeit nach sehr gut zurechtfinden werde.

Hinweis:  Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Satire-Beitrag. Personen und Ereignisse, die in diesem Beitrag genannt oder über die berichtet werden, sind überspitzt dargestellt oder frei erfunden.

 Fotos: Wikimedia Commons, Carolin Schmiedgen

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